BundesratStenographisches Protokoll864. Sitzung / Seite 9

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Dem gegenüber steht die immense Auswirkung für all jene, die unmittelbar davon betroffen sind. Wenn man davon betroffen ist, werden andere Fragen sehr schnell zu Belanglosigkeiten. Es sind Momente, in denen nichts anderes mehr wichtig ist als dieser einzelne Mensch, dessen Schicksal und die Sorge um ihn. Es sind Momente, die vieles von den Betroffenen fordern. Es sind enorm emotionale Phasen, in denen stabile Rahmenbedingungen unglaublich viel wert sind. Dennoch fühlen sich immer noch viele Menschen auf diesem Weg alleingelassen, sei es sozial, strukturell oder finanziell.

Nun mag das in einer Zeit der schnellen Schlagzeilen kaum von Neuigkeitswert sein. Es ist aber ein Thema, das da ist. Es ist ein Thema, das zutiefst in die Lebensqualität von Menschen eingreift. Vor allem aber ist es auch ein Thema, bei dem wir in absehbarer Zeit an unsere Grenzen stoßen werden. Der Blick nach vorne erhöht die Dramatik. Fahren wir mit dem aktuellen System und den aktuell zur Verfügung stehen­den öffentlichen Mitteln fort, stoßen wir in schon wenigen Jahren an unsere Grenzen.

Genau deswegen müssen wir jetzt die Zeit nutzen, um an den Modellen für die Zukunft der Pflege zu arbeiten, denn: Gefährden wir die Zukunft für Pflege, verabschieden wir uns damit von einem unserer zentralsten sozialen Werte, wir geben die Fürsorge, die Förderung und die würdevolle Begleitung von kranken, älteren und hilfsbedürftigen Menschen auf. Wenn das passiert, brauchen wir uns um manch andere politische Fragestellungen gar keine Gedanken mehr zu machen, denn dann sind sie nichtig.

Daher möchte ich mit meiner Arbeit einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass Österreich auch in Zukunft menschlich bleibt, dass wir jene nicht vergessen, die so vieles an Leistung erbracht, an Wissen gespeichert und an Liebe zum Leben zu geben haben, dass Menschen, die zu Pflegenden werden, von möglichst allem befreit werden, das sie zusätzlich belastet, dass Qualität und menschliche Wärme auch jenen zuteil wird, die es sich schwerer leisten können, und vor allem, dass wir ehrlich und professionell agieren, wenn wir sehenden Auges auf einen notwendigen Systemwechsel zusteuern. Diese Ehrlichkeit haben sich die Menschen in unserem Land verdient, und genau dafür möchte ich ein Sprachrohr sein. (Allgemeiner Beifall.) Ich möchte gemeinsam mit Ihnen, mit euch ein solches Sprachrohr sein.

Gerade dieses Thema bietet die große Chance, im politischen Einklang echte Verbes­serungen und Erleichterungen für die Menschen in unserem Land zu erreichen. Dabei gibt es vieles zu tun, es gilt, den Blick über die Grenzen zu wagen und auch mutig Neues zu versuchen, wenn es um Modelle im Bereich Wohnen und Heime, um Finan­zierungsansätze, um Anforderungen an die Ausbildung und vieles mehr geht. Wichtig ist mir dabei, dass wir uns möglichst offen an neue Wege heranwagen.

Dies gilt vor allem auch für die Finanzierung. Gerade in diesem Bereich braucht es das Aufzeigen und Diskutieren verschiedener Ansätze und nicht das Verbarrikadieren hinter einzelnen Modellen.

Auch wenn die Wege zur Lösung oft unterschiedlich sein werden, ein Ziel wird uns hoffentlich alle einen, nämlich die Ermöglichung qualitätsvoller, würdevoller, leistbarer Pflege für alle Menschen in diesem Land, die diese brauchen. In diesem Sinne hoffe ich, gemeinsam mit euch in den kommenden Monaten möglichst viele Impulse setzen zu können.

Schließen möchte ich meine Rede mit einem Spruch von Herb Gardner, der mich schon seit vielen Jahren begleitet, der das Wesentliche trefflich auf den Punkt bringt und in wenigen Zeilen aussagt, warum so vielen und gerade auch mir das Thema Pflege und Betreuung, besonders auch von älteren Menschen, so sehr am Herzen liegt:

 


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