BundesratStenographisches Protokoll871. Sitzung / Seite 43

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ter­hin eine tragende Säule, und so muss dieses System auch bleiben. Die Öster­reicherinnen und Österreicher schätzen ihren Hausarzt als kompetent, unverzichtbar für die persönliche, dauerhafte medizinische Betreuung.

Der Hausarzt, meine Damen und Herren, ist die Person, die den Menschen kennt und die Entwicklung des Patienten und der Patientin am besten abschätzen kann. In Bezug auf die Hausärzte droht aber ein Engpass. Ausgebildete Medizinerinnen und Mediziner streben nicht mehr eine Allgemeinmediziner-Praxis an. Dafür gibt es vielerlei Gründe – das wurde heute schon erwähnt –, ein gewichtiger dabei ist die zeitliche wie auch die fachliche Belastung, aber auch die finanzielle.

Wir wissen, dass heute ein Hausarzt dort, wo er die Hausapotheke nicht mit überneh­men kann, nicht existieren kann. Ich habe mit der mobilen Hauskrankenpflege zu tun und ich habe über 3 000 Angestellte in diesem Bereich. Wir betreuen in der Steiermark circa 1 600 Personen täglich. Nun haben wir noch das Hilfswerk und das Rote Kreuz. Das heißt, knapp 7 000 Frauen und Männer betreuen in der mobilen Hauskranken­pflege. Wir haben 217 Pflegeheime in der Steiermark, und wer wird dort sein? – Auch das sind die Hausärzte, und insbesondere im mobilen Bereich sind das auch die Hausärzte. Das heißt, wir brauchen sie.

Weiters haben wir in der Steiermark derzeit über 7 000 Frauen und Männer, die in der 24-Stunden-Betreuung tätig sind. Auch für die Betreuten sind Hausärzte notwendig, denn nur der Hausarzt kommt dorthin, keine Frage, wenn er gebraucht wird.

Es wird auch in Zukunft nicht einfach sein, das Niveau hier aufrechtzuerhalten. Ich bin mir aber sicher, dass mit dem vorliegenden Primärversorgungsgesetz eine Maßnahme ergriffen wird, um den Hausärztemangel zu beheben, nicht aber, wie von manchen vorgeworfen wird, den Hausarzt zu ersetzen.

Es geht nämlich um ein wichtiges Element unseres subsidiären Gesundheitswesens, nämlich die Primärversorgungszentren. Mit diesen Einrichtungen kann eine umfas­sende medizinische Betreuung in den verschiedenen Bereichen in der Nähe der Patienten und Patientinnen erreicht werden.

Die Krankenhausambulanzen finden dadurch Entlastung. Es wurde heute schon erwähnt, welchem Druck die Ambulanzen ausgesetzt sind. Wir haben in den Ambulan­zen zu wenig Personal, und wir haben durchgerechnet und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass allein in der Steiermark die Belastung der Ambulanzen der 27 Kran­kenhäuser circa 140 Millionen € ausmacht. Vielleicht ist es dadurch auch möglich, dass wir gewisse Kosten einsparen.

Meine Damen und Herren, insbesondere in ländlichen Gegenden kann für die Patien­tinnen und Patienten ein neues Gesundheitsnetz geknüpft werden – die unver­zichtbare Basis für Menschen, die ihnen nahe sind, die sie kennen und weiterhin auch betreuen.

Meine Damen und Herren, noch einmal: Ohne Hausärzte wird es nicht gehen, und ich bin sicher, dass wir auch den finanziellen Bereich etwas überdenken müssen. Wir haben im Hilfswerk Steiermark vier Ärzte gehabt, junge Ärzte um die 30, 35 Jahre. Diese sind aber in den letzten vier Monaten ins Ausland gegangen, drei in die Schweiz und einer nach Deutschland. Das heißt, das Finanzielle ist immer noch ein Anlass für Ärzte, den Platz zu wechseln.

Ich schließe damit und möchte nur noch ganz kurz Danke sagen. Ich bin sicher, dass diese Primärversorgungszentren eine große Sache sind, die in unserem medizinischen System eine Lücke schließen. Ich wünsche allen, die damit zu tun haben, viel Kraft! Frau Minister, alles, alles Gute! – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie des Bundesrates Stögmüller.)

11.09

 


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