BundesratStenographisches Protokoll843. Sitzung / Seite 163

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ein Expertenbeirat eingesetzt worden ist. „Expertenbeirat“ klingt wirklich gut. So etwas haben wir immer dann, wenn die Politik nicht weiter weiß, dann gründen wir einen Ar­beitskreis oder einen Expertenbeirat. Das ist etwas, was mich wirklich massiv stört, dies umso mehr, als die Kammern, die Zwangskammern – ich bin ja ein Gegner der Zwangsmitgliedschaft – ihre Daseinsberechtigung gefestigt haben, indem sie sich in den Verfassungsrang katapultiert haben, und jetzt natürlich ein Lebenszeichen und ei­nen Nachweis ihrer Daseinsberechtigung geben müssen. Wir halten es für den fal­schen Weg, das so zu machen. Qualitätssicherung ja, aber nicht auf diese Art und Weise.

Was mich noch stört, ist, dass die ohnehin schon geplagten Unternehmen jetzt auch noch mit einer Verlängerung der Lehrzeiten belastet werden, wenn einer die Berufsrei­feprüfung oder einen Pflichtschulabschluss machen möchte. Das geht zulasten der Un­ternehmer. Es ist löblich und unterstützenswert, wenn ein Lehrling einen Pflichtschul­abschluss anstrebt, wobei ich mich frage, wie er ohne Pflichtschulabschluss zu einer Lehre kommt, aber das ist ein eigenes Kapitel. Wenn ein Lehrling so ambitioniert ist, dass er die Berufsreifeprüfung machen möchte, so ist das alles löblich und unterstüt­zenswert. Aber so, wie das jedoch in diesem Gesetz geregelt ist, also den Unterneh­mer mehr oder weniger in die Pflicht zu nehmen und die Lehrzeit zu verlängern, damit die Jugendlichen das tun können, das halte ich für den falschen Weg.

Ich sage das ja immer wieder: Wenn wir beklagen oder Sie beklagen, dass die Unter­nehmer nicht mehr so viele Lehrlinge aufnehmen, müssen wir auch schauen, woran das liegt. Wenn Sie sich bei Unternehmern umhören, werden Sie zu hören bekommen: Ich bekomme keine ordentlichen Lehrlinge!

Es hat übrigens einmal ein Vertreter einer großen Handelskette hier bei einer Enquete gesagt: Wir nehmen nur Lehrlinge, die lesen, schreiben und rechnen können! – Wie trau­rig ist das eigentlich, dass man nur noch jene Lehrlinge nehmen kann, die wenigstens die Kulturtechniken beherrschen. Da reden wir nicht über mehr Wissen oder ob jemand wirklich Prozentrechnen kann oder einen Rabatt ausrechnen kann, sondern wir begnü­gen uns schon damit, dass er lesen, schreiben und rechnen kann. Da müssen wir an­setzen!

Ein wesentlicher Punkt, den die Unternehmer auch immer wieder beklagen – und der kommt fast noch vor den Noten –, ist das mangelnde Benehmen der Jugendlichen. Die sagen: Der kommt angezogen wie der Hahn vom Mist daher, und dann lümmelt er sich irgendwohin, kaut seinen Kaugummi und glaubt, so bekommt er eine Lehrstelle!

Im Rahmen der Debatten des heutigen Tages ist auch sehr viel über Leistung gespro­chen worden. Die Grünen tun da ganz gerne so, als ob das etwas ganz Furchtbares wäre, beklagen den enormen Leistungsdruck, dem die armen Kinder überhaupt nicht mehr standhalten könnten. – Dazu sage ich Ihnen: Auch im zarten Volksschulalter muss man lernen, Rückschläge auszuhalten, Niederlagen auszuhalten und hinzunehmen. Dann kommt man auch im späteren Leben, wenn es dann wirklich real wird, mit Zurückwei­sungen, Rückschlägen et cetera viel besser zurecht.

Meine Friseurin erzählt mir, während sie mir die Haare schneidet: Sie können sich das überhaupt nicht vorstellen! Ich habe 16-Jährige  (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Worü­ber ist die Aufregung? Das hat sie mir erzählt! (Neuerliche Zwischenrufe bei der SPÖ.) Okay, geht es jetzt wieder? Ich bin gerade am Wort! Herr Kollege Pfister, Sie können sich ja dann gerne melden! – Meine Friseurin also erzählte mir, sie hat Lehrlinge, 16, 17 Jahre, die ihr sagen, sie haben ein Burnout. Und warum haben die ein Burnout? – Weil es am Donnerstag stressig ist, am Freitag stressig ist und am Samstag stressig ist, denn da gehen viele berufstätige Menschen gerne zum Friseur.

Und das ist genau das, was ich meine: Die Kinder haben es nicht von klein auf gelernt, ein bisschen Druck auszuhalten. Das ganze Gejammer über diesen ach so großen


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