BundesratStenographisches Protokoll871. Sitzung / Seite 56

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Versuchskaninchen spricht, Elternvertreter behaupten, diese gesetzlichen Regelungen würden sich nur auf die Verwaltung beziehen, oder PädagogInnen und Lehrervertreter von pädagogischem Irrwitz reden, dann frage ich mich, was sie damit meinen. Als ehemalige Deutschlehrerin würde ich sagen: Da ist das Thema doch verfehlt!

Ich möchte nun auf einige jener Punkte eingehen, um die es wirklich geht. Im Großen und Ganzen handelt es sich um drei Pakete: das Autonomiepaket – es ist für mich ein sehr fortschrittliches Paket –, das Behördenpaket und das Modellregionenpaket.

Was bringt es den Schülerinnen und Schülern? – Sie sind zwar im Osten Österreichs schon in den Ferien und im Westen ab morgen, aber sie kommen wieder zurück in die Schule. Was bringt es ihnen?

Ich denke, es geht zunächst einmal um wirklich pädagogische Anliegen, die wir als Lehrerinnen und Lehrer schon ewig hatten. Dazu zählt die Flexibilität im Unterricht. Es geht darum, dass man Gruppen anders zusammenstellen kann, dass Ressourcen anders, nämlich schulautonom und am Schulstandort eingeteilt werden können und dass es so zu Flexibilität und Zusammenarbeit zwischen den Schulen kommt.

Ein Wort zu den KlassenschülerInnenhöchstzahlen, weil dies eine öffentliche Debatte war: Klar ist, dass die KlassenschülerInnenhöchstzahl weiterhin eine Größe zur Berechnung der Ressourcen bleibt.

Ich verstehe nicht, was die Lehrerinnen und Lehrer, in dem Fall die Gewerk­schaf­terInnen, eigentlich wollen. Sie drohen für den Herbst einen Streik an, da angeblich dann in allen Klassen 35 Schülerinnen und Schüler sitzen werden – oder vielleicht doch nur 27? Was ist jetzt das Drama, wenn 27 statt 25 Schülerinnen und Schüler in einer Klasse sitzen? Macht das zwangsläufig den Unterricht schlechter? – Ich denke, das ist nicht der Fall, oder vielleicht nur, wenn man frontal unterrichtet, was man als Lehrerin oder Lehrer überhaupt nicht mehr tun soll, denn die Zukunft liegt im Grup­penunterricht, in Teams, in Projekten. Was also spielt es da für eine Rolle, wenn ich statt 25 Kindern 27 Kinder in einer Klasse habe? Es kommt vielmehr auf die Zusam­mensetzung dieser Klasse an, was wiederum die beteiligten Lehrerinnen und Lehrer vor Ort wieder schulautonom entscheiden. Ich finde, diese Diskussion ist an den Haaren herbeigezogen, und es wird davon zu guter Letzt gar nichts übrig bleiben.

Lasst mich noch auf einige weitere Punkte eingehen, die mir wichtig sind! Die neue Flexibilität bedeutet glücklicherweise auch das Ende der 50-Minuten-Einheit. Ich habe Gott sei Dank in einer Schule unterrichtet, in der ich immer mit 100 Minuten unterrichtet habe. – Welch ein Vorteil! Weiters: Der Unterricht kann früher beginnen.

Es gibt nun so etwas wie autonome Lehrplanbestimmungen, bei der eine Schule sagen kann: Das ist mein Schwerpunkt. Aus dem großen Lehrplan nimmt man ohnedies immer nur etwas heraus. Jeder Lehrer, jede Lehrerin entscheidet im Grunde individuell, was er/sie innerhalb dieses Rahmens unterrichtet. Jetzt kann man in einer Schule Schwerpunkte setzen, ohne einen Schulversuch machen zu müssen. Also all diese Dinge dienen der Pädagogik.

Ein Wort zu den Clustern: Der wirkliche Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler – und um die soll es bei dieser Gesetzgebung gehen – ist, dass das fachfremde Unter­richten endlich der Vergangenheit angehört. Das ist wirklich etwas, das nur zu be­grüßen ist. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich kenne viele Kolleginnen und Kollegen, die Englisch als Hauptfach haben und dann Mathematik unterrichten müssen. – Ich sage jetzt nicht, wie sinnvoll ich das finde.

Diese Cluster können ein einheitliches und ganzheitliches Bildungskonzept in einer Region bewirken, sie können auf die Bedürfnisse in einer Region eingehen.

 


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