BundesratStenographisches Protokoll843. Sitzung / Seite 175

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Und wenn wir bei der Verbauung Wiens sind: Was wird noch verbaut? Die Baugrün­de – jetzt umgewidmet als Baugründe –, die Naturfläche am Steinhof, das Areal in Lainz. Ganz katastrophal finde ich – wenn man vom Flughafen kommt, ist das jedes Mal eine negative „Augenweide“ – die Autobahn durch die Wiener Freudenau. Wie kann man allen Ernstes durch die Grünfläche der Wiener Freudenau eine Autobahn bauen, die einen Kurvenradius für eine Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometer hat. Also diese Autobahn sollte man wegreißen. Es sollte sich die Wiener Stadtpolitik auch ein­mal Gedanken machen, dass man sich von gewissen Objekten trennt und Gebäude ein­fach abreißt.

Und genauso das Hotel Intercontinental, in einem Baustil aus den sechziger, siebziger Jahren, sollte – da muss man sich einmal Gedanken machen, und das sollte man auch aussprechen – abgerissen werden dürfen, damit die Sichtachse, wie sie damals vor über 100 Jahren geplant war, vom Stadtpark aus nicht mehr verstellt wird. (Bundesrat Mayer: Wer zahlt’s?) – Wien schmeißt so viel Geld beim Fenster hinaus, aber so viel, dass es sicherlich wesentlich konstruktiver ist, sich einmal um den Tourismus zu küm­mern und Gedanken darüber zu machen, warum die Gäste – immerhin ist der welt­weite Anteil Österreichs bei 6 Prozent – nach Österreich und in die Bundeshauptstadt Wien kommen. – Das haben wir unserem Erbe zu verdanken. Das war Wien, 600 Jah­re Kaiserstadt, Wien im Heiligen Römischen Reich.

Das war vor allem der Historismus im 19. Jahrhundert, der diese Prachtbauten à la Na­turhistorisches Museum und Kunsthistorisches Museum im Stile des Eklektizismus oder Historismus, um es einfach auszusprechen, auf jeden Fall die Mischung von verschie­denen Baukulturen – Neorenaissance und Neobarock –, vollendet hat.

Das könnte nicht besser sein, denn ein großer Begriff, der oft in der Architektur hier in Wien übersehen wird, ist der Begriff Ästhetik. Schön ist, was gefällt, und bei den Im­mobilienpreisen sieht man sofort den Unterschied zwischen Alt und Neu. Ein Immo­bilienobjekt in der gleichen Lage mit unterschiedlicher Erbauungszeit, also Gründerzeit­haus und aktuelles Haus und Neubau, hat im Preis einen Unterschied von bis zu einem Drittel. Da weiß man, was die Bevölkerung will, was die Bevölkerung nachfragt, und auf dieses Wien, auf diese Stadt, sollte man Rücksicht nehmen.

Dazu gehört auch – was ich auch lieber feiere als 70 Jahre Trümmerkultur – 650 Jahre Wiener Universität, Universitätsstadt Wien. Auch das interessiert die Menschen, glaube ich, mehr als irgendwelche kulturellen Gedächtnisse, die wir nicht brauchen. Dazu ge­hört auch – und damit komme ich schon zum Abschluss – das Haus der Geschichte, das geplant ist. Ein Museum ist immer die Basis für die Ausstellung dinglicher Quellen. Es ist die Basis von Sammlungen, am Beispiel des Naturhistorischen Museums ge­zeigt. Was soll im Haus der Geschichte, unweit von hier am Heldenplatz, ausgestellt werden? – Wahrscheinlich Texte. Ich nehme an, dass man nur Texttafeln zeigt. Und für Texttafeln ist das wirklich teuer, da gebe ich dir recht, lieber Kollege Mayer – das ist zu teuer.

Da ist das virtuelle Museum im Zeitalter der Digitalisierung erstens billiger und zweitens effektiver. Das haben heutzutage schon die Uffizien in Florenz, wo vieles mit der digi­talen Darstellung erfolgt, was zehnmal billiger und einfacher ist. Dieses Museum der Geschichte würde ich dem lieben Oliver Rathkolb abdrehen, und zwar ohne Wenn und Aber, denn es kann nicht sein, dass die Musiksammlung in der Musikstadt Wien die Hofburg verlassen muss, damit dieses eigenartige Haus der Geschichte, wo es über­haupt keine Quellen dazu gibt, einen Platz findet.

Das kann es nicht sein, und das lehnen wir Freiheitlichen ab.

Zusammengefasst: Der Tourismusbericht ist gut, der Anteil von Wien fehlt. Den habe ich hiermit ergänzt. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

19.21

 


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