BundesratStenographisches Protokoll847. Sitzung / Seite 81

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und nicht zuletzt umweltsichernden Land- und Forstwirtschaft. Sie bewirtschaften knapp 60 Prozent unserer Böden. Unsere heimische Landwirtschaft produziert Güter im Wert von 6,9 Milliarden €, die Forstwirtschaft rund 1,6 Milliarden €. Das sichert Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich von drei bis vier Personen und damit nicht zuletzt auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze.

Trotz alledem haben wir hier ein Minus von 1,7 Prozent in der Bruttowertschöpfung festzustellen. Diese Zahl ist deswegen interessant, weil es auch im Anschluss noch zu einer vergleichbaren Zahl kommt, die Entwicklungen darstellt, in denen wir uns derzeit befinden. Ein weiteres Sinken des Faktoreinkommens je Arbeitskraft real um 7,7 Pro­zent und beim Nettounternehmensgewinn real um 11,2 Prozent lässt uns im europäi­schen Ranking bereits an die fünftletzte Stelle rücken. Hinter Finnland, Belgien, Däne­mark und Italien, die als einzige diese negative Entwicklung überbieten, steht Öster­reich. Wir müssen auf diese Entwicklung auch klare Antworten im Sinne einer aktiven agrarpolitischen Entscheidung und Unterstützung unserer Betriebe geben.

Die Zahlen und Fakten zeigen auch sehr klar, wie entbehrlich politische Kampfan­sagen, vor allem einer Arbeiterkammer, betreffend die Preissituation der Lebensmittel und das In-den-Raum-Stellen von Forderungen nach geringeren Preisen für Lebens­mittel bei einer Produktion in Österreich, die höchste Standards beinhaltet und klar die Qualität unserer Produkte und unserer Produktion in der Landwirtschaft widerspiegelt, sind. Das haben unsere Bäuerinnen und Bauern nicht verdient. Ich darf auch an dieser Stelle sehr klar daran appellieren, diesen Wert, diese Leistung zu honorieren und die Produkte, die nicht austauschbar sind, da sie Qualität beinhalten, zu unterstützen.

Noch nie waren die Ausgaben für Lebensmittel in den Haushalten so niedrig. Alleine das letzte Roll-up der AMA Agrarmarketing zeigt, dass die monatlichen Ausgaben je Haushalt für frische Lebensmittel bei 400 € liegen und damit einen Tiefstand erreicht haben. Und wenn wir im Vergleich dazu 40 Jahre zurückblicken, erkennen wir, dass Lebensmittel vom Preis her den gleichen Preis hatten, aber 30 Prozent des Haushalts­einkommens ausmachten. Wenn ich von hochqualitativen Lebensmitteln spreche, dann stellt sich trotz alledem die Frage: Wo liegt letztlich der Wert, wenn ein Drittel dieser Lebensmittel im Hausmüll landet?

Die Konzentration von Lebensmittel-Einzelhandelsunternehmen verstärkt diesen Trend enorm. 84 Prozent des heimischen Marktes werden von unseren drei größten Ketten bestimmt. Lockangebote und Dumpingpreise für Lebensmittel sind an der Tagesord­nung und führen dabei zu einem überproportionalen Umsatzplus auf diesen Märkten, damit meine ich einen Umsatz von 18,8 Milliarden €; wenn Sie sich an die Zahl des Umsatzes der Land- und Forstwirtschaft erinnern, dann ist das immerhin mehr als das Doppelte dieser Gesamtumsätze. Daher appelliere ich auch an die partnerschaftliche Zusammenarbeit der Unternehmen und Lebensmittel-Handelskonzerne, hier partner­schaftlich für eine heimische Produktion einzustehen.

Besonders klimatische Veränderungen haben unserer Landwirtschaft auch dramatisch zugesetzt. Auch hier gilt es, dem klar entgegenzuwirken. Das sind Maßnahmen, die vor allem innerbetrieblich zu setzen sind. Und doch, die Versorgungsleistung unserer Land- und Forstwirtschaft in Getreideeinheiten gemessen, ist seit dem Jahr 2000 um 6 Pro­zent gestiegen, und das bei einem kontinuierlichen Rückgang der Betriebe, vor allem in diesem gleichen Zeitraum, von immerhin 30 Prozent.

Das zeigt schon: Jeder dritte Betrieb hat die Produktion aufgegeben, und damit sei am Rande ebenso auch der enorme Flächenverbrauch, der hier mitspielt, erwähnt. Auch hier geht es um beste Ackerböden, die verloren gegangen sind. All das sind Entwick­lungen, die letztlich auch mit Sorge zu betrachten sind.

Auf detaillierte Zahlen der einzelnen Produktionssparten möchte ich verzichten. Ich darf jedoch notwendige Entwicklungen darlegen. Die heimische Eiweißproduktion muss ge-


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