BundesratStenographisches Protokoll851. Sitzung / Seite 165

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Als Frau ist es mir ein großes Anliegen, dass man immer wieder auf die Benach­teiligung der Frauen aufmerksam macht. Wir Frauen warten aber nicht darauf, dass irgendjemand irgendetwas für uns richten wird, sondern wir übernehmen selbst die Verantwortung für die Erfüllung unserer Bedürfnisse, unserer Ansprüche und Rechte – auch, wenn das oft unbequeme Auseinandersetzungen für uns bedeutet.

In vielen Gesellschaften sind Frauen und Mädchen rechtlich, sozial und wirtschaftlich benachteiligt. Bis heute ist Chancengleichheit von Frauen und Männern in keinem Land der Welt wirklich umgesetzt worden. Deshalb muss alles daran gesetzt werden, die Lebenswirklichkeit von Frauen nachhaltig zu verbessern. Schließlich muss es selbstverständlich sein, dass man Frauen auch überall dort, wo es um wesentliche Entscheidungen geht, in den obersten Etagen, teilhaben lässt. Frauen sind inzwischen genauso gut oder besser qualifiziert als die Männer und haben den höheren Anteil an Studienabschlüssen, dennoch sind ihre beruflichen Perspektiven immer noch schlech­ter, und sie verdienen nach wie vor weniger. Die Unterschiede resultieren unter ande­rem aus schlechten Einstiegsgehältern und aus Arbeitsunterbrechungen sowie durch Pflege- oder Elternkarenz. So verdient die Frau im Jahr 2014 laut Statistik Austria 18 Prozent weniger als Männer, bezogen auf das Einkommen von Vollzeitbeschäf­tig­ten. Zudem hat sich die Gehaltsschere zwischen Frauen und Männern seit 2011 nur um 1,5 Prozent verringert. Erfreulich ist aber, dass die Erwerbsquote von Frauen von 1995 bis 2013 um fast 9 Prozent gestiegen ist – von 62,3 auf 71,1 Prozent –; die der Männer stieg von 80,8 auf nur 81,2 Prozent. Die Unterschiede bei den Pensionsleistun­gen gehen zwar zurück, aber die noch bestehenden Benachteiligungen in Österreich und deren Auswirkungen auf soziale und finanzielle Teilhabechancen sind ganz beson­ders deutlich.

Deshalb braucht es ein Bündel an Maßnahmen. Dazu muss man sich zunächst die Gründe für die Benachteiligung anschauen. Ein Teil der Lücke ist dadurch zu erklären, dass Frauen öfters in niedrig entlohnten Branchen und Berufen arbeiten, wie zum Beispiel im Dienstleistungssektor. Außerdem spielen, wie wir schon gehört haben, längere familienbedingte Erwerbsunterbrechungen und der anschließende Wiederein­stieg in Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse eine große Rolle. Das Großziehen von Kin­dern, aber auch das Pflegen von Familienangehörigen – und das ist etwas, das sehr viel Arbeit und sehr viel Verantwortung mit sich bringt – sind wichtige Beiträge für unsere Gesellschaft, für die es viel zu wenig Anerkennung gibt.

So bekommen Frauen, die aufgrund ihrer Kinder lange Zeit nicht gearbeitet haben, im Alter eine geringe Pension, weil ihre Arbeit als Hausfrau und Mutter in der Gesellschaft im Gegensatz zu einem Beruf, bei dem man offiziell Geld verdient, nicht wirklich aner­kannt wird. Deshalb muss unbedingt auch die Leistung von Frauen, die Kinder bekom­men und großziehen, anerkannt und finanziell berücksichtigt werden. Ein richtiger Schritt wäre es, die Anrechnung der Karenzzeit bei den Gehaltsvorrückungen in den Kollektivverträgen zu verankern. Außerdem müssen flexible Kinderbetreuungs­möglich­keiten sowie die Betreuung durch Tageseltern oder Oma/Opa-Dienst weiter ausgebaut werden, um einen Wiedereinstieg ins Vollzeitberufsleben zu erleichtern. Die genannten Ungerechtigkeiten sind nämlich im gesamten Berufsleben nicht mehr aufzuholen, wirken sich in Folge auf die Pensionen aus, und das bringt ein wachsendes Armuts­risiko.

Unbestritten ist, dass die Wirtschaft zunehmend weiblicher wird. Nicht nur wird jedes dritte Unternehmen von einer Frau geführt, auch bei Unternehmensgründungen ist ein Anstieg des Frauenanteils zu verzeichnen. Um die Zahl der Unternehmens­gründerin­nen weiter zu steigern, habe ich bei uns im Südburgenland im Bezirk Güssing gemein­sam mit einer starken Persönlichkeit, Frau Mag. Helga Galosch, und „Frau in der Wirt-


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite