BundesratStenographisches Protokoll848. Sitzung / Seite 18

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kann, meine ich, keiner von uns wirklich abschätzen. Das ist Work in progress, ebenso wie die ELGA-Einführung Work in progress ist. Es liegt nicht zuletzt an uns, das ent­sprechend zu gestalten, zu begleiten und zu verbessern, wenn es notwendig ist. Wenn wir aber nicht versuchen, diese Erfahrungen zu sammeln, werden wir in zwei, drei Jahren wieder über nichts reden können.

Ich hoffe, dass am Ende dieses Work in progress etwas steht, das auch das leistet, was man berechtigterweise davon verlangen kann und muss, nämlich zuvorderst den leichten und bequemen Zugriff für die Menschen zu diesem System, zu ihren Daten. Zum Beispiel gehören Dinge wie der Impfpass dringend hinein. Wer von Ihnen weiß heute noch, wann er die letzte Tetanus-Spritze bekommen hat? Das ist aber vielleicht notwendig. Wer weiß beim nächsten Urlaubsantritt nach Indonesien, welche Impfungen er das letzte Mal bekommen hat? Ich denke, so etwas gehört unbedingt hinein, inklu­sive Röntgenpass und Ähnliches.

Vergegenwärtigen wir uns doch, wie mühsam es derzeit ist, wenn man in eine Klinik aufgenommen wird! Bis zu vier Mal liefert man da seine Daten ab, ohne sich genau erinnern zu können. In den meisten Fällen ist diese Anamnese lückenhaft und mangel­haft aufgrund der angespannten Situation und weil das eben einfach so ist. Wie müh­sam ist es erst, wenn man das als Angehöriger für Kinder oder für betagte Eltern ma­chen muss. Wie unzuverlässig ist das, was man da erfährt, für die Ärzte und für das Personal, die dann mit diesen Daten arbeiten sollen!

Die Reserviertheit, nennen wir es so, der Ärzte ist verständlich. Natürlich blicken ihnen mit Hilfe dieses Systems viele andere über die Schulter. Auch damit könnte und müss­te aber schlicht und einfach zum Wohle der Patienten konstruktiv umgegangen wer­den. Letztendlich bleibt dem Arzt dann mehr Zeit, sich dem Patienten mit guten und verlässlichen Unterlagen in der Hand in seiner aktuellen Notlage und im Gespräch zu widmen.

Frau Minister! Da Sie schon hier sind, möchte ich in diesem Zusammenhang unbedingt ein Anliegen deponieren: Es müssen Möglichkeiten gefunden werden, das Arzt-Pa­tienten-Gespräch, diese meiner Meinung nach wichtigste Komponente des Heilens, aufzuwerten und auch entsprechend zu bezahlen. Ich denke, da hat unser Gesund­heitssystem eine wesentliche Lücke, einen wesentlichen Fehler.

Zum Thema Sicherheit, das uns natürlich auch sehr am Herzen liegt. Das System hun­dertprozentig zu sichern wird wahrscheinlich nicht möglich sein. Es wird Pannen ge­ben. Überlegen wir uns aber einmal die Konsequenzen von Sicherheitspannen! Zum Beispiel: Der Arbeitgeber hackt die Daten. Das wird ein mühsames Unterfangen sein, da sind wir uns sicher.

Ehrlich gesagt: Die meisten unserer gesundheitlichen Probleme tragen wir relativ offen vor uns her – Übergewicht, das Alter, das Rauchen, ja selbst den Alkoholismus. (Zwi­schenrufe bei der ÖVP. – Heiterkeit bei Grünen, ÖVP und SPÖ.) Das hinterlässt ge­sundheitliche Spuren. Das sind Informationen, die für den Arbeitgeber wichtig sind. Es ist schwierig bis unmöglich, das vor dem Arbeitgeber zu verbergen.

Erinnern wir uns an den Absturz der Germanwings und den Aufschrei, warum keiner den Piloten vom Fliegen abgehalten hat!

Um Diskriminierungen in diesem Feld zu verhindern und zu vermindern, braucht es schlicht und einfach eine andere gesellschaftliche Einstellung zu Begriffen wie Leis­tung, Beeinträchtigungen und so weiter.

Bedenken wir auf der anderen Seite, in welch unglaublichem Ausmaß Menschen sich in sozialen Medien gerade im medizinischen Bereich ausziehen oder auch aufgrund reiner Vermutungen in diesem Bereich gemobbt werden! Da sieht man, dass wir ver-


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