BundesratStenographisches Protokoll836. Sitzung / Seite 87

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schiedlichen Bedürfnisse, auf diese Individualitäten, die wir immer wieder in den Vordergrund stellen, eingehen muss. Aber nur so können wir auch dafür sorgen, dass der Wohlstand, den wir gegenwärtig haben, auch gesichert wird. Österreich verfügt nicht über weiß Gott wie viele Bodenschätze. Das einzige Potenzial, das wir haben, liegt hier oben, und das kann man nur bestmöglich ausschöpfen, indem man unseren Kindern – und das sind unsere Kinder, egal, von wo sie herkommen – die bestmögliche Bildung zukommen lässt. (Bundesrat Perhab: Der Schüler muss schon lernen wollen!) – Natürlich muss er das wollen. Das ist ja genauso wie bei einem Arbeiter. Du bist ein Gastronom. Wenn du jemanden anstellst, wirst du ihn auch anstellen, weil er „hackeln“ will und nicht in deiner Küche herumstehen will.

Natürlich ist es immer eine Frage von Angebot und Nachfrage. Aber wir, die Gesell­schaft, müssen die entsprechenden Angebote anbieten. Es ist eine Holschuld der Leute, diese Angebote dann auch in Anspruch zu nehmen. Überall dort – egal in welcher Region –, wo das Angebot passt, nehmen es die Leute auch an, gerade die Migranten und Migrantinnen. Es kommt ja keiner und sagt: Nein, mich interessiert das alles nicht, ich will ja nichts machen. Im Gegenteil: Ich habe mit UMF jahrelang gearbeitet, und die möchten lernen, die möchten arbeiten, nur die rechtliche Lage lässt es nicht zu, außer sie unterliegen der Schulpflicht, dann müssen sie ja in die Schule gehen.

Das heißt, hier gibt es meines Erachtens noch sehr, sehr viel zu tun. Wir müssen an den Rahmenbedingungen für unsere Pädagogen und Pädagoginnen arbeiten. Es kann nicht sein, dass jährlich 8 000 Schülerinnen und Schüler die Schule verlassen und nicht sinnerfassend lesen und schreiben können. Dass das die zukünftigen Sozial­hilfeempfänger sind, liegt klar auf der Hand. Das ist ja vorprogrammiert. Eine gute Ausbildung, ein hoher Qualifizierungsgrad ist natürlich kein Schutz vor Arbeitslosigkeit. Das kann niemand behaupten. Aber die Wahrscheinlichkeit, von Arbeitslosigkeit betroffen zu sein, ist wesentlich geringer, je höher der Ausbildungsgrad ist beziehungs­weise je mehr Ausbildungen und Qualifizierungen man hat. Darum müssen wir uns da in diesem Bereich noch massiv anstrengen.

Ich finde es wirklich beschämend, Frau Ministerin – ich komme als Integrations­botschafter in sehr viele Schulen –, wenn sich drei, vier PädagogInnen einen Arbeits­platz so groß wie dieses Rednerpult teilen müssen, wenn in manchen Konferenz­zim­mern nur ein Computer für sieben, acht PädagogInnen zur Verfügung steht, wenn teilweise nicht einmal ein Internetzugang vorhanden ist und, und, und. Das heißt, wir müssen hier an vielen, vielen Ebenen ansetzen, damit wir ein gutes Umfeld für die LehrerInnen, für die SchülerInnen, aber auch für die Eltern schaffen.

Dass man den Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, den Pflicht­schulabschluss nicht machen konnten, die Möglichkeit bietet, dass sie das im späteren Leben erledigen können, das finde ich absolut wichtig und richtig. Österreich ist im Bereich der dualen Ausbildung federführend, und viele Länder kupfern dieses System von uns ab und implementieren es in ihre eigenen Bildungslandschaften. Und ich bin der festen Überzeugung, dass auch diese Möglichkeit eines späten Pflicht­schulab­schlusses ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung ist. Wir werden deshalb dem selbstverständlich zustimmen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei Grünen, SPÖ und ÖVP.)

14.08


Präsidentin Ana Blatnik: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mag. Gruber-Pruner. – Bitte.

 


14.08.22

Bundesrätin Mag. Daniela Gruber-Pruner (SPÖ, Wien): Sehr geehrte Frau Präsi­dentin! Liebe Frau Ministerin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich begrüße die


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