BundesratStenographisches Protokoll864. Sitzung / Seite 69

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auch Dank und Anerkennung aussprechen muss. Die bäuerlichen Betriebe in Österreich sind für uns unverzichtbar in der Erzeugung der gesunden Nahrungsmittel, aber auch im Rahmen der naturnahen flächengebundenen Bewirtschaftung sowie in der Land- und Forstwirtschaft. Sie sichern unsere wertvollen und gesunden Böden, sie sichern auch alte bäuerliche Traditionen und Pflanzensorten, und schlussendlich, das hat man jetzt auch im Winter gesehen, unterstützen sie damit den funktionierenden Tourismus.

Wenn man den Bericht so durchschaut, sieht es aber zurzeit eher so aus, als würde sich das Szenario des Höfesterbens eher noch verschärfen als verbessern oder gar entspannen, denn für viele Betriebe bedeutet die Agrarsituation draußen in den letzten vier Jahren durchwegs ein negatives Einkommen.

Der Bericht gibt die Agrarstrukturen in unserem Staat gut wieder: Seit dem EU-Beitritt 1995 reduzierte sich der Bestand von 240 000 Betrieben auf sage und schreibe etwa 166 000 – das heißt, in Summe gab es 30 Prozent weniger land- und forstwirt­schaft­liche Betriebe.

Gleichzeitig geht der Trend in der Tierhaltung in die Richtung, mehr Tiere pro Stall zu halten. Waren es 1995 etwa 20 Rinder in einem Stall, sind es jetzt 29; bei den Schwei­nen sind es statt 35 jetzt 103 Schweine. Dieser Trend setzt sich auch in der genutzten Fläche fort: Die genutzte Fläche im Betrieb stieg durchschnittlich von 10 Hektar auf 19 Hektar.

Trotzdem – und das finde ich auch gut so! – ist die Landwirtschaft in Österreich eher klein strukturiert. Mehr als 90 Prozent sind Familienbetriebe; 37 Prozent davon sind Landwirte im Hauptberuf, etwas mehr als die Hälfte läuft im Nebenerwerb.

Wenn man sich die Produktpreisentwicklung anschaut, dann sind viele Produktsparten negativ. In der Schweinehaltung ist der Erzeugerpreis um 10 Prozent geringer als noch 2014. Noch deutlicher ist der Rückgang beim Milchpreis: ein Minus von 14,3 Prozent. Normalerweise sinkt der Preis für Fleisch oder für Milch, in den letzten Jahren haben aber leider beide Sparten Preisverluste hinnehmen müssen. Mit hineingespielt haben im Schweinefleischbereich natürlich die Russlandsanktionen, beim Milchpreis eher der Fall der Milchquote und damit das Durchschlagen der Weltmarktpreise.

Im Grünen Bericht spiegelt sich auch die Situation in Oberösterreich wider, auch dort ist die Lage nicht viel anders. Oberösterreich ist das landwirtschaftliche Produktions­land Nummer eins. (Ruf bei der ÖVP: Na, na, na!) Die produzierende Landwirtschaft ist Marktführer, also der Hauptproduzent für Milch, Schweine- und Rindfleisch – im Bereich Getreide ist es ja eher Niederösterreich –, daher sind unsere Bauern beson­ders betroffen und abhängig, wenn die Preise miserabel sind.

Im Bericht steht, man muss sich die Einkommenssituation über mehrere Jahre hinweg anschauen. Das stimmt grundsätzlich; was aber die Einkommensberichte nicht widerspiegeln, sind die vielen unentgeltlichen Arbeitsleistungen, die gerade in der Land- und Forstwirtschaft erbracht werden, weil es sich ja um Familienbetriebe han­delt, in denen noch immer alle zusammenhalten und zusammenhelfen.

Trotz dieser vielen unentgeltlichen Arbeitsstunden sanken die Einkommen 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent und 2015 – noch dramatischer – um 17 Prozent. Das heißt, durchschnittlich verdiente ein Betrieb 19 500 € im Jahr und eine land­wirtschaftliche Arbeitskraft 16 000 € im Jahr. – Ich habe vorhin mit einem Kollegen diskutiert und er hat richtigerweise festgestellt, da muss man schon ein Selbstversorger sein, denn Einkaufen kann man um dieses Geld nicht viel.

Ganz dramatisch ist auch der Rückgang der öffentlichen Gelder, und damit sind die ÖPUL-Zahlungen gemeint. Man glaubt immer – beziehungsweise hört man das ganz


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