BundesratStenographisches Protokoll864. Sitzung / Seite 75

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Was bräuchte es unserer Meinung nach? – Es bräuchte zum Beispiel andere, neue Zuchtziele, die sich wirklich am Tierwohl orientieren, weg von der Hochleistungskuh. Es bräuchte eine Reduktion der Fleischproduktion auf ein unserer Fläche angepasstes Maß, qualitativ hochwertig, viel gesünder. Ich träume schon davon, dass Riesen­schlachthöfe der Vergangenheit angehören – zugunsten einer stressfreien Schlachtung im gewohnten Lebensumfeld. (Beifall der Bundesrätin Ebner.)

Ich bin der Überzeugung, dass das Flächenziel für den Biolandbau inklusive Natur­schutzflächen auf mindestens 750 000 Hektar erhöht werden müsste und dass wir da viel zu zaghaft sind. Wir brauchen eine eindeutige und konsequente Orientierung an den Bedürfnissen von kleinen und mittleren Produzenten – national, aber auch international. Es sind nach wie vor die Kleinbauern, die 70 Prozent der Nahrungsmittel weltweit produzieren, und nicht die Konzerne. Wenn weiterhin langsam Betriebe ster­ben, so ist das von einer Erfolgsmeldung weit entfernt. Wir brauchen mehr Betriebe.

Wir brauchen ein Glyphosatverbot. Wir brauchen ein Pestizid-, Herbizid- und Mineral­dünger-Reduktionsprogramm. Im Berichtsjahr waren 1 220 Pflanzenschutzmittel zugelassen, um 121 mehr als im Jahr davor. Es wurden fast 13 000 Tonnen einge­setzt, um 1 300 Tonnen mehr als im Jahr davor. Aktive Bodenpflege und Humusaufbau kommen nach wie vor zu kurz.

Lassen Sie mich noch ein Thema kurz anschneiden, nämlich den unglaublichen Boden­verbrauch in Österreich. Da sind wir Europameister: Wir versiegeln und verbauen doppelt so viel Fläche wie die Schweiz oder Deutschland, seit Jahresbeginn über 10 Millionen Quadratmeter, das sind 45 Bauernhöfe; täglich 20 Hektar, das sind 30 Fußballfelder. In den letzten 50 Jahren haben wir 300 000 Hektar verbaut und versiegelt. Das ist die gesamte landwirtschaftliche Fläche von Oberösterreich. Was das für die Landwirtschaft in den verbleibenden Flächen heißt, für die Möglichkeit der Extensivierung, der Biodiversität und so weiter, das sollte, glaube ich, auch Thema eines Grünen Berichts sein.

Die Energiewende und andere Themen gehen sich offensichtlich in meiner Redezeit nicht mehr aus, auch nicht das Thema Lebensmittelverschwendung, die weltweit für 3,3 Milliarden Tonnen an Treibhausgasen verantwortlich ist. Nur China und die USA stoßen noch mehr aus.

Ich glaube, dass es zu einem Paradigmenwechsel kommen muss, denn sonst prospe­rieren weiter die industrielle Landwirtschaft und das Hochglanzbild der Molkerei, wenn Molkereierzeugnisse nach China exportiert werden. Es muss zu einer kon­sequenten Neuausrichtung weg von der Weltmarktfixierung hin zur Versorgung der regionalen Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen und fair produzierten Lebensmitteln kommen – noch konsequenter als bisher. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesräten der SPÖ.)

13.17


Vizepräsident Mag. Ernst Gödl: Als Nächstem darf ich Herrn Bundesrat Ing. Bock das Wort erteilen. – Bitte, Herr Bundesrat.

 


13.17.35

Bundesrat Ing. Hans-Peter Bock (SPÖ, Tirol): Geschätzter Herr Präsident! Hohes Präsidium! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich darf auch mit einem Dank beginnen: Einmal danke dafür, dass bisher aus meiner Sicht sehr konstruktiv zu diesem Thema diskutiert wurde, und zum Zweiten darf ich mich auch ganz herzlich für diesen doch sehr umfangreichen Bericht bedanken, dessen Inhalt fast keine Wünsche offen lässt.

 


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