BundesratStenographisches Protokoll853. Sitzung / Seite 91

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bis 47 Prozent der derzeit bestehenden Arbeitsplätze in 20 Jahren nicht mehr vorhanden sein werden – und das ist die große Sorge. Dass wir einerseits eine Moder­nisierung nicht verhindern können und wollen, ist uns völlig klar. Du hast auch gesagt, dass man die Menschen begleiten muss, aber die Menschen fragen uns, und wir haben keine Antworten. Dazu braucht es sozusagen Pufferzonen, Übergangsmög­lichkeiten, damit wir den Menschen Sicherheit geben.

Freizeitforscher Zellmann sagt zum Beispiel laut diesem Artikel: „Jede Tätigkeit, die von Computern ersetzt werden könne, werde irgendwann verschwinden“.

Wir wissen – und da steht es auch –, die „Top 10 der gefährdeten Berufe“ sind: „Büro- und Sekretariatskräfte“, „Verkauf“, „Gastronomieservice“, „kaufmännische und techni­sche Betriebswirtschaft“ – also nicht nur, unter Anführungszeichen, „Ungebildete“ werden ihren Job verlieren –, „Post- und Zustelldienste“, „Köche/Köchinnen“, „Bank­kaufleute“ – wir wissen, dass Österreich massiv davon betroffen sein wird –, „Lager­wirt­schaft“, „Metallbearbeitung“, „Buchhaltung“.

Die höchste Automatisierungswahrscheinlichkeit bedeutet, dass Versicherungsvertreter zu 99 Prozent ihren Job verlieren werden, Kreditanalysten zu 98 Prozent und Kassierer zu 97 Prozent. Die möchten aber schon wissen, wie wir ihnen helfen. Das ist auch eine Aufgabe im Rahmen sozialpolitischer Verantwortung: einerseits einen Weg der Moder­nisierung zu gehen, aber andererseits auch zu schauen, wie die berufliche Zukunft ausschaut.

Die „Top 10 der ungefährdeten Berufe“: „Kinderbetreuung und ‑erziehung“, „Gesund­heits- und Krankenpflege“, „Aufsichts- und Führungskräfte“, „Maschinenbau, Betriebs­tech­nik“, „Kraftfahrzeugstechnik“, „Vertrieb“, „Sozialarbeit, Sozialpädagogik“, „Altenpflege“, „Hochschullehre und ‑forschung“, und so weiter.

Ich hätte gerne in jeder Kinderbetreuungsgruppe mit 25 Kindern drei Betreuer oder Betreuerinnen, ich hätte gerne in jeder Klasse ab einem gewissen Anteil von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache eine Doppelbesetzung der Pädagogen, nur: Wer wird das finanzieren?

Wir stehen da im Spannungsfeld, dass im internationalen Industriewettbewerb Europa zwar die Netze zur Verfügung stellt – da sind wir hochmodern –, aber wer erzeugt die Geräte? Ericsson und Nokia waren die Pioniere im Bereich der Handy-Kommunikation, aber kein einziges Handy wird in Europa produziert, kein einziger Laptop, kein Tablet – gar nichts. Wir müssen ja auch schauen, dass wir an dieser industriellen Wert­schöpfung teilnehmen und nicht nur die Netze zur Verfügung stellen, während Korea, China und andere das Geschäft machen. Das darf nicht sein.

Herr Kollege Schennach, da bin ich leidenschaftlicher Vertreter der Arbeitnehmer­inter­essen. Ich wundere mich, dass der ÖGB und die AK da relativ schweigsam sind. Wir müssen auch zugeben, dass wir noch kein Angebot haben; aber dafür braucht es sozusagen eine Art Geländer auf der Stiege in die Zukunft, damit wir den Menschen auch die Sicherheit geben können, dass wir eine moderne Zukunft nicht ablehnen, dass aber auf dem Weg dorthin die Menschen nicht alleine gelassen werden.

Wenn wir momentan schon 500 000 Arbeitslose haben, dann möchte ich nicht darüber reden müssen, dass in absehbarer Zeit 45 bis 47 Prozent dieser Jobs auch noch wegrationalisiert werden und wir menschenlose Handelsoutlets haben. Hartlauer hat vor Kurzem gesagt: Ich hätte gerne, dass auch Amazon die gleichen Steuern zahlt wie ich als österreichischer Unternehmer, wenn ich im Internethandel tätig bin!

Oder schauen wir uns die Stahlindustrie an: Die Chinesen machen alles hin. Tata Steel wird offensichtlich in Newcastle ein Werk mit 17 000 Beschäftigten zusperren; davon sind 40 000 Menschen in Großbritannien betroffen. Die Amerikaner schützen den


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