BundesratStenographisches Protokoll846. Sitzung / Seite 26

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

unsere Familien – und darauf sind auch meine Vorrednerinnen schon eingegangen – Rahmenbedingungen vorfinden, in denen es toll ist, eine Familie und Kinder zu haben, und die Entscheidung, ob und wie viele Kinder man haben möchte, keine existenz­bedrohende Entscheidung ist.

Dass die Zahl der Kinder pro Frau in Österreich massiv zurückgegangen ist, ist ja hin­länglich bekannt. In den letzten 50 Jahren hat sie sich fast halbiert: von knapp drei Kindern pro Frau in den sechziger Jahren auf nur mehr 1,46 im Jahr 2014. Ich bin Zoologin, aber man muss sich in der Biologie nicht besonders auskennen, um zu sehen, dass 1,46 Kinder pro Frau die Population in Österreich nicht aufrechterhalten. Dafür wären ja mindestens zwei Kinder pro Frau notwendig – 2,1, rechnet die Wissen­schaft hoch. Das wird in ganz Europa nur von Frankreich erreicht, gefolgt von Irland mit zwei Kindern pro Frau, und skandinavische Länder pendeln zwischen 1,7 und 1,9 Kindern pro Frau.

Es ist vorher schon erwähnt worden, Sie haben sich vorgenommen, das familien­freundlichste Land Europas zu werden. – Das wünsche ich mir auch. Es ist schon sehr viel erreicht worden – das möchte ich auch hervorheben, ich möchte es hier nicht kleinreden –, aber es gibt schon noch enorm viel zu tun.

Von den sechziger Jahren bis jetzt hat sich nämlich auch die Familie generell sehr genändert. Das typische Familienbild von damals – mit dem Mann, der Familienver­sorger ist, und der Frau, die Hausfrau und Mutter ist – gibt es einfach so nicht mehr. Frauen machen Ausbildungen, Frauen machen Karriere und entscheiden sich immer später für das erste Kind. Traditionelle Rollenverteilungen werden aufgebrochen, und diesem veränderten Familienbild muss man einfach noch viel mehr entgegen­kom­men – also alle Bemühungen, die man jetzt gesetzt hat, einfach noch einmal verstär­ken.

Kinderkriegen ist auch nicht mehr nur ein Frauenthema, auch wenn man es vielleicht glauben könnte – bis jetzt sind am Rednerpult nur Frauen gestanden –, sondern Kinderkriegen ist ein Familienthema. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für alle Beteiligten ein großes Thema, und das fängt in den ersten Lebensjahren an. Es ist unbedingt notwendig – und das fordern wir schon so lange –, dass die extrem komplizierten Kindergeldvarianten vereinfacht werden und im Zuge dessen auch die Väter zu längeren Kinderbetreuungszeiten bewegt werden.

Es muss auch eine Änderung bei den Möglichkeiten von AlleinerzieherInnen geben, nämlich zum Beispiel, dass auch Eltern, Geschwister oder neue PartnerInnen von AlleinerzieherInnen die Möglichkeit haben, Kinder zu betreuen. Das sind einfach Lebensrealitäten, die zutreffen, und auf die müssen wir eingehen.

Derzeit ist das Kinderbetreuungsgeld noch so angelegt, dass langes Fernbleiben vom Beruf geradezu forciert wird. Und eine Reform muss so gesteuert sein, dass die Kinderbetreuungszeiten von beiden Elternteilen einander angeglichen werden, wie es ja gerade in den skandinavischen Ländern, die bei der Kinderbetreuung immer als Vorbild dienen, schon recht gut umgesetzt wird.

Den Papamonat gibt es ja im öffentlichen Dienst schon, allerdings unentgeltlich. Er sollte auch in der Privatwirtschaft endlich möglich sein, und es sollte ein bezahlter Papa­monat sein, damit die Männer auch in der Kindererziehung viel mehr miteinge­bunden werden.

Im Laufe der Kinderjahre setzen sich die Schwierigkeiten fort. Gerade im ländlichen Raum ist die Kinderbetreuung oft nicht gut ausgebaut, vor allem im öffentlichen Be­reich. Ohne das Engagement von privaten Kinderkrippenvereinen würde das Angebot richtig brach liegen. Und diese mangelnden Kinderbetreuungsmöglichkeiten sind dann


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite