BundesratStenographisches Protokoll846. Sitzung / Seite 29

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Land der Familienfreundlichkeit leben, haben wir auch einen attraktiveren Standort für Unternehmen, denn unter anderem über Familienfreundlichkeit lassen sich die besten Mitarbeiter anziehen, es werden bessere Bewerber rekrutiert, die Fluktuation sinkt und die Behalterate in den Unternehmen steigt.

Familienfreundlichkeit ist also nicht nur als reines Familienthema, sondern auch als wirtschaftspolitischer Faktor zu sehen, deswegen diese drei Überlegungen, die mich zum Ziel des familienfreundlichsten Landes führen.

Lassen Sie mich auch in methodischer Hinsicht noch etwas ausführen: Wir setzen uns ja nicht nur dieses Ziel, das wir sehr beherzt verfolgen, sondern wir haben auch einen Familienfreundlichkeits-Monitor aufgesetzt, der mit der Universität Wien ausgearbeitet wurde; dieser beinhaltet zehn Indikatoren, die diese Familienfreundlichkeit belegen und messen, und gibt jedes Jahr über die Fortschritte und Entwicklungen Bescheid.

Wir konnten in diesem Jahr die erste Messung präsentieren, und es gab hier schon einige sehr, sehr positive Entwicklungen. Zum einen hat sich die Wahrnehmung in der Bevölkerung – über diese wurde ja schon berichtet – verbessert, im diesem Sinne auch verdoppelt: Wir liegen mit 63 Prozent in Österreich jetzt mittlerweile an zweiter Stelle in Europa, nach Dänemark mit 91 Prozent. Das ist ein Riesenerfolg innerhalb der letzten drei Jahre.

Auch an den sogenannten hard facts lassen sich aber schöne Entwicklungen messen: zum einen die Steigerung der Geburtenrate – das erste Mal seit Jahren, dass die Geburtenrate wieder nach oben geht. Ja, wir sind noch nicht bei den zwei Kindern, da gebe ich Ihnen vollkommen recht – wir wünschen uns zwei Kinder, wir bekommen nur 1,46, wie schrecklich das mit diesen Kommastellen auch immer klingt –, aber es ist zumindest ein Aufwärtstrend feststellbar.

Zum Zweiten: Die Zahl der Kinderbetreuungsplätze steigt, sie werden ausgebaut. Die Familien werden zusehends zufriedener, sind aber noch nicht optimal zufrieden. Ja, da hapert es noch immer an den Plätzen, an den Öffnungszeiten und vor allem auch an den Jahresöffnungszeiten.

Nur ein Wort zu dem Barcelona-Ziel von 33 Prozent: Da geht es ja um die Frage, wie viel Prozent der Kinder in den Betreuungseinrichtungen betreut werden. Das heißt, offensichtlich geben die Eltern ihre Kinder ja gerne in die Kinderbetreuung, und danach wird gemessen – nicht nach der Frage, was ich mir vorstelle und was ich mir wünsche, sondern wie viel Prozent der Kinder in Betreuungseinrichtungen betreut werden.

Das sehen wir ja auch an den Beispielen in den Gemeinden. Wenn es so hervor­ragende Beispiele wie in Tirol gibt, dass Krippen eröffnet werden, ist die Warteliste innerhalb von zwei Wochen länger als die Zahl der Plätze, die der Kindergarten, die Krippe in den nächsten zwei Monaten anbieten kann. Also offensichtlich schafft ja das Angebot auch die Nachfrage, weil die Eltern da einen Bedarf haben. – Die Zahl der Kinderbetreuungsplätze steigt also.

Dritter Punkt: Väterbeteiligung – ein Riesenthema in Österreich. Da liegen wir im Europaschnitt leider relativ weit unten, was die Partnerschaftlichkeit, die Aufteilung der Familien- und Erziehungsarbeit zwischen den Geschlechtern betrifft, was ja durchaus dramatische Konsequenzen für beide Geschlechter nach sich zieht – zum einen für die Frauen, die ja doch auch nur sehr eindimensional auf die Haus-, Familien- und Kinderarbeit fixiert werden, zum anderen für die Männer, die auf der anderen Seite genauso einschränkend nur auf die Erwerbsarbeit reduziert werden, möchte ich sagen.

Das heißt also: Wenn wir es schaffen, Partnerschaftlichkeit in Österreich besser zu ermöglichen und anzubieten, schaffen wir mehr Lebensmöglichkeiten, mehr Lebens­optionen für beide Geschlechter, was nicht nur den Erwachsenen, den Eltern zugute-


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