BundesratStenographisches Protokoll849. Sitzung / Seite 66

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Bei allem – wo ich durchaus nicht anstehe, zu sagen, das sind schon ein paar sinnvolle Sachen auch – glaube ich dennoch nicht, dass es den Namen Reform verdient. Es ist eher so ein Nachjustieren der Pleiten und Pannen, die natürlich im BIFIE passiert sind, die wir alle medial verfolgt und hier diskutiert haben: inhaltlich bei der Vorbereitung der Zentralmatura, die aber dann letzten Endes für die Schüler Gott sei Dank doch glatt über die Bühne gegangen ist. (Bundesrätin Kurz: Viel Lärm um nichts!) Aber da hat man jetzt natürlich den Bedarf gesehen, nachzujustieren. Und der Rechnungshof hat ja auch massive Kritik daran geübt, auch da hat man versucht, dieser Kritik Rechnung zu tragen. Das will ich auch durchaus anerkennen.

Die Frage ist nur, ob dieses Bildungsforschungsinstitut generell für die Bildungsland­schaft in Österreich und auch für den Bildungsstand der Schüler irgendetwas gebracht hat. Und da sage ich: Nein, hat es nicht!; ich merke jedenfalls nichts davon. Bei der PISA-Studie haben wir uns auf den Plätzen nicht wirklich verbessert. Zur PISA-Studie – das möchte ich jetzt nur anmerken, weil Kollege Stögmüller so die Augen verdreht –: Finnland ist ja immer Ihr großes Vorbild, die Gesamtschule dort ist ja so super. Schauen Sie einmal hinüber nach Schweden, die haben nämlich das gleiche Modell wie die Finnen, sind aber platzmäßig ungefähr bei uns! Also das Modell allein kann es ja nicht sein.

In Österreich gibt es immer noch 20 Prozent der Schüler und Schülerinnen, die nach neun Schuljahren noch nicht ausreichend lesen und schreiben können. Stattdessen wird – und jetzt dürfen Sie wieder die Augen verdrehen – ein ideologisch motiviertes Gesamtschulmodell vorangetrieben, von dem man aus Deutschland und diversen Studien weiß, dass es genau das nicht bringt, was Sie sich davon erhoffen, zum Beispiel die Eliminierung der sozialen Unterschiede. Bildungs- und Jugendforschungs­studien aus Deutschland weisen immer wieder aus, dass der soziale Unterschied sich eher vergrößert als verkleinert. Also frage ich mich jedes Mal, ich frage auch Sie jedes Mal wieder, warum Sie unbedingt an dem festhalten müssen.

Das, was wichtiger wäre und was uns nichts oder wenig kostet, wären wirklich best­geeignete Lehrer; da muss man halt vorher schauen, wie man zu denen kommt. Man muss das auch entsprechend mit Tests machen, Finnland macht das übrigens, die Lehrer möglichst rasch in die Klasse stellen, damit auch der künftige, angehende Lehrer selber sehen kann, ob er das kann oder nicht; also bestgeeignete Lehrer – die lässt man dann aber auch ihren Job machen, da redet ihnen nicht jeder drein und erklärt ihnen, wie sie es zu machen haben, denn das passiert leider auch.

Wir brauchen Direktoren, die nach ihrer Qualifikation ausgesucht werden und nicht zuallererst nach dem Parteibuch – wie das nach wie vor, zumindest in Wien, stattfindet, da weiß ich das ganz sicher – ausgesucht werden, und Schüler, die Leistungsbereit­schaft zeigen und nicht glauben, sie werden da durchgetragen und der berühmte Nürn­berger Trichter wird dieses Wissen schon in ihre Köpfe hineinbringen. Wir brauchen aber auch Eltern, die angehalten sind, ihre Kinder zu erziehen und damit ihre Aufgaben zu erfüllen. Ich will jetzt kein Pauschalurteil über alle Eltern fällen, aber wir wissen schon, dass es sehr viele Eltern gibt, die dieser Aufgabe nicht mehr oder nicht aus­reichend nachkommen.

Immer wieder wird ja beklagt, auch von Lehrerseite, dass die Schule immer mehr erzieherische Aufgaben übernehmen muss, anstatt das zu tun, wofür sie eigentlich da ist; wobei ich nicht ausschließe, dass der Beruf des Lehrers auch eine gewisse erzieherische Funktion hat, aber eine begleitende, und nicht als Hauptaufgabe, und die Wissensvermittlung ist dann quasi der Nebenjob. Es sollte genau umgekehrt sein.

 


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