BundesratStenographisches Protokoll871. Sitzung / Seite 41

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einer deutlichen Verbesserung des österreichischen Gesundheitssystems hin entwickeln werden.

Wir haben bei uns in Osttirol natürlich auch die bekannten Probleme: Die Allgemein­mediziner werden auch immer älter, zwei Drittel werden in Pension gehen. Der Ärztemangel setzt sich auch bei uns fort, deswegen muss man natürlich einmal mit der Ärzteausbildung beginnen. Hier wird Tirol einen neuen Weg gehen mit der Medical School, auch in Zusammenarbeit mit der Med-Uni. Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino und auch Vorarlberg werden da dabei sein. Wir hoffen, dass es uns da gelingt, entsprechend viele Ärztinnen und Ärzte auszubilden, die dann auch bei uns bleiben können.

Wir alle wissen, dass man mit dem Ärzte-Arbeitszeitgesetz und mit den neuen Ent­lohnungsschemata deutliche Verbesserungen tätigen konnte. Das ist auch speziell in unserem Bundesland gelungen. Der ärztliche Beruf wurde deutlich attraktiviert.

Was machen wir jetzt aber im ländlichen Raum? Dort haben wir bei uns folgende Situation – ich darf das vielleicht vom Notarztsystem ausgehend beurteilen –: Wir haben in Osttirol zwei Hubschrauberstützpunkte, einen vom ÖAMTC Nickelsdorf, einen von Heli Tirol beziehungsweise Heli Austria bei uns in Matrei. Dort machen Not­ärztinnen und Notärzte Dienst, es machen aber auch niedergelassene Medizinerinnen und Mediziner dort Dienst. Wir versuchen, analog dem Beispiel von der Ara Flug­rettung in Reutte, die Ärzte dort so einzusetzen, dass sie sowohl luftgebunden als auch bodengebunden, wenn schlechte Flugbedingungen herrschen, ausrücken können.

Diese Ärzte sollten aber – und da gibt es jetzt nach dem neuen Primärversorgungs­gesetz eine neue Möglichkeit – auch ärztlichen Bereitschaftsdienst machen, weil ja nicht so viele Notfälle anfallen. Warum sollten diese also nicht in einem Netzwerk an den drei peripheren Standorten außerhalb des Krankenhausstandortes in Lienz die Bevölkerung dort versorgen?

Derzeit gibt es einen ärztlichen Bereitschaftsdienst mit einer eigenen Telefonnummer, der rund um die Uhr angeboten wird, aber wenn diese Ärztinnen und Ärzte nicht mehr vorhanden sind, wenn sie keine genügend attraktiven Bedingungen auch im ländlichen Bereich haben, werden sie von dort wegziehen und es wird dort keine ärztliche Versorgung mehr geben.

Was ist der Unterschied zwischen den Spitalsambulanzen und dem niedergelassenen Bereich? – Derzeit müssen wir in den Spitalsambulanzen, und das ist gut so, ganz­jährig, ganztägig, rund um die Uhr verbindlich unsere Leistungen im System anbieten. Und es ist auch gut so, dass das aus ethischen Gründen in Österreich so erfolgt, dass wir keine Patientin und keinen Patienten an unseren Spitalstüren abwei­sen. Es wird auch, im Unterschied zu manchen angloamerikanischen Ländern, nicht gefragt: Haben Sie das nötige Geld, um hier versorgt zu werden, oder nicht?

Das müssen derzeit die niedergelassenen Ärzte nicht machen. Und wir haben heute schon vieles gehört: Das Freizeitbedürfnis steigt, es gibt andere Lebenseinstellungen als früher. So wie es früher war, als der klassische Hausarzt ganzjährig in seinem Tal war und speziell im Winter überbelastet war, findet es heute nicht mehr statt. Genau bei diesen Problemen und Schwierigkeiten setzt dieses neue Primärversorgungsgesetz an, und ich sehe hier sehr viele positive Perspektiven.

Ich sehe auch kein Problem darin, lieber Kollege Krusche, liebe Kollegin Mühlwerth, dass man hier von den Formen her sehr flexibel ist. Das spiegelt genau unser Gesundheitssystem in Österreich wider. Es ist natürlich ein Unterschied, ob man in einem Zentralraum lebt, wo man eine sehr gute ärztliche, auch notärztliche Versorgung


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