BundesratStenographisches Protokoll855. Sitzung / Seite 153

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2 000 Schulversuche jährlich: Da wurde auch klar erkannt, dass es definitiv bessere Rückmeldemöglichkeiten als das Notensystem gibt.

Das halte ich für einen guten Schritt, und ich bin auch der Meinung, unsere Exper­tinnen und Experten an den Schulen wissen, warum sie das wollen. Das können wir Grüne nur gutheißen, dass das in das Gesetz hineingekommen ist.

Im Bereich der Schulautonomie bleiben für mich aber bei den Mehrstufenklassen schon noch einige Fragen unbeantwortet. Zum einen die Frage der Ressourcen: Gibt es diese, und woher kommen diese zusätzlichen Ressourcen? Das ist eine Frage, die gerade in den Mehrstufenklassen, wenn man diese schon einführen möchte, sehr wichtig ist.

Ein Punkt, der für alle Oberstufenformen möglich ist und der auch massiv unter Kritik steht, auch wenn Ihre Beamten – also nicht Ihre Beamten (in Richtung Bundesminister Drozda), sondern die Beamten der Bildungsministerin im Ausschuss das nicht wahrgenommen haben, ist die modulare Oberstufe oder MOSt, wie man jetzt sagt. Vieles ist in der Praxis einfach nicht umsetzbar, zum Beispiel der Besuch des Unterrichts in einer anderen Schulstufe. 

Der Prüfungsaufwand für Schülerinnen und Schüler ist enorm. Auch die Semestrierung bringt bei der Unterrichtsgestaltung gerade in Musik oder bei der Kreativarbeit Prob­leme mit sich oder macht die Projekte, die über das Semester hinausgehen, schier unmöglich, das sind zum Beispiel eine Theateraufführung, Musikprojekte oder techni­sche Projekte. Einige Pädagoginnen und Pädagogen haben uns genau diese Rückmel­dung gegeben, dass das ein großes Problem für sie ist.

Aber ich möchte ja heute nicht nur Negatives herausstreichen. Besonders positiv finde ich den „Schulstart NEU“, das heißt den Übergang vom Kindergarten in die Volks­schule. Als gemeinsame Schuleingangsphase wird die Grundstufe 1 – sie umfasst das letzte Kindergartenjahr bis inklusive der zweiten Schulstufe der Volksschule  verstanden. Das finden wir sehr gut und können das als Grüne nur unterstützen.

Kritischer sehen wir dafür die Beobachtungsbögen, die eingeführt wurden, die – das haben uns auch die Beamten des Bildungsministeriums gesagt – nicht standardisiert werden. Die Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen sind noch nicht durchgehend für die Diagnose ausgebildet und die Lehrkräfte nicht darauf vorbereitet, diese Erhe­bungen zu lesen und daraus Schlüsse abzuleiten. Ich glaube, man hätte den Kindern die Chance geben müssen, sich zu Beginn der Schule wirklich einzuleben, die Lehrerinnen und Lehrer sollten sich jedoch nicht aufgrund der Beobachtungsbögen aus den Kindergärten schon auf die Schülerinnen und Schüler einstellen. Ich glaube, es wäre fair gewesen, wäre man diesen Weg gegangen.

Was ich auch noch sehr wichtig finde, ist die Berufsbildungsorientierung. Was ich mir da erwartet hätte oder erwarte, ist, bereits ab der 7. Schulstufe in allen Schultypen eine qualitative Berufs- und Ausbildungsinformation parallel zum Alltagsunterricht zu imple­mentieren, nicht erst ab der achten Schulstufe. Es braucht einen Ausbildungscluster an den Schulen, dort, wo es zu einem Dialog zwischen den Betrieben, dem AMS und weiterführenden Schulen kommt. Es braucht in die Schulen eingebundene Berufs­beraterInnen, sozusagen als personifizierte und soziologische Anknüpfungspunkte für die Schülerinnen und Schüler, damit auch wirklich auf die von der Bildungsministerin immer wieder erwähnten Talente der jungen Menschen eingegangen werden kann und ihnen nicht nur die nächste Oberstufe schmackhaft gemacht wird, sondern vielleicht auch mal der Lehrberuf (Bundesrätin Zwazl: Ja!), denn wir brauchen auch da talentierte und qualifizierte junge Menschen. (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ. Neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Zwazl.)

 


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