BundesratStenographisches Protokoll847. Sitzung / Seite 83

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lichkeit, über den Grünen Bericht 2015 zu diskutieren, in welchem sehr viele Daten – leider auch negative Daten, aber auch einige positive Daten – enthalten sind. Beim Le­sen des doch sehr umfangreichen Berichts fällt auf, dass sich auch die Struktur der Land- und Forstwirtschaft und die Bewirtschaftungsformen ständig verändern. Wir ha­ben auch schon gehört: 2 400 Betriebe sind jährlich von der Schließung betroffen. In den vergangenen 20 Jahren sind circa 30 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich verloren gegangen, die Betriebsinhaber haben diese Flächen entweder ver­pachtet oder leider auch verkauft.

Das Einkommen ist auch schon angesprochen worden: 5 Prozent Verlust des Einkom­mens. Der Großteil der Betriebe wird als Familienbetrieb geführt, wo die Frauen den großen Anteil haben, und gerade diejenigen sind, die einer Familienstruktur gerecht werden müssen. Sie müssen 77 Prozent der Kinderbetreuung übernehmen, sie pflegen auch die Angehörigen zuhause – da sind auch zu circa 80 Prozent Frauen damit be­traut – und sie müssen auch arbeiten gehen – 23 Prozent der Bäuerinnen suchen am Arbeitsmarkt Arbeit , damit der Betrieb, die Familie überleben können. Hier wäre es besonders wichtig, dass der Ausbau der sozialen Dienstleistungen für die Frauen eine spürbare Entlastung bringt.

Österreich hat in erster Linie in der Rinderhaltung beziehungsweise in der Milchpro­duktion eine führende Rolle, wir haben rund zwei Millionen Rinder in den 63 500 öster­reichischen Betrieben. Wir Österreicher essen auch sehr gerne Schweinefleisch, in den heimischen Betrieben werden 2,9 Millionen Schweine gehalten und Fleisch produziert.

Gerade dieser enorme Preisdruck in den Produktionsbereichen Schweinefleisch und Milch – wenn man bedenkt: für ein Kilo Schweinefleisch bekommt man 1,26 € und für einen Liter Milch 0,31 €  macht es den landwirtschaftlichen Betrieben eigentlich immer schwerer, überleben zu können. Aber wo kommen diese Spannen hin? – Wenn man schaut: Für einen Liter Milch bekommt der Bauer 0,31 €, wenn man die Milch im Ge­schäft kauft, kostet sie 1,20 €. Der Zwischenhandel verdient dabei eigentlich den grö­ßeren Betrag.

Wie können sich die Bauern das Überleben eventuell noch weiter sichern? Entweder sie bauen die Produktionsstätten aus, sodass sie größer werden, oder sie haben in den einzelnen Bereichen einen Nebenerwerb. Der Bauer ist auch Landschaftspfleger und daher ist es auch möglich, dass er vielleicht aus den Produkten einer Nebenerwerbs­möglichkeit finanzielle Mittel flüssig macht.

Ich möchte hier die Direktvermarktung ansprechen, ein großer Bereich, der von den einzelnen bäuerlichen Betrieben angedacht ist – natürlich gibt es jetzt die Sorge wegen der Registrierkasse –, und in Tourismusgebieten kann sich der Bauer mit Urlaub am Bauernhof Kleingeld dazuverdienen.

Einige Betriebe haben auch auf Ziegen- und Schafproduktion umgestellt. Ich kann mich erinnern: Bei uns haben jetzt auch Betriebe die Rinderhaltung aufgegeben und sich auf die Ziegen- und Schafhaltung spezialisiert, weil man mit diesen Produkten einfach ei­nen höheren Wert erzielen kann, und das ein Bereich ist, in dem der Betrieb leichter überleben kann.

Die Meldung der WHO, dass eben der Konsum von Wurst- und Fleischwaren das Krebs­risiko deutlich ansteigen lässt, hat auch zu heftigen Diskussionen und Protesten ge­führt. Einmal mehr war wieder die Landwirtschaft der Bereich, dem dieses Thema an­gelastet wurde; was bleibt, das ist natürlich der Imageschaden dieser Betriebe, die oh­nehin schon mit schwierigen Marktverhältnissen zu kämpfen haben. Studien belegen auch, dass eine ausgewogene Ernährung – in allen Bereichen mit Maß und Ziel genos­sen  keine gesundheitlichen Auswirkungen für den Menschen hat.

Eine Grundvoraussetzung zur Produktion von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln tierischer Herkunft ist natürlich die Erhaltung und Förderung des Tierbestandes. Dazu


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