Diese Verhaltensänderung hat viele Ursachen, es ist nicht nur eine Modeerscheinung und nicht nur ein österreichisches Phänomen. Wenn die Abwanderung vom Land in die Städte im Ausmaß der letzten Jahre anhält, so wird sich der Anteil der in den Städten wohnenden Bevölkerung in 20 Jahren umdrehen. Es werden also 60 Prozent in den Städten wohnen und nur mehr 40 Prozent im ländlichen Raum. Dieser Trend ist in allen größeren Städten weltweit zu beobachten.
Die Ursache dieser Entwicklung ist auch weltweit fast die gleiche. Das Einkommen in den Städten liegt im Durchschnitt um 20 Prozent höher als das auf dem Lande. Die Einkommensstatistik bestätigt diese Unterschiede bereits über Jahrzehnte. Bei den Frauen ist der Unterschied noch wesentlich größer.
Die Chancen auf eine gute Ausbildung und damit die Aussicht auf ein höheres Einkommen sind in den Städten wesentlich besser. Der Akademikeranteil ist in den Städten fast zehnmal höher als auf dem Lande. Kulturelle Angebote in den Städten sind mit jenen im ländlichen Raum nicht zu vergleichen, und jene im städtischen Bereich werden zum größten Teil aus Steuergeldern finanziert. (Vizepräsidentin Posch-Gruska übernimmt den Vorsitz.)
Beim öffentlichen Verkehr gibt es riesige Unterschiede zwischen den Städten und den ländlichen Gemeinden. In kleinen Gemeinden sind öffentliche Verkehrsmittel fast nicht vorhanden, oder der Fahrplan ist aus finanziellen oder aus Auslastungsgründen äußerst dünn.
Der Drang nach einer besseren Ausbildung hat auch auf dem Land Einzug gehalten, allerdings kehren die jungen Ausgebildeten nicht mehr in die Heimat zurück. Zum einen haben diese die bereits erwähnten Vorteile einer Stadt, die besseren Angebote bei Kultur, Bildung und öffentlichem Verkehr erkannt. Zum anderen schätzen viele junge Menschen auch die Anonymität in einer großen Stadt. Viele junge Menschen haben dadurch weniger Kontrolle durch die Eltern, weniger Einfluss durch die Verwandten und die Unabhängigkeit von Bekannten und Freunden. Nur selten gibt es auf dem Land der Ausbildung entsprechende Jobangebote, da die gut dotierten Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst, in der Forschung und Entwicklung sowie in der höheren Dienstleitung und Verwaltung meistens in den Zentren zu finden sind.
Diese Entwicklung wird durch die Auflösung von Post- und Polizeistellen, von Kasernen und Schulen verstärkt. Die Tiroler schimpfen auf die Wiener Zentralisten, obwohl die Zentralisierung in unserem Bundesland, sehr wahrscheinlich in allen Bundesländern, ebenfalls vollzogen wird.
Die Bezirksstädte tragen zur Zentralisierung bei, indem die Nahversorgung und die ärztliche Versorgung nur mehr in großen Einheiten und Zentren zusammengefasst werden. Lebensmittelgeschäfte auf dem Land sperren zu, Landarztpraxen sind nur schwer nachzubesetzen. In Gemeinden mit mehreren Fraktionen und Ortsteilen wird durch die Schließung von Kleinschulen ebenfalls zentralisiert. Schulen und Kindergärten werden zusammengelegt. Deshalb merkt man auch die Abwanderung innerhalb der Gemeinden von den kleinen Fraktionen in die Ortszentren, von den kleinen Gemeinden in die Bezirksstädte, von den Bezirken in die Landeshauptstädte, von den Bundesländern in die Bundeshauptstadt.
Interessanterweise findet auch eine Abwanderung von den Seitentälern in die mit Autobahnen und Bahnen besonders gut erschlossenen Orte statt. Eine Studie über Abwanderung in Südtirol ergab das gleiche Ergebnis. Damit scheint der Spruch unseres Altlandeshauptmannes Wallnöfer aus den 1960er Jahren: Wo Verkehr ist, da ist Leben!, bestätigt zu sein. (Zwischenruf bei der ÖVP.)
Die Schönheit der Natur im ländlichen Raum ist nicht mehr in der Lage, diese Nachteile auszugleichen, man kann ja ohnehin am Wochenende hinaus aufs Land fahren. Die
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