BundesratStenographisches Protokoll871. Sitzung / Seite 83

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auch an die Damen und Herren in den Ministerien, die sie erstellen – sind ja auch immer sehr gut gemacht, sie sind übersichtlich, man kann nachlesen, worum es geht. In den meisten Fällen sind auch die österreichischen Positionen drinnen, wenn auch nicht immer. Das ist ja wirklich top. Aber dann steht man halt vor der Entscheidung: Wie halte ich es mit dem Ressortbericht?

Ich möchte hier das Positive voranstellen: Also Erasmus+, das ist ja etwas – das eint uns alle –, was wir immer sehr positiv finden, die Mobilität von Studenten, aber mittler­weile auch von Lehrlingen. Es war Kollegen Schennach und mir immer so ein großes Anliegen (Bundesrat Schennach: Genau! Das ist richtig!), dass auch die Lehrlinge, so wie die Handwerkslehrlinge früher auf die Walz gegangen sind, jetzt mobil sein können und schauen können, wie es woanders in der Welt zugeht und da auch durchaus neue Erkenntnisse mitnehmen können, aber auch für die eigene Persönlichkeitsbildung profitieren können, selbständiger werden et cetera. Das ist toll.

Bei der Europa-2020-Strategie ist das Vorhaben, die Schulabbrecherquote zu senken, absolut zu begrüßen, wobei wir gestern im Ausschuss ja gehört haben, dass wir unsere Schulabbrecherquote schon gesenkt haben, mittlerweile unter dem EU-Schnitt liegen, was ja durchaus löblich und begrüßenswert ist, obwohl es natürlich in einer Diskrepanz dazu steht, was gerade hier diskutiert worden ist, dass wir nach neun Schuljahren immer noch 25 Prozent haben, die nicht ausreichend lesen, schreiben und rechnen können. Aber jeder, der keine Schulausbildung abgeschlossen hat – das wissen wir alle –, hat es natürlich besonders schwer auf dem Arbeitsmarkt.

Das führt mich jetzt zu dem Thema, wo ich dann nicht mehr so positiv gestimmt bin und das auch Teil der Europa-2020-Strategie ist: Alle Länder, auch Österreich, sind sich einig darin, dass wir eine Akademikerquote von 40 Prozent brauchen. Und da, ehrlich gesagt, Frau Minister, steige ich aus.

Ich sage: Nein, ich glaube nicht, dass wir eine 40-Prozent-Akademikerquote brauchen. Wir haben ja jetzt in Österreich 38,5 Prozent, wenn ich das von vorgestern richtig im Kopf habe, geschafft, weil der berufsbildende höhere Schulbereich in den tertiären Bereich hineingerechnet worden ist (Bundesrat Stögmüller: Ja, 6 Prozent!), aber ich sage auch bei jeder Bildungsdebatte – Frau Kollegin Kurz ist jetzt gerade nicht hier und kann mir daher nicht vorwerfen, ich sage immer dasselbe, aber wir reden ja auch immer über die gleichen Dinge –, dass wir unseren Fokus nicht nur auf Maturanten und Hochschulabsolventen richten sollten, sondern auch auf die Lehrlingsausbildung, wo wir mit dem dualen System ja mittlerweile nicht nur europaweit, sondern auch weltweit Vorbild sind.

Es gibt ja Länder wie die USA, die durchaus schon überlegen, ob sie das nicht bei sich einführen, weil es ein System ist, das sich bei uns wirklich bestens bewährt hat. Und ich sage ganz offen: Wenn ich heute einem jungen Menschen raten sollte, was er jetzt tun soll, wenn er nicht weiß, welchen Beruf er ergreifen soll, ob er studieren soll oder nicht, würde ich eher dazu neigen, zu sagen: Mach eine Lehre, nicht in den Berufen, die ohnehin überlaufen sind, mach eine gute Lehre, da hast du wahrscheinlich mehr Chancen denn als Akademiker!

Wenn wir es uns europaweit anschauen – Italien, Griechenland, Spanien, Portugal –, dann sehen wir, dass dort von dieser extrem hohen Arbeitslosigkeit – auch wenn die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien von über 50 Prozent auf unter 50 Prozent gesunken ist – sehr viele Jungakademiker betroffen sind, die kein anderes Mittel sehen, als auszuwandern, entweder über den großen Teich nach Südamerika oder nach England und ein Teil nach Deutschland.

Da sage ich schon: Wir bilden die aus, das kostet ja nicht wenig Geld, und dann kriegen die keine Jobs, obwohl sie einen Hochschulabschluss haben. Auch bei uns ist


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