BundesratStenographisches Protokoll842. Sitzung / Seite 118

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die sind jetzt energieautark, die sind jetzt unabhängig, weil sie Fracking betreiben, und das ist so super! Eines wird nicht dazugesagt, und ich würde da zumindest die Leute, die sich dafür interessieren, ersuchen, sich zu erkundigen. Wir haben in Österreich in Leoben eine sensationell gute Universität, es gibt dort wirklich großartige Professoren und wirkliche Fachleute. Wenn Sie mit diesen Fachleuten – und ich habe das getan – über Fracking sprechen, dann fangen sie zu lachen an, weil sie sagen: Das, was in den USA als „Fracking“ bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit nichts anderes als eine sehr steuerbegünstigte Form der konventionellen Förderung von fossilen Brennstoffen.

Dort macht man nämlich nichts anderes, als dass man bei konventionell geförderten Gas- und Ölquellen 15 Prozent über Fracking geförderte Gas- und Ölquellen zuführen kann und den niedrigeren Steuersatz zahlt. Darum ist das dort so der große Boom, und darum ist das dort so interessant. Es ist also eine Mär, dass sich die Amerikaner unabhängig gemacht haben aufgrund einer neuen Technologie, die wir Europäer nicht verwenden.

Ein weiterer Punkt ist, dass dort teilweise Quellen, die in den 1980er-Jahren schon als ausgebeutet galten und damals versiegelt wurden, heute mit den gestiegenen Energie­preisen wiederum erschlossen werden, und es ist noch genug drinnen, damit sich das mit den heutigen hohen Energiepreisen wieder rechnet. Die Amerikaner verkaufen das als Fracking, die Europäer glauben es, und dadurch gibt es natürlich sehr viele, die der Meinung sind, das sei eine besonders erstrebenswerte Form der Energiegewinnung.

Faktum ist – auch das ist mittlerweile eindeutig bewiesen –, dass wir durch diese Form von Fracking, die wir in Europa betreiben könnten, uns derzeit ungeahnte Probleme aufhalsen, denn die Lösung dieser Gas- und Ölschichten im Schiefergestein bedingt den Einsatz von hochgiftigen Chemikalien, die in weiterer Folge ins Grundwasser gelangen können, die in weiterer Folge in die Nahrungskette gelangen können, die in weiterer Folge im Blut, im Gewebe, im Gehirn der Menschen in diesen Ländern nachweisbar sind – und das ist etwas, was wir alle nicht wollen.

Das ist auch einer der Punkte, die in dieser einheitlichen Länderstellungnahme kritisiert werden, nämlich in Punkt 5: dass Fracking für Europa, und dadurch auch für Öster­reich, als „Option“ bezeichnet wird.

Ich sage Ihnen, was wir brauchen: Wir brauchen keine neuen Abhängigkeiten, wir brauchen keine Abhängigkeiten von irgendwelchen multinationalen Energielieferanten, wir brauchen keine Abhängigkeiten von amerikanischen Gas- und Ölproduzenten. Vielmehr sollten wir als Europäer und auch als Österreicher danach trachten, so gut als möglich energieunabhängig zu werden.

Wir haben natürlich – das klingt jetzt ein bisschen präpotent, ist nicht so gemeint – als Österreicher einen Riesenvorteil: Wir haben wahnsinnig viele Gewässer in diesem Land, wir haben die Möglichkeit, mit Laufkraftwerken, mit Staukraftwerken zu arbeiten, uns fällt das leicht. Wenn man ein bisschen in den Süden runterschaut: Die Spanier haben es da deutlich schwieriger, das ist ganz klar.

Wenn man schon von europäischer Solidarität spricht, dann sollte man gerade in dieser Frage auch von Solidarität sprechen, denn wir haben alle nichts davon, wenn wir sagen: Ja, ein Gutteil unserer Energie wird aus erneuerbaren Quellen gewonnen, und was hinter unseren Grenzen passiert, ist uns wurscht! Nein, das kann uns nicht egal sein, denn wenn es uns egal ist, bekommen wir über die Hintertür den Mist und das Gift und den Dreck wieder in das Land geliefert.

Das heißt, es ist in unser aller Interesse, dass wir uns bestmöglich aufstellen in Europa, dass wir versuchen, energieautark zu werden. Die Möglichkeiten gibt es, es sind ja in den letzten Jahren diesbezüglich sehr große Sprünge gemacht worden,


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