BundesratStenographisches Protokoll837. Sitzung / Seite 53

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Ich glaube, dass die Kultur insgesamt eine wichtige Klammer für das europäische Be­wusstsein und für die europäische Identität ist. Daher ist das, denke ich, eine ganz wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung der europäischen Gesinnung, der euro­päischen Projekte und der europäischen Kulturpolitik insgesamt. Damit können sehr wertvolle Dienste für das Europabewusstsein geleistet werden.

Ganz wichtig ist: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Und wenn wir diese Stand­ortbestimmung erfolgreich bestehen, tun wir uns wesentlich leichter mit unserer Identi­tät.

Wir dürfen dieses kulturelle Erbe, das auch wesentlich ausstrahlt auf den wirtschaftli­chen Bereich, den Tourismus, die Pädagogik, das Museumswesen und so weiter – ich brauche das hier nicht im Detail auszuführen –, nicht verspielen.

Man kann sagen, dass es das Denkmalschutzgesetz aus dem Jahre 1923 gibt. Aber in der Zwischenzeit hat sich so viel verändert, und die Entwicklung ist rasant erfolgt. Wenn Sie über das Land fahren, sehen Sie häufig bei Baustellen oder bei frisch ge­pflügten Äckern, dass Leute mit Sonden drübergehen und für private Sammlungen nach Münzen suchen und so weiter. Diese Funde sind in den meisten Fällen für ewige Zeiten verloren, verschwunden, sie werden nicht gemeldet, nicht dokumentiert, stehen der Wissenschaft nicht mehr zur Verfügung, das ist unwiederbringlich.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit diesen beiden Abkommen, die nach den beiden Städten Valetta und Faro, in denen sie abgeschlossen wurden, benannt sind, soll hier ein neues Fundament gelegt werden.

Wir wissen, dass in Österreich täglich etwa 22,4 Hektar Boden verbraucht werden – täglich!, das muss man sich vorstellen –, das heißt, Boden gepflügt und umgeackert wird, und zwar nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch für Baumaßnahmen, In­frastrukturmaßnahmen, Straßenbau, Bahnbau, öffentliche Einrichtungen et cetera, da­her müssen wir uns unserer kulturpolitischen Verantwortung stellen.

Ich glaube, dieses Abkommen ist der richtige Schritt in die richtige Richtung, und möch-
te das etwas konkretisieren, weil ich meine, dass das auch uns in den Ländern und in der Länderkammer enorm zu interessieren hat. Ich mache das an einem Beispiel im Bundesland Oberösterreich fest.

Wir haben vor, im Jahr 2018 eine Landesausstellung unter dem Motto „Welterbe Do­naulimes“ auszurichten, bei der der Scheinwerfer auf diese Agenden und auf diese Er­eignisse gerichtet wird. Wir haben da natürlich Probleme mit der Unterschutzstellung, weil das einfach nicht geordnet ist, raumordnungsmäßig, naturschutzmäßig nicht ent­sprechend in den Gesetzen verankert ist. Und wir müssen da von unten beginnen und können nicht von oben etwas draufpfropfen.

Für das Jahr 2020 ist eine Landesausstellung zum Thema Pfahlbauten geplant, ein hochinteressantes Thema. Sie werden öfter in verschiedenen Sendern archäologische Filme sehen – die haben eine ganz hohe Einschaltquote und erregen großes Interesse. Egal, ob sie in Europa gemacht werden oder in Peru, in Lima, in Asien oder anderswo, das schafft Identität.

Ich glaube, dass diese Aktionen und diese Ereignisse hervorragende Botschafter für unser Österreich, für unsere kulturelle Vergangenheit sind, und freue mich, dass diese Abkommen dazu beitragen, dieses Bewusstsein auch in die Breite zu tragen, dass sich Leute beteiligen können an diesem Prozess.

Es gibt zum Beispiel in Oberösterreich den Verein Archaeo Publica, wo Privatleute, Mit­glieder der Zivilgesellschaft sich beteiligen können und mithelfen können, dieses Erbe vor den Vorhang zu holen und wissenschaftlich zu bearbeiten.

 


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