BundesratStenographisches Protokoll851. Sitzung / Seite 19

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aber es kann nicht sein, dass man nicht auch die anderen Dinge aufzeigt, ohne dass man gleich irgendwelche seltsame Bemerkungen hört.

Tatsache ist jedenfalls, dass die Lebenshaltungskosten in Salzburg aufgrund des teu­ren Wohnraums im Spitzenfeld liegen, und das kann ja niemand bestreiten.

Salzburg ist ein Hochpreisland, aber leider eben auch ein Niedriglohnland. Das liegt natürlich nicht nur am Herrn Landeshauptmann, das ist schon klar, sondern das liegt an der Wirtschaftslage und der Wirtschaftsstruktur, die Salzburg hat, mit einem über­proportional hohen Anteil im Dienstleistungssektor und da insbesondere im Tourismus. Wir müssen schon auch anmerken, wie sich das in Zukunft auswirken wird. Das bedeutet nämlich viele Arbeitsplätze ohne ganzjährige Beschäftigung. 2014 waren das erste Mal mehr als 50 Prozent, und das ist wirklich ein hoher Prozentsatz, der Arbeit­nehmerinnen und Arbeitnehmer nicht das ganze Jahr in Vollzeitbeschäftigung, Ten­denz weiter sinkend. Also die Hälfte aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Salzburg hat keine ganzjährige Vollzeitbeschäftigung. 100 000 Leute davon verdienen weniger als 1 000 €, und bei den Frauen ist es sogar nur mehr jede Dritte, die Vollzeit arbeitet.

Die Alleinerzieherinnen unter ihnen haben ein hohes Armutsrisiko. Mit einem hohen Armutsrisiko bei Frauen und jungen Familien einher geht ein hohes Risiko für Kinder und Jugendliche. Auch im reichen Salzburg sind Kinder und Jugendliche armuts- und damit auch ausgrenzungsgefährdet und brauchen Unterstützung und Hilfe. Um Frauen, die aufgrund ihrer Lebensumstände besonders benachteiligt und von Armut bedroht sind, stärker in Beschäftigung zu bringen, wird auch weiterhin die Veränderung der Rahmenbedingungen eine große Rolle spielen. Dazu zählen nach wie vor der flächen­deckende Ausbau leistbarer Kinderbetreuungsplätze und natürlich auch eine Verände­rung traditioneller Rollenbilder.

Auch junge Menschen verdienen im Bundesland Salzburg weniger als früher. Wer heute 19 Jahre alt ist, verdient im Durchschnitt um 10 Prozent weniger als ein 19-jähriger Salzburger vor zehn Jahren. Wer 25 bis 29 Jahre alt ist, bei dem sind es immer­hin noch fast 5 Prozent weniger Einkommen als damals. Die neueste Studie der Arbeiterkammer zeigt auch, dass 3 800 Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren sogenannte NEETs sind, also Jugendliche, die keine Ausbildung, keine Beschäftigung haben und in keiner Maßnahme stehen. Da herrscht eindeutig Handlungsbedarf.

Was den Ausländeranteil unter den Beschäftigten betrifft, muss gesagt werden, es waren im Jahr 2014 47 900, also fast 50 000 Nicht-Österreicherinnen und -Österreicher unselbständig erwerbstätig. Sie stellen damit ein Fünftel aller aktiven Beschäftigten. Im Tourismus stellen sie bereits 50 Prozent.

Sehr geehrte Damen und Herren! Hier schließt sich der Bogen wieder, denn vor die­sem Hintergrund bedeutet die Flüchtlingswelle eine gewaltige Herausforderung für den heimischen Arbeitsmarkt, dies in ganz Österreich und somit natürlich auch in Salzburg.

Schutzsuchende müssen Asyl bekommen. Das ist ein Menschenrecht. Und ich gehe davon aus, dass das außer Frage steht. Gerade deshalb braucht es natürlich auch klare und faire Regelungen, was den Zugang von Flüchtlingen und Asylwerbern zum Arbeitsmarkt betrifft. Um Spannungen zu vermeiden, braucht es neben dieser Arbeits­platzbeschaffung, neben einer Bildungsoffensive Investitionen in Wohnbau und Wohn­raum generell, damit jeder Mensch, der in Österreich ist und bleiben darf, auch tatsächlich eine Bleibe hat und auch die heimische Bevölkerung nicht darunter leidet. Parallel dazu ist diese aktive Arbeitsmarktpolitik mitsamt Grundqualifizierungsange­boten natürlich nötig.

 


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