BundesratStenographisches Protokoll844. Sitzung / Seite 51

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10.53.28

Bundesrat Mag. Reinhard Pisec, BA (FPÖ, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Auch dieses Gesetz ist ein gutes Gesetz, soweit es um unsere Grundlagenforschung und um den Wissenschaftsfonds geht. – Aber lassen Sie mich doch etwas weiter ausholen.

Ein Wissenschaftler muss forschen, um Erkenntnisgewinne zu schaffen – deswegen ist er ja in der Wissenschaft tätig –, und diese Möglichkeit muss man ihm natürlich lassen und bieten. Das hat auch der Rechnungshof gewünscht: dass die kaufmännische Agenda von der Wissenschaft unabhängig ist und vor allem in dem Sinne ein bezahlter Beruf ist, was hiermit umgesetzt wurde. Es würde mich freuen, wenn andere Vorschläge des Rechnungshofes auch so schnell und zügig und eins zu eins umge­setzt würden – denn das ist in dieser Regierung leider nicht der Fall.

Zu den Grundlagen der Wissenschaften, zur Forschung. – Es gibt die Naturwis­senschaften und es gibt die Geisteswissenschaften. Das Verhältnis in Österreich ist ungefähr so, dass der Anteil der Naturwissenschaften 80 Prozent ist und 20 Prozent der Anteil der Geisteswissenschaften. Oft wird gemeint, nur Naturwissenschaft ist Grundlagenwissenschaft. – Nein, so ist es aber nicht, auch bei den Geisteswis­sen­schaf­ten – interessanterweise gehören da die Sozialwissenschaften auch dazu – gibt es Grundlagenwissenschaft.

Diesbezüglich darf man nicht vergessen, dass es im Zuge dieser Überregulierungen und überbürokratischen Ausformungen – dazu ist ja in Österreich immer die Tendenz vorhanden – der Wissenschaftsfonds selbst zum Regulativ wird, denn diese Gefahr besteht tatsächlich. Auf der anderen Seite sollte man auch die Akademie der Wis­senschaften – auf diese sollte man nicht vergessen! – ausstatten und auch dieser die Möglichkeiten geben, zu forschen, aber auch Forschungsprojekte zu finanzieren und damit die Budgetbeträge zu erhöhen.

Wichtig dabei ist, dass ein Wissenschaftler, wie schon erwähnt, forschen kann – for­schen und publizieren, denn ein Wissenschaftler wird ja international daran gemes­sen, wie oft und wo er was publiziert hat. Daran wird er gemessen, damit steigt sein Standing in der wissenschaftlichen Community. – Damit darf ich einen kurzen Exkurs zur Sprache machen.

In der internationalen Community ist die englische Sprache vorherrschend. Das ist gut, das kann man in der Naturwissenschaft leicht machen, denn die Naturwissenschaft ist eine exakte Wissenschaft, dort kommt es auf die empirische Forschung an. Da wird ein Modell erstellt oder errichtet, und der Erkenntnisgewinn wird dann publiziert. Darin kann auch einer, der in Englisch kein Native Speaker ist, leicht publizieren – bezie­hungsweise nicht leicht publizieren, denn ist es sicherlich auch dort schwer, die Sprache in diese Richtung hinzubiegen, weil natürlich die Nuancen fehlen, die ein Native Speaker hat und ein Österreicher oder ein Deutsch Sprechender natürlich nicht hat. Aber das ist in den Naturwissenschaften nicht so drastisch, sehr wohl aber in den Geisteswissenschaften, und da vor allem in der Kulturwissenschaft.

Da haben wir zum Beispiel in Wien, wenn ich das kurz erwähnen darf, Spitzenfor­schung auf dem Gebiet der Kulturwissenschaften Osteuropas mit Schwerpunkt Südosteuropa. Da gibt es einen Schweizer Spitzenforscher – es ist ohnehin schon sehr selten, dass ein Deutsch sprechender Schweizer nach Wien kommt, hier forschen kann und extrem viel publiziert. Er ist viersprachig, er forscht und publiziert vier­sprachig, und zwar in „seine“ Region, denn er sucht auch ein Zielpublikum: Wenn er über albanische Erinnerungskultur forscht und das publiziert, wird das natürlich in Albanien publiziert. Ein Albaner hätte nichts davon, wenn das in Englisch verkauft werden würde, nein, das muss in Albanisch sein. Natürlich kann man es hier vor Ort


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