BundesratStenographisches Protokoll869. Sitzung / Seite 74

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Warum können unsere Betriebe das leisten? Weil sie wettbewerbsfähige Produkte ha­ben, und wettbewerbsfähige Produkte sind das Wesentliche. Großartige Unternehmen entstehen nur dadurch, dass sie großartige Produkte haben. Wettbewerbsfähige Pro­dukte hat man dadurch am Markt, indem man Qualität anbietet und auf der Kostenseite im preislichen Wettbewerb mithält, das heißt: Preisführerschaft und Qualitätsführerschaft. Zusätzlich sollte man sich noch in Nischen positionieren, wo man quasi Monopolanbie­ter ist. Und das alles leisten unsere Mittelbetriebe.

Ich möchte jetzt auf die Qualität eingehen und dann auch auf die Kostenseite und auf das, was der Staat machen kann, nämlich entsprechende Rahmenbedingungen zu schaf­fen, ein wettbewerbsfähiges Umfeld für unsere Klein- und Mittelbetriebe zu gestalten.

Bei der Qualität geht es nicht nur um Produktqualität, langlebige Produkte mit Techno­logieführerschaft oder auch mit tollem Design, sondern es geht auch um Mitarbeiter­qualität. Wenn sich Betriebe entscheiden, den einen oder den anderen Standort zu wäh­len, dann suchen sie oft den Standort Österreich deswegen auf, weil wir hier gut aus­gebildete, qualifizierte Mitarbeiter haben – oder sie bevorzugen Billiglohnländer.

Das Wesentliche in diesem Bereich ist Bildung, und da spreche ich auch von der Aus­bildung der Jungen, der Lehrlinge, wo unsere Klein- und Mittelbetriebe hervorragende Ar­beit leisten. Da geht es nicht nur um fachliche Kompetenz, es geht auch um Kompe­tenz im kreativen Bereich, denn wir brauchen innovative Produkte, wir brauchen inno­vative Mitarbeiter, die mitdenken, die selbst eigene Ideen einbringen, die quasi Erfinder sind. Und wir brauchen auch soziale Kompetenz. Es ist ganz wesentlich, dass die Lehr­linge, spätestens wenn sie ihre Ausbildung abgeschlossen haben, die einfachsten Dinge beherrschen, wie etwa Grundhöflichkeit, den Kunden zu grüßen, Grüß Gott, danke und bitte zu sagen, das ist ganz wichtig. Auch Kritikfähigkeit, Teamfähigkeit und Konfliktfä­higkeit im Umgang mit Kunden sind wesentlich, etwa bei der Behandlung von Kunden­beschwerden.

Was im Qualitätsbereich noch wesentlich ist, sind der Service und die Dienstleistungs­qualität für den Kunden. Um das Produkt herum baut man Service und Dienstleistun­gen, und dadurch werden die Produkte gekauft. Da geht es um Schnelligkeit, da geht es um Lieferzuverlässigkeit, aber es geht auch um Öffnungszeiten, gerade im Handel. Die Leute kaufen im Internet ein, das Internet ist sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag geöffnet, da müssen wir mithalten. Deswegen ist die Arbeitszeitflexibilisierung so wich­tig, nicht nur für die Betriebe, auch für die Mitarbeiter selbst.

Wenn ein Mitarbeiter entscheidet, an einem Tag länger zu arbeiten und dafür am nächs­ten freizuhaben, dann kommt man in der Praxis sehr leicht in den Konflikt mit den Ar­beitszeitgesetzen. Da müssen wir flexibler werden. Auch eine Viertagewoche, bei der Freitag, Samstag, Sonntag frei sind, soll möglich sein. Es kann ja nicht so schwierig sein, da flexibler vorzugehen. Eine einfache Regelung: maximale Wochenarbeitszeit 60 Stun­den, Überstundenabbau mit Durchrechnungszeiten über ein Jahr statt 10 Wochen, das wäre schon einmal ein Ansatz.

Zur Kostenseite: Die wesentliche Kostenstruktur bei den Klein- und Mittelbetrieben setzt sich aus Materialkosten, aus Personalkosten, aus Finanzierungskosten und aus Steu­erkosten zusammen. Überall dort kann der Staat Rahmenbedingungen schaffen, die un­sere Betriebe noch wettbewerbsfähiger machen. Bei den Materialkosten kann man am wenigsten tun, die Rohstoffmärkte werden beherrscht von den internationalen Märkten, obwohl da auch einige Investmentbanken tricksen. Bei den Energieimporten können wir auf jeden Fall besser werden, insbesondere Energieunabhängigkeit durch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen im eigenen Land ist sehr wichtig.

Der Hauptkostenblock sind die Personalkosten. Da ist es ganz wesentlich, dass wir bei den Lohnnebenkosten wirklich Nägel mit Köpfen machen. Ich weiß, Herr Minister Mah-


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