BundesratStenographisches Protokoll846. Sitzung / Seite 66

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ganz klar das breite Aufgabengebiet und das Spektrum der Volksanwaltschaft wider­spiegelt.

Im Jahre 2014 verzeichnete die Volksanwaltschaft den höchsten Stand der Anfragen oder Beschwerden. Es waren 19 648 Personen, die sich mit ihrem Anliegen an die Volksanwaltschaft gewendet haben. Das unterstreicht einmal mehr die Wichtigkeit der Volksanwaltschaft, aber auch, welches Vertrauen die Menschen in diese Einrichtung haben.

Aufgrund der knappen Zeit ist es leider nur möglich, punktuell auf Themen einzugehen, denn es würde sonst den Zeitrahmen sprengen, aber es gibt einen Teil, der mir immer besonders wichtig ist und den ich auch immer als Erstes lese – ich glaube, es geht all jenen, die auch in ähnlichen Bereichen beruflich tätig waren oder sind, ebenso –, nämlich jenen, wo es um die Kontrollen der Einrichtungen geht, seien es Altenpflege­einrichtungen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen, Jugendwohlfahrtsein­richtungen oder Justizanstalten.

Wenn ich den Bericht über die Kontrollen lese, tue ich das oft mit sehr gemischten Gefühlen. Meistens, wenn ich anfange, habe ich das Gefühl, dass ich sofort viele Einrichtungen verteidigen und klarstellen muss, dass es ja ganz viele in Österreich gibt, die hervorragende Arbeit leisten und ihr ganzes Engagement in ihren Bereich legen, aber es ist auch klar – und dafür ist die Volksanwaltschaft auch da –, dass es noch Einrichtungen gibt, in denen Missstände aufgezeigt werden.

Diese gibt es leider, und es ist für mich dann oft schwierig, diese Punkte auch durch­zulesen, weil es für mich schwer ist, mir diese Bilder dann immer wieder vorzustellen, so etwa, dass es kleine private Heime gibt, in denen ältere Menschen bereits um 16 Uhr im Bett liegen müssen, keine Aktivitäten haben, mehr oder weniger nicht mehr vor die Türe kommen.

Es fällt mir ganz schwer, mir vorzustellen, dass einer älteren Frau die Hände einfach eingebunden werden, da sie ständigen Juckreiz hat, damit sie sich beim permanenten Kratzen nicht selbst verletzt. Ich will mir eigentlich nicht vorstellen, wie es aussieht, wenn es nach wie vor Einrichtungen gibt, in denen der Gebrauch von Medikamenten leider nicht so gestaltet ist, wie er wichtig wäre, und die Medikamente zu einem Teil als Mittel zur Sedierung hergenommen werden, um einzelne Personen ruhig zu stellen.

Ich stelle mir auch nicht gerne vor, dass es auch noch Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen gibt, in denen hohe Gitterbetten Verwendung finden; Gitterbetten, die ich zu meiner Zeit in der Krankenpflegeschule gesehen und immer geglaubt habe, das sei ein Relikt längst vergangener Tage. Da ist es doch erschütternd, in einem Bericht von 2014 zu lesen, dass genau jene auch noch in Gebrauch waren.

Gott sei Dank ist aber dann auch immer wieder nachzulesen, dass diese Probleme und Missstände auf Initiative der Volksanwaltschaft wirklich gelöst worden sind, dass solche kleinen Heime, die nicht ordnungsgemäß geführt worden sind, in der Zwischen­zeit geschlossen wurden, dass man einer Frau Medikamente gegen den Juckreiz gibt und nicht die Hände verbinden muss, dass Gitterbetten aus solchen Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen wirklich verschwunden sind.

Das ist für mich der Beweis: Es braucht diese Kontrolle. Es ist auch wichtig, diese Missstände aufzuzeigen und ständig daran zu arbeiten, sie wirklich zu beheben.

Einen Punkt möchte ich noch erwähnen, weil er mir unglaublich wichtig ist und ich ihn auch aus meiner beruflichen Tätigkeit sehr gut kenne. Er findet sich im ersten Teil des Berichts wieder, und es geht dabei um die Kritik an Sachwalterschaften. Sach-walterschaften beschäftigen ja wirklich viele, die auch gerade mit älteren Menschen,


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