BundesratStenographisches Protokoll851. Sitzung / Seite 163

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Frauen und Männern bedanken, die etwas für den Abbau der Benachteiligungen beigetragen haben. Ich bin mir dessen bewusst, dass nur wir gemeinsam etwas verän­dern können, wenn es um Gesetzesänderungen geht.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, am Internationalen Frauentag bin ich als Landes­frauenvorsitzende der SPÖ Kärnten interviewt worden. Ein Journalist hat mich gefragt: Hat das eigentlich noch einen Sinn, den Frauentag zu feiern? Es ist eh alles in Ord­nung, warum dieser Feiertag?

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist es. Ich glaube, das größte Problem ist, dass man sich dessen nicht bewusst wird oder bewusst ist, dass Frauen benachteiligt sind. Es ist eh normal, dass die Frauen unbezahlte Arbeit zu Hause machen. Obwohl – das muss man auch sagen – sich auch da vieles verbessert hat. Es ist zum Beispiel im öffentlichen Dienst, wo die Möglichkeit besteht, gesetzlich geregelt, dass Väter in Karenz gehen. Und durch diese gesetzliche Regelung gehen auch mehr Väter in Karenz. Ich glaube, hinsichtlich dieses Bewusstseins, dass Frauen wirklich benach­teiligt sind, sind Maßnahmen unbedingt erforderlich.

Liebe Monika Mühlwerth, ich bin voll bei dir, wenn du sagst, jede Frau soll selbst ent­scheiden können, dürfen und müssen, was sie tut. (Bundesrätin Mühlwerth: Genau!) Wenn sich eine Frau entscheidet, dass sie zu Hause bleibt und nicht erwerbstätig ist und praktisch keine bezahlte Arbeit macht, sondern sich für unbezahlte Arbeit – so ist es – entscheidet, dann wird mein Hauptaugenmerk darauf liegen, ihr zu sagen, was das heißt. Es sind nämlich gerade diese Frauen – ich weiß, wovon ich spreche –, die, wenn sie zu Hause bleiben, weil sie sich selbst dazu entschieden haben, nachher in die Armutsfalle tappen. Und Armut ist weiblich. (Bundesrat Dörfler: Meine Mutter war nie arm, die hat acht Kinder großgezogen und nie gearbeitet!) – Lieber Herr Landes­hauptmann außer Dienst, du kannst nachher herauskommen und deinen Beitrag dazu leisten, oder wir treffen uns draußen und diskutieren weiter!

Genau das ist der Punkt: Wenn eine 47-jährige Frau, die vier Kinder bekommen hat, die bis zum 47. Lebensjahr daheim geblieben ist und für die Kinder gearbeitet hat, einen Arbeitsplatz haben will, dann haben wir Probleme. (Bundesrätin Mühlwerth: Ja, aber warum? Das ist ja nicht nötig!) Dann haben wir deswegen Probleme (Zwischenruf bei der ÖVP), weil sie große Probleme beim Wiedereinstieg hat (neuerlicher Zwi­schenruf der Bundesrätin Mühlwerth), weil sie beispielsweise überqualifiziert ist und keinen Job kriegt. Das ist die Tatsache.

Ich sage es noch einmal: Mein Augenmerk liegt nicht darauf, zu urteilen, was gut und was schlecht ist, denn die Frauen sind mündig, sie können selbstständig entscheiden. Mein Augenmerk wird immer darauf liegen, was das für die Frauen heißt.

Ich bin auch eine, die hundertprozentig sagt, dass vieles passiert ist, dass auch in den Köpfen der Männer vieles passiert ist. Das muss man auch sagen. Es ist vieles passiert! Wenn ich nur daran denke: Als mein Mann vor 30 Jahren mit dem Kinder­wagen mit unserer Tochter durch Ludmannsdorf spaziert ist, hat es geheißen, er ist ein Pantoffelheld, sie hat die doppelten Hosen an, und was weiß ich nicht was alles. Ja, das war damals so. Heute ist so etwas eigentlich ganz normal. Und zu Zeiten einer Johanna Dohnal zum Beispiel waren sehr viele Sachen, die jetzt etwas ganz Normales sind, im Alltag nicht lebbar und politisch nicht durchsetzbar.

Deswegen ist es so wichtig, dass wir uns am Internationalen Frauentag der Frauen erinnern, die sehr viel für die Gleichstellung, sehr viel für die Chancengleichheit, sehr viel für die Gleichbehandlung gemacht haben, und sie ehren. Auf das können wir stolz sein. Ich weiß aber auch, wie viel noch zu tun ist.

 


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