Der Herr Dörfler hat gesagt: Stirbt die Schule, stirbt der Ort! – Der Ort stirbt früher. (Zwischenruf des Bundesrates Himmer.) Der Ort stirbt, wenn die Frauen aus den Dörfern abwandern. Und das ist ja das, was wir eigentlich feststellen – eine Null-Attraktivität. Bleiben wir im Gebiet des Herrn Kollegen Preineder, in der Landwirtschaft: Die Bäuerinnen leisten 77 Prozent der Kinderbetreuungsarbeit, 80 Prozent der Pflegearbeit und noch dazu leisten 25 Prozent von ihnen Außenarbeiten.
Kollege Preineder sagt, wir hätten die meisten Jungbauern. Er vergisst dabei die Jungbäuerinnen, die immer öfter Betriebsführerinnen werden, in der Altersgruppe von 18 bis 25 Jahren übernehmen vor allem Frauen die Betriebe. Es ist schön, wenn wir uns über Jungbauern freuen. Aber es sind die Frauen, die den Vielfachbelastungen in der Landwirtschaft ausgesetzt sind. Deshalb sagen die Frauen, die in der Regel in ganz Österreich – da macht Stadt und Land nicht ganz so viel Unterschied – höher gebildet sind als Männer, adieu zum Dorf (Beifall der Bundesräte Grimling, Dönmez und Schreyer), denn es fehlen ja ganz bestimmte Einrichtungen.
Wenn wir uns ansehen, dass es im ländlichen Raum in sechs von zehn Gemeinden eine Betreuungsquote von unter 10 Prozent für Kinder unter drei Jahren gibt, muss man fragen: Welchen Bock haben junge Frauen, dort Kinder zu haben, bei doppelter Arbeit, Pflegeleistungen, und so weiter und so fort? Und wenn es nur in jeder fünften Gemeinde über 20 Prozent sind, dann ist das doch klar.
Die Sendung „Bauer sucht Frau“ genügt nicht, um die Dörfer zu retten. Im schönen Kärnten gibt es zum Beispiel ein Tal, in dem in den letzten zehn Jahren keine Ehe geschlossen worden ist, weil es keine Frauen gibt, die dort hingehen, weil es unattraktiv ist. Irgendjemand hat heute schon vom schönen Vereinsleben gesprochen. Bitte, was ist denn da interessant für die Frauen? Ein bisschen Schützenverein, ein bisschen Feuerwehr, ein bisschen Trachtenverein für eine moderne, gebildete Frau? Auch die Goldhauben sind wahrscheinlich etwas nicht wirklich Attraktives. (Beifall bei der SPÖ sowie der Bundesrätin Schreyer. – Zwischenruf bei der ÖVP.)
Deshalb stirbt dann der Ort. In meiner Gemeinde in Tirol, wo ich herkomme, gab es im letzten Jahr eine einzige Geburt, weil die Frauen gehen. Es gibt keine Attraktivität. Wo sind die Arbeitsplätze jenseits der Landwirtschaft? Wo sind die Ausbildungen? Wo ist die Infrastruktur? Infrastruktur heißt auch Mobilität, geistige Mobilität, kulturelle Mobilität. Das interessiert die jungen Frauen, und die sagen Tschüss zum ländlichen Raum.
Lieber Kollege Bock, ich glaube, 60 Prozent aller EU-Statistiken sagen, dass in 20 Jahren zwischen 70 und 75 Prozent der Menschen in den Städten leben werden. Nun, Kollege Dörfler, es wird dich vielleicht wundern: Die traurige Bilanz von Kärnten, die du gezogen hast, ist richtig. Aber vergessen wir nicht die 16 Jahre der Regierung Haider/Dörfler, denn das ist nicht in einem Jahr passiert, was du von Kärnten erzählt hast. (Beifall bei der SPÖ, bei Bundesräten der ÖVP sowie des Bundesrates Dönmez.)
Deshalb wird es wichtig sein, dass wir (Zwischenruf des Bundesrates Dörfler.) – Wir können gern über Kärnten reden, das ist immer ein schönes Thema, weil man dann auch ganz viele Fehlentwicklungen und viele Reformen sieht. (Bundesrätin Mühlwerth: Wir können uns auch gerne über die Rolle der SPÖ unterhalten!) Aber kommen wir zum Thema zurück: Wir werden diese 3 Prozent aus den ELER-Mitteln irgendwann verdoppeln müssen, damit wir anständige Kinderbetreuungseinrichtungen, anständige Bildungseinrichtungen, anständige Alternativen schaffen. Nur dann können wir die Abwanderung aufhalten und auch andere Arbeitsplätze schaffen, die dort notwendig sind.
Die EU gibt es uns in die Hand, wir haben nur in den letzten 20 Jahren alles in die Landwirtschaft gesteckt. Deshalb müssen wir jetzt schauen und uns daran orientieren, was junge Frauen in den Dörfern am Land brauchen. Wenn wir uns einmal auf sie kon-
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