BundesratStenographisches Protokoll871. Sitzung / Seite 31

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Jede Übernachtung im Krankenhaus kostet sehr viel Geld, 1 000 € pro Tag. Mit weniger stationären Aufnahmen nach ambulanten Behandlungen wäre es möglich, Betten zu reduzieren und auch den Standard für die Spitalszimmer zu erhöhen. 40 Pro­zent aller Patienten werden nach einer ambulanten Spitalsbehandlung stationär aufge­nommen, das ist nicht notwendig. Patienten müssten auch bei gewissen Operationen, bei Arthroskopien, Leistenbruch-, Krampfadern- und Grauer-Star-Operationen, nicht im Spital bleiben, sondern könnten noch am selben Tag, nach dem operativen Eingriff, nach Hause gehen. In Summe brauchen wir also mehr ambulante, tagesklinische Behandlungen, mehr tagesklinische Operationen und weniger Spitalseinweisungen.

In den Spitälern gehört auch der Akutbettenmissbrauch durch Pflegepatienten abge­stellt. Viele Pflegefälle liegen in Spitälern in teuren Akutbetten anstatt in günstigen Pflege­betten in Pflegeeinrichtungen. Ein Akutbett im Spital kostet 1 000 € am Tag, ein Pflegebett im Pflegeheim kostet 100 € pro Tag, also 90 Prozent weniger. Pflegefälle sollen daher in Pflegeheimen statt im Spital behandelt werden, das ist wesentlich güns­tiger und effizienter. Auch die Patientenzuweisungen aus Pflegeheimen an Spitäler gehören beendet, da wären Visiten von Ärzten in Pflegeheimen viel besser.

Im stationären Spitalsbereich lassen sich also bei effizienter Betriebsführung jährlich 3 Milliarden € einsparen, die dann in die Gesundheitsvorsorge, in die Sportförderung und in die Pflege investiert werden könnten. Auf jeden Fall müssen wir unsere Kapa­zitäten für die Langzeitpflege und Geriatrieversorgung ausbauen.

Im ambulanten Bereich sind die langen Wartezeiten in den überfüllten Spitals­ambulanzen ein Riesenproblem. Wartelisten sind Todeslisten, und daher bleibt vielen Patienten nichts anderes übrig, als zu Privatärzten und in Privatspitäler zu flüchten und doppelt zu zahlen. 70 Prozent aller Patienten landen in Spitalsambulanzen, obwohl sie gar nicht ins Spital müssten. 70 Prozent der Patienten in Spitalsambulanzen benötigen die Infrastruktur des Krankenhauses gar nicht, und besonders Migranten gehen wegen jedem Mini-Wehwehchen und jeder Kleinigkeit wie Kopfweh in die Spitalsambulanzen oder sogar in die Notaufnahme. (Zwischenrufe bei den Grünen.) Der Migrantenanteil in Spitalsambulanzen ist extrem hoch. Jeder, der ein Spital besucht, weiß das. Zusätzlich braucht man jede Menge Dolmetscher, das ist finanziell nicht durchzuhalten. Dieses Problem gehört auf jeden Fall angesprochen und auch gelöst. Migranten und Asyl­werber gehören alle zuerst zum praktischen Arzt und nicht in die Spitäler.

Auch insgesamt müssen wir die Patienten aus den Spitalsambulanzen zu den nieder­gelassenen Ärzten verlagern. Ein Besuch beim Hausarzt kostet die Krankenkasse 7 €, ein Spitalsbesuch kostet 70 €, also das Zehnfache. Banalitätsfälle gehören nicht in die Spitalsambulanz, die Spitalsambulanz sollte Banalitätsfälle ablehnen und den Patien­ten zum praktischen Arzt verweisen. In den Spitälern sollten vorwiegend spezialisierte Gesundheitsdienstleistungen angeboten werden anstatt standardisierter 08/15-Dienst­leistungen, die auch jeder Hausarzt anbietet.

Auch eine Ambulanzgebühr würde die Spitäler entlasten und die Eigenverantwortung und das Kostenbewusstsein der Patienten steigern. Seit es das Parkpickerl gibt, bekommt man in Wien wieder Parkplätze, eine ähnliche platzschaffende Wirkung hätte eine Ambulanzgebühr in Spitälern. (Zwischenruf des Bundesrates Stögmüller.)

Auch 24-Stunden-Gemeinschafts-Gesundheitspraxen mit mehr Personal, die wohnort­nah rund um die Uhr für die Patienten als Alternative zu Spitalsambulanzen zu erreichen sind, sind zu forcieren. Wir wollen aber auch Ärzte-GmbHs, die auch Ärzte anstellen können, also Ärztegesellschaften. Viele ÄrztInnen wären froh, wenn sie ange­stellt werden könnten und nicht die ganze Verantwortung für das Risiko einer Praxis tragen müssten. Das wäre dann auch halbtags für Mütter möglich. Wir müssen den Markt liberalisieren und die Macht der Ärztekammer reduzieren. Die Ärzte-GmbH ist ja


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