Die heutige Mehrdimensionalität ist gesellschaftspolitisch auf der einen Seite gegeben, gesundheitspolitisch – ich komme gleich noch darauf zurück – auf der anderen Seite, aber auch der ethische Umgang mit diesem Thema, der sehr umsichtig sein soll – dieser Meinung bin ich auch –, und der frauenpolitische Aspekt gehören dazu. Ich glaube, dass das Fortpflanzungsmedizinrechts-Änderungsgesetz, das ja einige Gesetze subsumiert, ein nächster wichtiger Schritt in die Richtung ist, wie wir im 21. Jahrhundert miteinander umgehen sollten und wie wir auch unser Zusammenleben gestalten können. Da braucht man nicht herumzumoralisieren. Ich glaube, dass man jeden und jede sein und ihr Leben so leben lassen sollte, wie er oder sie das möchte, ob mit Kindern oder ohne Kinder.
Ja, ich gestehe zu, ich hätte gerne auch für alleinstehende Frauen gehabt, dass die Samenspende möglich wird; das ist dann vielleicht der nächste Schritt. Ich hätte auch gerne gehabt, dass die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare demnächst Wirklichkeit wird; vielleicht ist das der übernächste Schritt. Ich bin da also durchaus optimistisch.
Dieses Mal sind es Erkenntnisse und Urteile gewesen für diese nächsten Schritte in der Gesundheitspolitik, in der Ethik, wo die Bioethikkommission – mit den Mitgliedern bin ich ja auch seit Jahren in Verbindung – seit mehr als zehn Jahren diese Anpassung an internationale Standards fordert, damit nichts im Ausland passieren muss oder irgendwie unrecht passieren soll, was jetzt unter hohen Auflagen rechtens ist.
Da komme ich zur ethischen Debatte, die sehr heikel ist. Da bin ich sehr froh, dass bei der Präimplantationsdiagnostik – und ich mag ja das Wort „Designerbaby“ überhaupt nicht mehr in den Mund nehmen – ganz genau darauf geschaut wird, Dinge zu verhindern, die Frauen bisher zugemutet wurden – nämlich Schwangerschaft auf Probe, nicht zu wissen, ob der Embryo überlebt, der unter den Bedingungen eingepflanzt wird, die hier im Gesetz auch aufgeführt und aufgelistet sind, oder ein schwerstbehindertes Kind zur Welt zu bringen, das unmittelbar nach der Geburt oder dann im Anschluss daran sowieso sterben muss. Das wurde bisher den Lebewesen, die geboren wurden, und auch den Frauen, die schwanger waren, zugemutet.
Das ist nur eine Dimension, die in diesem Gesetz abgebildet wird. Es gibt auch die Dimension, dass Eizellenspende unter gewissen Bedingungen möglich sein muss. Leihmutterschaft ist nicht – da braucht man, glaube ich, gar nicht darüber zu reden – irgendwie industrialisiert, sondern mit Altersgrenzen, Kommerzialisierungsverbot und all dem, was dazugehört, ganz streng geregelt. Da haben wir uns die deutschen Gesetze gut angeschaut. Ich glaube, dass da auch jede und jeder mitkönnen sollte, wenn unter diesen Auflagen hier Veränderungen kommen, die den Kinderwunsch erfüllen.
Und jetzt bin ich beim Kinderwunsch angelangt. Die IVF-Methode ist eine Situation, die ohnehin – und das wurde auch schon gesagt – für Frauen und Männer, die Männer nicht direkt, sondern indirekt, aber für Frauen sehr belastbar sein kann, sodass es hier auch die Möglichkeiten des Hinschauens gibt, um zu verhindern, dass nachher Leid passieren muss.
Ich wünsche allen gleichgeschlechtlichen Paaren – und ich kenne sehr viele als Pflegeeltern, bei denen Kinder aufwachsen, denen es völlig wurscht ist, ob sie zwei Mamas oder zwei Papas haben, die wollen glücklich sein, die wollen ein gutes Leben haben –, dass hier mit diesem Gesetz auch ein nächster Schritt passieren kann.
Ich glaube, Dinge in Frage zu stellen, die nicht im Gesetz drinstehen, das muss man nicht tun, das ist nur das Schlagen von politischem Kleingeld. Ich ersuche darum, das auf der einen Seite zu verhindern und sich genau die gesetzliche Vorlage anzuschauen und auf der anderen Seite bitte auch im 21. Jahrhundert anzukommen und zur Kenntnis zu nehmen, dass wir uns nicht einzumischen haben in Lebensformen, in Familien-
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