Ich glaube, das ist ein typisches Beispiel dafür, wo wir Europa greifbar machen können: „Welterbe Donaulimes“ – von Regensburg über Oberösterreich, Niederösterreich, Wien, die Balkanstaaten bis zum Schwarzen Meer. Früher war der Limes eine Militärgrenze, heute haben wir die Chance, aus dieser Militärgrenze ein Friedensdenkmal Europas zu machen, um neue Identität für Europa zu schaffen. Das ist eine Klammer, die uns zusammenhält, die uns auch ein entsprechendes Bewusstsein verschafft.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, abschließend: Europa muss sich auf das besinnen, was uns zusammenhält, nicht auf das, was uns trennt – das muss man auch im Fokus haben, aber wir sollten den Schwerpunkt auf das legen, was uns zusammenhält.
Europa muss mehr sein als eine ökonomische, eine wirtschaftliche Idee. Europa muss mehr sein als der Euro. Und Europa muss wirklich einen gewissen Möglichkeitssinn entwickeln für diese sensiblen Materien im Bereich der Kultur.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Europa braucht eine eigene kulturelle Identität, die es zusammenhält, und Europa sollte sich anhand dieses kulturellen Erbes gemeinsame Ziele setzen und gemeinsame Projekte vornehmen, weil es uns auch von der Politik her leichter fällt, anhand dieser konkreten Beispiele die europäische Gesinnung entsprechend weiterzuentwickeln.
Aber, das muss auch gesagt sein, Verträge alleine nützen nichts, das ist reines Papier. Da muss man auch Praktisches dazu tun. Ich habe einige Beispiele genannt, Stichwort: Ausstellungen, Stichwort: Bürgerbeteiligung beim archäologischen Erbe. – Das ist, glaube ich, der richtige Weg.
Der Donauraum ist ein weiteres Thema, das uns verbindet. Das ist der richtige Schritt, wenn es darum geht, unser Welterbe auch für den Europagedanken verbindend zu nutzen, und deshalb bedanke ich mich, dass dieses Übereinkommen ratifiziert werden kann. Andere Länder sind uns da schon weit voraus. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)
11.40
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Nun gelangt Herr Bundesrat Schennach zu Wort. – Bitte.
11.40
Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister Kurz! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Diese beiden Übereinkommen des Europarates sind wirklich sehr spannend, weil sie sich auch von einem ganz anderen Ansatz nähern.
Der Europarat ist die Institution für Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit. Nun kommen – Gottfried Kneifel hat es ja schon mit seinen Worten angedeutet – zwei Übereinkommen: eines zum Schutz des archäologischen Erbes und eines über den Wert des Kulturerbes für die Gesellschaft. Der Europarat sieht das Weltkulturerbe als einen fundamentalen Bestandteil der menschlichen Entwicklung und damit der demokratischen Entwicklung einer Gesellschaft an. Das ist – sozusagen vom Philosophischen her – ein ganz anderer Begriff, der hier in die Debatte eingebracht wird.
Vor allem betrachtet der Europarat die Teilhabe jedes einzelnen Menschen am kulturellen Erbe als ein Menschenrecht. Das ist ja auch immer wieder eine Debatte, wenn wir zum Beispiel über Mindestsicherung und was alles zur Mindestsicherung gehört reden: dass die Teilnahme am kulturellen Leben etwas ist, was eine Gesellschaft ihren Bürgern und Bürgerinnen zu gewähren und sicherzustellen hat, also auch gegenüber Menschen, die sozial, gesellschaftlich benachteiligt sind.
In diesem Rahmenübereinkommen wird auch festgehalten, dass jeder Mensch das Recht hat, sich mit dem Kulturerbe, unserem gemeinsamen Kulturerbe, zu befassen, allerdings sei dabei auch auf die Rechte und die Freiheiten anderer zu achten. Diese
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