BundesratStenographisches Protokoll864. Sitzung / Seite 77

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das sind 73,8 Prozent der Fördersummen; so steht es zumindest im Bericht. Es ist aber auch nachzulesen, dass von diesen 1 934 Millionen € in der 1. Säule 694 Mil­lionen € ausbezahlt werden und in der 2. Säule der Rest, wobei in der 2. Säule auch die 252 Millionen € Ausgleichszulage enthalten sind. Diese betreffen dann vor allem die Bereiche Wettbewerbsfähigkeit, Umwelt und Landschaft, Lebensqualität und Diver­sifizierung, Ausbildung und Beratung.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Diese Informationen stammen zum Großteil aus dem Grünen Bericht. Ich selbst bin kein praktizierender Bauer, mein Bezug zur Land- und Forstwirtschaft ist, dass ich Bürgermeister einer Gemeinde mit 3 000 Einwohnern und 220 landwirtschaftlichen Betrieben bin, vier Almen befinden sich im Besitz der Gemeinde, davon zwei Sennalmen – wir produzieren also selbst Käse und Butter – und zwei Galtalmen. Wir bestoßen unsere Almen mit 180 Kühen, 350 Rindern, Jung­rindern, 450 Schafen. Außerdem bin ich als Bürgermeister auch Obmann einer Agrar­gemeinschaft, da die Gemeinde im Besitz des Grundes ist – wir schlagen jedes Jahr 14 000 Festmeter Holz in unserem Gemeindewald; einen Großteil davon hat die Gemeinde, einen gewissen Anteil haben auch die Vertreter der Landwirtschaft.

In meinen Gesprächen vor allem mit den Junglandwirten ist zum Ausdruck gekommen, dass neben den allgemeinen Erscheinungen des Wohlstandes – ich bin ja froh, dass der Wohlstand auch in der Landwirtschaft schon ein wenig angekommen ist –, also dem Wunsch nach Urlaub oder nach freien Wochenenden, der Zeitaufwand für ver­pflichtende Schulungen, Antragstellungen bei der Kammer und Kontrollen durch die AMA die Hauptgründe dafür sind, dass landwirtschaftliche Betriebe aufgegeben werden. Es ist nicht immer die Förderhöhe. Ich höre von den Landwirten sehr selten, dass sie sich beschweren. Sie sagen, dass in letzter Zeit die Förderungen in Ordnung waren, aber die Bürokratie die Sache erschwert.

In unserer Gemeinde und in unserer Region haben die Betriebe eine durchschnittliche Größe von 4,5 Hektar beziehungsweise 5 Großvieheinheiten – Sie sehen, wie klein diese Betriebe sind, die alle im Nebenerwerb geführt werden. Der Zusatzaufwand ist unverhältnismäßig hoch. Hinzu kommt, dass die Förderungen oft sehr spät und mit großer Unsicherheit – ich denke dabei, Herr Minister, an die Almflächenproblematik – ausbezahlt werden. Großes Unverständnis gibt es bei den Bauern auch dafür, dass ihnen die hohen Förderungen auch sehr oft von den Milchbauern vorgehalten werden. Als ungerecht werden die hohen Förderauszahlungen an die Produzenten von Säften und Marmeladen empfunden; daran stoßen sich natürlich auch die Bauern relativ oft.

Aus meiner Sicht sind folgende Maßnahmen geeignet, sowohl für die Bauern die Situation als auch für die Konsumenten das Verhältnis zur Landwirtschaft zu verbes­sern: Erstens: Für die Pflege der Landschaft erhalten alle eine Förderung, nicht nur jene, die mehr als 2 Hektar haben – man muss ja bedenken, dass 4,5 Hektar bei uns die Durchschnittsgröße sind. Es gibt sehr viele Betriebe, die kleiner sind, und diese Bauern haben kein Verständnis dafür, dass sie für 1,9 Hektar keine Förderung kriegen, der andere mit 2,1 Hektar aber sehr wohl eine Förderung bekommt.

Aus meiner Sicht wäre es eleganter und besser, wenn die Förderungen direkt aus­bezahlt würden und weniger Geld für die Kontrollen aufgewendet werden müsste.

Ich fordere auch, dass wir – nach Schweizer Vorbild – eine Kennzeichnungspflicht für Produkte, vor allem für Lebensmittel, einführen. Als Konsument habe ich das Recht, zu wissen, woher ein bestimmtes Lebensmittel kommt. Wenn ich einen Tiroler Speck kaufe, möchte ich nicht nur wissen, wer der Verpacker oder der Verarbeiter ist, son­dern vor allem auch, woher das Fleisch kommt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist peinlich und fast beschämend, wenn in einer vom Land Tirol stark geförderten Einrichtung wie TirolBerg in St. Moritz auf der Speise-


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