BundesratStenographisches Protokoll846. Sitzung / Seite 37

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eine gute Ausbildung bekommen, aber es ist nie darum gegangen, acht Kinder irgendwohin abzuschieben.

Wir brauchen eine moderne, leistungsfähige Kinderbetreuung. Aber wenn VIF-Kriterien bedeuten, dass Kinder neun Stunden in der Kinderbetreuung sind, während viele halbtags arbeiten und die Pflichtschule im Regelfall eine Halbtagsschule ist, dann frage ich mich schon: Was mutet man Kindern überhaupt zu?

Ich war zwölf Jahre lang Kinderbetreuungsreferent und habe es gehen, Sie werden sich vorstellen können, wie viele Herzdramen sich abspielen, wenn die Kleinsten mit einem Jahr in eine außerfamiliäre Betreuung gebracht werden! Manchmal geht es gut – und betreffend Kleinkinderbetreuung gibt es ein sehr gutes Angebot –, aber vielfach sind das tränenreiche Wochen und Monate. Und das sollten wir auch im Zusammenhang mit dem Thema Familienfreundlichkeit einmal hinterfragen! Für mich bedeutet nämlich Familie das, was Kardinal Schönborn, der wohl, was ohne Zweifel außer Streit steht, eine Autorität ist, meint. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrätin Kurz: Der Mann hat keine Ahnung!)

Die Kollegin von den Grünen aus Tirol hat gemeint: Wir brauchen längere Öffnungs­zeiten, weil Handel und Gastronomie Arbeitswelten haben, die sozusagen keine Alltagsarbeitswelten sind. Im Hinblick darauf würde ich mir doch erwarten, dass speziell die SPÖ als moderne Arbeitnehmerpartei, die sie einmal war, aber offenbar nicht mehr ist, wie die letzten Wahlen zeigen, dafür eintritt, dass es entsprechende Gesetze gibt, dass Frauen mit Kindern geschützt sind und Arbeitszeiten am Vormittag und Nachmittag haben, also zu Zeiten, zu denen es auch ausreichend Betreu­ungs­angebote gibt, damit die Kinderbetreuungseinrichtungen nicht 24 Stunden offen halten müssen. Aber in dieser Hinsicht gibt es überhaupt keinen Mutter-, Kinder- und Familienschutz. Das ist die Wahrheit!

Wenn die gierige Wirtschaft das fordert, dann soll sie es fordern! Ich erwarte mir aber von einer Familien- und Gesellschaftspartei, die eigentlich die Arbeitnehmer vertritt, dass sie nicht auch noch mit den Wünschen der Wirtschaft mithält, dass die Kinder sozusagen 24 Stunden am Arbeitsplatz sind. – Spielen ist die erste Arbeit der Kinder, und das will man heute, wie es früher in Ostdeutschland war, de facto alles an die Öffentlichkeit abschieben. Wir gehen auf diese Weise auf einen Generationenkonflikt zu! (Bundesrätin Grimling: Wo lebt der Mann? – Bundesrätin Posch-Gruska: In Kärnten! – Heiterkeit bei der SPÖ.)

Da können Sie lachen, so viel Sie wollen, Frau Kollegin! Wenn wir heute schon Kindergärten in Altenbetreuungseinrichtungen anbieten müssen – wobei Kinder lernen, auch mit älteren Menschen umzugehen, was positiv ist –, dann zeigt das, dass es in der Gesellschaft immer weniger Familien- und Generationenstrukturen gibt, sodass wir sozusagen eine Art öffentliches Angebot schaffen müssen, damit es die Generationen­begegnung gibt.

Wissen Sie, was das aus meiner Sicht bedeutet? – Die Jungen von heute werden sich morgen nicht mehr für die verpflichtet fühlen, die morgen als Alte zu versorgen sind, wenn sie es nicht mehr lernen. Auch das ist für mich aber eine menschliche Facette und eine Familienkompetenz.

Ich höre die pädagogische Diskussion betreffend vorschulische Bildung gerne, und es gibt da auch sehr gute Angebote, aber wissen Sie, wer der beste Pädagoge und die beste Pädagogin für Kleinkinder sind? – Mama und Papa! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

 


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