BundesratStenographisches Protokoll846. Sitzung / Seite 35

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geführt werden kann, ohne den Bereich der Elementarpädagogik mitzudenken und einzubinden.

Das, denke ich, ist der Unterschied zwischen meinem Verständnis von einer fortschritt­lichen Politik und dem, was Kollegin Mühlwerth auszuführen versucht hat. Es geht nicht darum, Familie versus Elementarpädagogik versus Elementarbildung auszuspielen, sondern es geht darum, beides zu vereinen. Es muss im Interesse von Eltern und Erziehungsberechtigten sein, Kindern eine möglichst frühe förderliche Bildung zukommen zu lassen. Das erfolgt in der Elementarpädagogik, so wie wir sie heute verstehen und auch sehen.

Kollegin Mühlwerth hat auch die Armutsbekämpfung angesprochen. Wir wissen, dass eine frühe elementarpädagogische Eingliederung von Kindern ganz wesentlich dazu beiträgt, die Armut von Kindern zu beseitigen beziehungsweise ihr entgegenzuwirken. Insofern kann ich dem nichts abgewinnen, dass Kollegin Mühlwerth versucht hat, das gegeneinander auszuspielen.

Man erkennt den Stellenwert der Elementarpädagogik auch daran, dass bei den Bun­desländerverhandlungen zumindest die Bereitschaft, über ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr nachzudenken, vorhanden war. Schade, dass es diesmal noch nicht geklappt hat, aber ich denke, wir sind auf dem Weg dorthin, und das braucht wahr­scheinlich noch ein bisschen Geduld.

Wo wir allerdings den neuen Stellenwert der Elementarpädagogik aus meiner Sicht noch nicht spüren, ist dort, wo die Pädagogin/der Pädagoge vor Ort arbeitet. Die ElementarpädagogInnen spüren es weder in der Entlohnung ihrer Arbeit noch in der Ausbildung, die sie erhalten, noch in der Rangordnung unter den PädagogInnen. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich und kommt nicht von ungefähr – wie Kollegin Schreyer vorhin ausgeführt hat –, dass in diesem Berufsfeld Männer so stark fehlen. Es gibt Anstrengungen im Bereich der Väterbeteiligung, aber ich denke, wir müssen das Ganzheitliche sehen. Es geht um die Männerbeteiligung im Bereich der Bildung und Pädagogik. Ich denke, erst dann, wenn dieser Stellenwert auch in der Entlohnung, in der Ausbildung et cetera spürbar wird, werden sich auch Männer finden, die da tätig werden.

Es ist viel über die längeren Öffnungszeiten, über Schließtage gesprochen worden. All das möchte ich unterstreichen und auch die Vorreiterrolle des Bundeslandes Wien hervorheben, wo es verschiedenste Modelle gibt, sozusagen auch Öffnungszeiten von 24 Stunden et cetera. Da kann man weiter dranbleiben.

Was mich zusätzlich freut, Frau Ministerin, ist die Positionierung Ihres Ressorts im Bereich auch der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit, nämlich dass das formale Bildungssystem ganz viel von dem außerschulischen Bildungssystem profi­tieren kann. Eine Kooperation in diesem Bereich außerschulische Arbeit/schulische Bildungsarbeit hat viel Potenzial. Das haben Sie in letzter Zeit mehrfach betont, und ich denke, dass das sehr stark ausbaufähig ist. Es gibt da noch Berührungsängste, aber es steckt viel Potenzial im Interesse der Kinder drin, gerade was das Ganztags­schulsystem, aber auch viele andere Formen betrifft.

Was mir generell auffällt, wenn ich mir das Ressort und die vielen Bereiche anschaue – Kollege Mayer hat das vorhin ausgeführt –: Es gibt ganz viele Anstrengungen im Bereich der Jugend: Jugendstrategie, Jugendpolitik, Jugendbeteiligung. Ich vermisse den Terminus „Kinder“ oder die Altersgruppe der Kinder. Ich denke, all diese Bereiche können genauso auch Kinderstrategie, Kinderpolitik, Kinderbeteiligung genannt wer­den und sollten sozusagen auch lesbar und sichtbar werden. Man kann von unseren Nachbarländern einiges lernen, wie man sozusagen die Altersgruppe der Kinder mit­einbezieht.

 


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