Wieso passieren denen – Menschen, die sich dagegen nicht wehren können – menschenunwürdige Behandlungen? Und was können wir alle machen, um in Zukunft diese Dinge zu verhindern? Ich will sie im Einzelnen gar nicht aufzählen; wir haben sie schon gehört, wir haben sie alle gelesen.
Wir wissen, es geht um die Generation unserer Eltern und Großeltern. Wir alle haben Eltern und Großeltern oder hatten welche. Die einen oder anderen Erlebnisse hatten wir selbst mit Eltern oder Großeltern oder anderen Verwandten, die in Einrichtungen waren. Manche waren gut, manche weniger. Eines muss uns wohl klar und auch ein Bedürfnis sein: In einem Sozialstaat wie Österreich muss es möglich sein, allen Menschen – ich betone: wirklich allen Menschen – einen würdigen Lebensabend zu ermöglichen. (Beifall bei der SPÖ sowie der Bundesrätinnen Zwazl und Schreyer.)
Ich muss sagen, ich bin froh, dass die Volksanwaltschaft diese Missstände dieses Mal so deutlich aufgezeigt hat. Es ist ja nicht das erste Mal, dass es einen Bericht der Volksanwaltschaft zu den Missständen in manchen Einrichtungen gibt, aber durch diese heftige Reaktion aller ist es vielleicht auch möglich, dass endlich einmal alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Ich muss ehrlich sagen, ich stimme dir zu, ich erwarte jetzt auch von den Ländern – wenngleich ich wirklich auch Föderalistin bin und das schon in vielen meiner Reden bewiesen habe – einmal Bewegung, was bundeseinheitliche verbindliche Qualitätskriterien betrifft. Es kann ja wohl nicht wahr sein, dass das nicht möglich ist! Ich verstehe das irgendwie nicht. Denn: Welcher Unterschied bitte besteht zwischen einer demenzkranken alten Frau im Burgenland und einer in Niederösterreich oder in Vorarlberg? Wieso muss die in einem anderen Bundesland anders behandelt werden? Ich verstehe das nicht, und ich sage euch etwas: Niemand in der Bevölkerung versteht das! (Beifall bei SPÖ und Grünen.)
Es ist schon angeführt worden, worum es da alles geht, das brauche ich nicht zu wiederholen. Es ist natürlich auch im Sinne der über 45 000 Beschäftigten, dass die öffentliche Hand nicht nur das Geld hergibt – das Geld spielt natürlich immer eine große Rolle –, sondern auch Zielsteuerung betreibt. Es hat ja einige erste Ansätze gegeben – der Herr Bundesminister hat es schon erwähnt –: In der letzten Novelle zum Pflegefondsgesetz sind erstmals personelle Mindeststandards festgelegt worden, der Ausbau von Qualitätssicherungssystemen, die Erhöhung des Versorgungsgrades professioneller Pflegedienste sind vereinbart worden, aber eben nicht ganz so verbindlich, wie wir uns das eigentlich wünschen.
Es ist schon betont worden, es geht auch um Aufsicht, es geht um Kontrolle, und es geht natürlich, damit beaufsichtigt und kontrolliert werden kann, auch um die dafür notwendigen Dokumentationen. Wenn nichts aufgeschrieben wird, wie soll man dann kontrollieren?
Das sollen die Länder weiterhin machen – davon bin ich auch überzeugt –, aber es darf nicht nur um diese strukturellen Gegebenheiten gehen, also um Zahlen und Fakten. Was man wirklich braucht, ist eine transparente und valide Pflegeergebnisqualitätsbeurteilung, denn nur so können wir schlussendlich wissen: Was passiert denn wirklich in den Heimen? Und wie geht es den dort Arbeitenden, und wie geht es den dort Lebenden?
Wir haben es gehört, wir wissen es allerdings nicht erst seit heute, dass das Pflegepersonal oft überlastet wird und dass es oft hin- und hergerissen ist zwischen dem, was es in seiner Ausbildung gelernt hat – hohe Standards, Leistungsbereitschaft, Berufsethos –, und dem, womit es in der Praxis konfrontiert wird, nämlich mit Zeit- und Kostendruck, vor allem bei der Betreuung einer ständig steigenden Anzahl von Menschen mit Demenz und anderen kognitiven Beeinträchtigungen. Hier steht sehr oft nicht das nötige Personal zur Verfügung, denn gerade diese Menschen brauchen besondere persönliche Aufmerksamkeit und Wertschätzung.
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