BundesratStenographisches Protokoll871. Sitzung / Seite 84

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ja die Akademikerquote in den letzten Jahren gestiegen – jetzt hat sie Gott sei Dank wieder eine kleine Delle nach unten bekommen, aber sie ist immer noch relativ hoch. Also ich glaube, das Allheilmittel in einem Hochschulabschluss zu suchen, ist der falsche Weg.

Wir brauchen Akademiker, das ist ja überhaupt keine Frage, und wir werden jetzt wahr­scheinlich in der Diskussion auch darüber diskutieren, wie hoch der Anteil tatsächlich sein soll. Ich denke, ein niedrigerer Anteil, wo dann alle aber halbwegs die Möglichkeit haben, Jobs zu bekommen, ist der bessere Weg, und die Ausbildung mit Praxis und mit Theorie ist ein ganz wesentlicher Faktor, denn wir hören es ja auch immer: Wir brauchen Fachleute! Die fehlen uns ja – dann müssen wir sie wieder „importieren“.

Unser Kritikpunkt an der Europäischen Union ist ja oft – und ich finde, auch völlig berechtigt – diese Tendenz zu einer Gleichmacherei, also: Ganz Europa muss einen Akademikeranteil von 40 Prozent haben, und ganz Europa muss dieses und jenes und das haben. – Nein, jedes Land hat andere Traditionen, andere Herangehensweisen, andere Schwerpunkte, und daher glaube ich, dass die Vielfalt für Europa wesentlich besser ist. Damit meine ich, dass die Länder eben auch unterschiedlich in ihren Sys­temen sind, denn auch das Bologna-System hat uns nicht wirklich weitergebracht, und da gibt es nicht nur Kritik von der FPÖ, sondern auch von ganz anderen Seiten.

Geben wir doch der Vielfalt in der Europäischen Union etwas mehr Raum, versuchen wir, nicht immer alles über einen Kamm zu scheren, alle gleich machen zu müssen, und dann werden sich, glaube ich, die Systeme auch besser entwickeln. Diese 2020-Strategie ist halt für mich ein Punkt, der schon ein schwerwiegender ist, wo wir uns ein Ziel verordnen, von dessen Richtigkeit ich nicht überzeugt bin. Und daher werden wir als Zeichen dessen den Bericht nicht zur Kenntnis nehmen. (Beifall bei der FPÖ.)

13.39


Präsident Edgar Mayer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Koller. – Bitte, Herr Kollege.

 


13.40.03

Bundesrat Hubert Koller, MA (SPÖ, Steiermark): Gratulation, Herr Präsident, zur Präsidentschaft! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren zu Hause an den Bildschirmgeräten! Nach den großen Reformbrocken, die wir vorhin in den Bereichen Gesundheit und Bildung behandelt haben, kommt jetzt ein bisschen ein entspannteres Überleitungsthema, aber auch zum Bereich Bildung. Es ist für mich schon irgendwie lustig, dass man so charmant lächelnd Nein sagen kann, liebe Frau Kollegin Mühlwerth. Man findet viel positiv, aber doch nicht alles, und deswegen muss man Nein sagen; da habe ich heute auch wieder etwas dazugelernt.

Aber ich denke – in Richtung Freiheitliche Partei –, man kann im Vorhinein nichts hundertprozentig festlegen. Man muss rechtzeitig evaluieren und abwarten und dann beurteilen. Das wurde heute schon einmal gesagt.

Wir wissen ja, dass die EU selbst keine Regelungskompetenz im Bereich dieses Arbeits­programms hat, deshalb haben wir ja heute hier gravierende Gesetze be­schlossen. Das Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission für 2017 steht im Bildungs­bereich im Zeichen der Umsetzung der neuen europäischen Agenda 2020 und wurde 2016 veröffentlicht. Der Fokus, haben wir schon gehört, liegt im Bereich der Moder­nisierung der Schul- und Hochschulausbildung. Dabei geht es eben um die Senkung der Schulabbruchsquote und um die Erhöhung des Anteils der 30- bis 34-Jährigen, die ein Hochschulstudium abgeschlossen haben.

 


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