BundesratStenographisches Protokoll855. Sitzung / Seite 145

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

das durchaus sinnvoll. Wir haben ja im Schulsystem die verschiedenen Möglichkeiten, aufzusteigen: mittels eines Konferenzbeschlusses oder mit einem Nichtgenügend, oder es wird eben eine Klasse wiederholt. Es gibt viele Schüler, für die ein Wiederholen durchaus segensreich war. Wenn behauptet wird, das sei eine reine Stigmatisierung, dann finde ich das nicht richtig und dann lehne ich das auch ab.

Insgesamt – und das wird uns ja immer wieder vorgeworfen, unter anderem eben auch von der OECD – geben wir im Schulsystem sehr viel Geld aus, und das mit relativ wenig Erfolg. Davon müssen wir wegkommen. Wir haben zum Beispiel, was ja auch die PISA-Tests immer wieder gezeigt haben, eine sehr gute AHS, die immer im oberen Drittel mit dabei ist, und dann fallen wir sehr zurück. Wir haben die Situation, dass ein Viertel der Schüler nach neun Schuljahren nicht ausreichend lesen und schreiben kann. Daher brauchen wir Maßnahmen, die auch da ansetzen. Da können wir jetzt einmal den Streit, ob eine Gesamtschule gut ist oder nicht, weglassen. Ich sage jetzt gar nichts mehr dazu. Ich sage nur: Wir brauchen sehr guten … (Zwischenruf des Bundesrates Stögmüller.)

Was die Organisationsform betrifft, hat übrigens auch Professor Liessmann einmal gesagt – zur SPÖ hat er das in diesem Fall gesagt, obwohl er ja der SPÖ nahesteht, das ist ja auch schon öfters festgestellt worden –: Lasst einfach diese Begrifflichkeiten weg, und konzentrieren wir uns auf das Wesentliche!

Was ist nach dem Dafürhalten der Freiheitlichen das Wesentliche? – Wir brauchen sehr gute Lehrer, und zwar brauchen wir Lehrer, für die der Beruf eine Berufung ist und nicht eben nur ein Job. Auch die gibt es! Es ist erst unlängst eine Zahl genannt worden, übrigens von der Lehrergewerkschaft selbst: Von insgesamt 120 000 Lehrern sind etwa 5 000 nicht wirklich geeignet, diese hätten besser einen anderen Beruf ergriffen. Das Problem im System ist, dass man die nicht loswird. Man wird sie einfach nicht los! Daher sollte man auch in der Ausbildung schon darauf achten, dass das nicht eine Einbahnstraße ist, in der man überhaupt nichts anderes mehr machen kann, sondern stattdessen aussteigen kann.

Ich bin der Meinung, dass man schon davor eine gewisse Auslese treffen sollte. Ich plädiere immer dafür, künftige Lehrer möglichst rasch in die Klasse zu stellen, damit sie selbst erfahren können, ob sie das können oder nicht. Und dann lassen wir sie ihre Arbeit machen, dann lassen wir sie bitte unterrichten, und das möglichst störungsfrei! So wie es viele Hunderttausende Experten beim ORF oder sonst wo gibt – Kollege Schennach hat das heute gesagt –, gibt es auch in diesem Bereich Experten. Es gibt die Eltern, die es immer besser wissen und glauben, dem Lehrer sagen zu müssen, wie er seine Arbeit zu tun hat. Von dem müssen wir auch wegkommen.

Die Schüler müssen eine gewisse Leistungsbereitschaft zeigen, und das müssen wir auch den Eltern vermitteln. Und wir müssen auch vor allem den Eltern der Zuwanderer vermitteln, dass hier unsere Regeln gelten. Was in Wien – ich kann es ja jetzt nur über Wien sagen – wirklich leider gar nicht so selten passiert, ist, dass ein Vater mus­limischen Glaubens in die Schule geht und zur Lehrerin sagt: Mit Ihnen rede ich nicht, denn Sie sind eine Frau! – Das geht überhaupt nicht! Und das passiert leider viel öfter, als man meinen möchte.

Wir brauchen in der Schule mehr Zeit zum Üben; es muss sich das Wissen verfestigen. Ich habe zufällig Kollegen Lugar im Nationalrat gehört, als er gesagt hat, man müsse ja nicht jeden Nebenfluss in Amerika wissen. Ich bin da überhaupt nicht seiner Meinung, sondern ich plädiere für Allgemeinbildung, denn Wissen hat noch nie geschadet. Ich bin zwar jetzt auch nicht der Meinung, dass man jeden Nebenfluss kennen muss, nicht auf dem Kontinent Amerika oder in Afrika, nicht einmal in Österreich, aber ich bin schon der Meinung, dass man auf den verschiedenen Kontinenten die Hauptflüsse


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite