BundesratStenographisches Protokoll851. Sitzung / Seite 155

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„Wir müssen in der Bildungspolitik raus aus dem ‚Kastldenken‘. Es geht nicht um ein Match Gymnasium gegen Gesamtschule. Es geht darum, wie wir die Begabungen unse­rer Kinder bestmöglich erkennen und fördern.“

Ich glaube, in diese Richtung sollen unsere Parteien, die in der Regierung sind, arbeiten, um das Bestmögliche für die Ausbildung der Kinder zu tun.

Es ist, glaube ich, jetzt auch schon ein Fortschritt, dass wir das Gesetz über den Nationalen Qualifikationsrahmen beschlossen haben, wodurch es eine bessere Ver­gleich­barkeit der Ausbildung gibt. Denn überall schreibt die EU, wir brauchen mehr in der tertiären Ausbildung, 40 Prozent müssen wir erreichen. Nur, die EU rechnet unsere Lehrlinge als nicht ausgebildet, unsere Meister als nicht vorhanden. Und im Grunde genommen, wenn wir gut ausgebildete Facharbeiter haben, die ihr Fach kennen und dann noch Meister ihres Berufes werden, ja, womit will man das noch toppen?! Wir brauchen auch Menschen, die handwerklich arbeiten können, die aber auch eine schulische Ausbildung haben, um Pläne zu lesen, um Fertigkeiten einfach auch begreifen zu können.

Es nützt nichts, wenn wir sagen, ja, der/die Jugendliche soll halt Lehrling werden. Ja, wenn der/die Jugendliche die Zusammenhänge nicht erkennt, wird er auch kein guter Facharbeiter, wird sie keine gute Facharbeiterin. Das steht in diesem Papier auch drinnen, dass wir diese Möglichkeiten schaffen müssen. Diese Möglichkeiten können wir schaffen, denn wir haben jetzt auch die Chance dazu.

Wenn man sagt, Beruf und Familie oder Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen: Ich arbeite jetzt seit 45 Jahren. Ich war nie in Karenz, weil ich es nicht wollte, weil ich einfach weiterkommen wollte. Ich musste mich ewig und drei Tage verteidigen, warum ich arbeiten gehe und warum ich nicht bei den Kindern daheim bin. Nur, die Qualität der Erziehung von meinen Kindern hat nicht gelitten, denn ich habe mich danach mit meinen Kindern beschäftigt. Ich habe geschaut, dass ich pünktlich heimge­kommen bin. Das hat mir meine Mama schon beigebracht: Pünktlich heimkommen ist wichtig. Du kannst alles tun, nur eine Regelmäßigkeit muss vorhanden sein. Und das war auch gut, das streite ich überhaupt nicht ab. Das sage ich jetzt auch meinen Enkeln, denn das zu lernen ist für alle wichtig. (Präsident Saller übernimmt wieder den Vorsitz.)

Eines war bezeichnend: Ich habe vor zwölf Jahren für das Amt des Bürgermeisters kandidiert, und da war dann schon zu hören: Eine Frau? Was will sie? Der Mann ist ihr noch nicht davongelaufen, zwei Kinder hat sie, und die sind auch nicht ganz daneben. Nein, so etwas geht schon gar nicht!

Dann kam eine der Frauen zu meiner Tochter, weil sie wusste, dass sie in der Schule eine Tracht genäht hat, die Kinder zur Prozession eine Tracht haben müssen und dass Melanie zur Prozession nicht da ist. Meine Melanie hat mit ihren 13 Jahren zu der Frau gesagt: Nein, ich borge sie dir nicht! Ich habe dann meine Tochter gefragt, wieso sie ihr die Tracht nicht borgt, wenn sie eh nicht da ist. Ihre Antwort: Mama, das ist die Frau, die gesagt hat, du hättest uns nicht erzogen. Da habe ich mir gedacht, ganz schlecht kann es doch nicht sein, wenn man arbeiten geht und das will – und auch Kinder haben will und die Kinder auch entsprechend begleitet. Aber es braucht eine Begleitung, und ich glaube, nicht alle sind da der gleichen Meinung.

Ich habe kleinere Geschwister, noch zwei Schwestern, die eine ist 40, die andere 38, die wollten eine Zeit lang einfach bei ihren Kindern sein. Und die sollen auch die Möglichkeit haben, es zu tun. (Bundesrätin Mühlwerth: Genau das haben wir gesagt!) Die haben mit Teilzeitbeschäftigung nach wie vor den Fuß in ihrer Arbeit, damit sie dann auch wieder zurückkehren können. Ich glaube, das ist der Kernpunkt. Wir müs­sen schauen, dass wir es so schaffen, dass die Frauen entscheiden können: Will ich


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