BundesratStenographisches Protokoll838. Sitzung / Seite 32

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Nun zur Beschäftigung in Kärnten: 1995 gab es im landwirtschaftlichen Bereich 52 664 Be­schäftigte, 2013 waren es 38 811. Das ist ein Minus von fast 14 000 Beschäftigten oder 26 Prozent. Wenn wir die Entwicklung von 1970 bis 2013 betrachten, so sehen wir, dass in Kärnten von 60 200 Beschäftigten im landwirtschaftlichen Bereich nur mehr 38 800 übriggeblieben sind. Das ist ein Minus von 21 400 Beschäftigten oder 35 Pro­zent.

In Österreich hat sich in den letzten zehn Jahren, von 2004 auf 2014, die Zahl der Ar­beitsplätze am Bauernhof von etwa 151 000 auf etwa 120 000 reduziert, das sind ganz genau 30 442 – oder 20 Prozent – weniger Arbeitsplätze.

Das ist ein Entwicklungsprozess, der natürlich durch die Technisierung der Landwirt­schaft, durch die sogenannte Optimierung und durch den Wettbewerbsdruck, den auch die Landwirtschaft hat, ein Faktum ist. Diese Beschäftigten drängen aber ganz beson­ders in die Zentralregionen und dort auf den Arbeitsmarkt, und in Österreich gibt es 2015 Rekordarbeitslosigkeit. Die im ländlichen Raum verloren gegangenen Arbeits­plätze kann auch der Zentralraum nicht mehr auffangen. Das ist das Dilemma, das wir haben. Und so gesehen ist es einmal ein Faktum, dass es, wie man an der dramati­schen aktuellen Arbeitsmarktentwicklung ablesen kann, leider so weitergeht.

Auch die Einkommen pro Arbeitskraft haben sich ja verschlechtert, in den letzten drei Jahren hat die bäuerliche Wertschöpfung wieder abgenommen. Wir hatten 2007 pro Beschäftigtem eine Wertschöpfung von 124 €, im Krisenjahr 2009 91 €, das ist dann 2011 wieder auf 129 € gestiegen, in den letzten drei Jahren aber wieder auf 105 € ge­sunken. Das heißt, auch die Einkommenssituation hat sich in der Landwirtschaft mas­siv verschlechtert.

Zum Außenhandel: Die österreichische Landwirtschaft hat 2005 um 6 Milliarden € ex­portiert und um 6,3 Milliarden € importiert, das ergibt ein Handelsbilanzdefizit von 300 Mil­lionen €. 2014 haben wir – in erster Linie wohl dank Red Bull – um 9,7 Milliarden € ex­portiert, aber um 10,7 Milliarden € importiert, das heißt 1 Milliarde € Handelsbilanzdefi­zit an agrarischen Produkten. Von 2005 bis 2014 hat sich das Handelsbilanzdefizit von 300 Millionen auf 1 Milliarde € zulasten Österreichs erhöht. Oh glückliches Agrar-Öster­reich!

Ich habe am 31. Jänner einen Testkauf in einem Einkaufsmarkt in meiner Bezirksstadt gemacht und habe einmal versucht, auch die Wettbewerbssituation am Agrarmarkt ein wenig zu hinterfragen. Ich habe einen Schärdinger Käse, einen Gouda, gekauft. 150 Gramm kosten 2,25 €. Diese Handelskette hat aber auch Billigkäse im Angebot, ebenfalls einen Gouda, 400 Gramm um 2,39 €. 400 Gramm! Das heißt, 400 Gramm Schärdinger Gouda kosten 6 €, 400 Gramm Gouda aus der EU, nicht aus Österreich, kosten in einem österreichischen Geschäft 2,39 €. Das ist eine Preisdifferenz von 157 Pro­zent! Wie sollen da die österreichische Landwirtschaft und damit der ländliche Raum überhaupt wettbewerbsfähig sein? Von den Umweltkosten, von der Massentierhaltung und von allen anderen Wettbewerbsproblemen, die die österreichische Landwirtschaft hat, will ich überhaupt nicht reden. (Beifall bei der FPÖ.)

Der Präsident der Österreichischen Landwirtschaftskammer sagt dann aber: Wir wer­den jetzt Erbsen, Bioerbsen, in die USA exportieren. Wissen Sie, wie der Erbsenmarkt in Österreich aussieht? Auch diesen Testkauf habe ich gemacht. 330 Gramm Iglo Erb­sen vom Marchfeld, aus Niederösterreich, unsere Hauserbsen sozusagen, wenn wir nicht im Garten im Sommer selbst welche haben, kosten 2,29 €, runtergerechnet auf 300 Gramm sind das 1,97 €. In derselben Handelskette kosten 300 Gramm sogenann­te Schmalspur-Budget-Erbsen aus der EU  man weiß nicht, wo sie produziert wurden, abgepackt wurden sie jedenfalls in der EU, sie kommen aber sicher nicht aus Öster­reich, das steht fest – 1,39 €. Das ist eine Preisdifferenz von 29 Prozent. Wie will man da dann Erbsen in die USA exportieren, gegen die großen Multis? Ich nenne nur das


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