BundesratStenographisches Protokoll864. Sitzung / Seite 76

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Ich habe nur mitbekommen, dass man im Nationalrat darüber diskutiert hat und dass die Kosten von 3,8 Millionen € für die Arbeit an diesem Bericht doch scharf kritisiert wurden. Ich glaube, das liegt bei uns und vor allem beim Nationalrat – dieser könnte auch entscheiden –, und der Herr Minister wäre vermutlich auch nicht beleidigt, wenn es einen solchen Bericht nur alle zwei Jahre gäbe. Das liegt aber in der Ent­scheidungsgewalt dieses Gremiums.

Wenn wir die Berichte der letzten Jahre vergleichen, so ist ein Trend feststellbar, und zwar, dass sich nicht nur in Österreich, sondern auch sonst in Europa und in der gesamten restlichen Welt die Landwirtschaft in einem Wechsel befindet und dass es für die Landwirtschaft insgesamt schwieriger wird.

Einer dieser Punkte ist, dass die Menschen vom Land in die Städte ziehen. Während in den Siebzigerjahren viele Menschen von der Stadt aufs Land gezogen sind, gibt es seit über 30 Jahren die Trendumkehr, dass die Menschen wieder in die Stadt ziehen. Die ländliche Bevölkerung schwindet, die Städte wachsen. Etwa 38 Prozent der Zuwan­derung erfolgte in die Bundeshauptstadt, aber auch in allen anderen Bundesländern ist der gleiche Trend zu beobachten: Abwanderung aus ländlichen Gebieten, Zuzug in die Städte und Ballungsräume.

Lebten in den Siebzigerjahren noch in etwa 60 Prozent der Menschen im ländlichen Raum, so sind es heute nur noch in etwa 50 Prozent. Das heißt, wir sind derzeit bei halbe-halbe – 50 Prozent in den Städten, 50 Prozent in den ländlichen Regionen –, und wenn die Prognosen stimmen, so werden im Jahre 2050 nur mehr 35 Prozent den ländlichen Raum bewohnen.

Ein zweiter Punkt, der absehbar ist und der aus diesem Bericht auch klar hervorgeht, ist, dass seit vielen Jahren die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe sinkt. Jedes Jahr sperren in etwa 900 Betriebe zu und verabschieden sich für immer von der Land­wirtschaft. Seit 1980 sind es bereits mehr als 100 000 Betriebe, die zugesperrt haben. Laut Bericht gibt es derzeit noch 140 430 Betriebe mit einer durchschnittlichen Fläche von 19,4 Hektar, ohne Waldflächen.

Abzulesen aus den Berichten der letzten Jahre ist auch, dass – das haben wir heute auch schon mehrfach gehört – das Einkommen der Bauern sinkt, die Zahl der Bio­betriebe in etwa gleich bleibt und immer mehr – wenn auch in geringem Maße mehr – Frauen landwirtschaftliche Betriebe übernehmen.

Festzustellen ist aber auch, dass die frei werdenden wertvollen landwirtschaftlichen Flächen von größeren Betrieben übernommen werden. Die Produktionsmenge – das haben wir auch schon gehört – bleibt in etwa gleich, durch Futtermittelzukäufe und Ähnliches. Die großen Betriebe werden größer, und die kleinsten Betriebe sperren zu. Die Industrialisierung in der Landwirtschaft steigt und steigt, so wie das auch in anderen Bereichen der Fall ist. Lebensmittel werden immer mehr von Konzernen produziert, von Handelsketten angekauft und dann verteilt. Damit sind die kleinen land­wirtschaftlichen Betriebe diesen auch entsprechend ausgeliefert. Preis, Qualität und Menge werden von den Großen vorgegeben.

Auffällig ist auch, dass in den letzten Jahren der Einsatz von Chemie stetig leicht angestiegen ist. Was auch sehr bedenklich ist, ist, dass die weltweite Samenproduktion in sehr wenigen Händen liegt.

Als vierten Punkt habe ich feststellen können, dass die Förderungen in der Land­wirtschaft nach wie vor sehr hoch sind – aber bei den Bauern direkt kommt nicht alles an. Im Jahr 2015 wurden insgesamt 1 934 Millionen € an Förderungen zur Verfügung gestellt, davon kamen 1 163 Millionen € von der EU, 304 Millionen € vom Bund und 467 Millionen € von den Bundesländern. Direkt an die Bauern gingen 1 428 Millionen €,


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