BundesratStenographisches Protokoll873. Sitzung / Seite 12

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takt zum Postler, auf gut Deutsch gesagt, ist eines der wichtigsten sozialen Instrumen­te, und das fällt dann weg, denn dann steht eine Drohne vor der Haustüre, und die Drohne kann man bloß entleeren.

Das sind Dinge, die diese Welt verändern. Und wir haben ein Bekenntnis, dass wir ein Silicon Austria werden wollen, dass wir in ganz vielen Bereichen interessiert sind, Bei­spiel Start-ups. Da ist aber auch wichtig, was zum Beispiel jetzt in Wien entsteht, das sogenannte Start-up-Grätzel. Dort werden viele kleine Start-ups eingeladen, in ein ge­meinsames Haus zu kommen, sich gegenseitig zu unterstützen. Da geht es auch um die Frage: Kann ich mir überhaupt einen Urlaub leisten? Ist es überhaupt möglich, in einem Start-up-Unternehmen den Betrieb länger als drei Tage zu verlassen? Heißt das, dass das alles unbezahlt ist? Heißt das, dass ich vielleicht mit anderen Start-up-Unter­nehmen gewisse Leistungen teilen kann?

Eine der wichtigsten Fragen in der gesamten Digitalisierung – das zeigt sich auch an der Nutzung dieser Technologie durch unsere Kinder – ist immer noch: Wie sehen denn die sozialen Kontakte aus? Wo finden heute soziale Kontakte statt, jenseits des Klassenzimmers? Somit müssen wir auch folgende Frage stellen: Wie sehen die so­zialen Kontakte von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen aus, wenn sie nicht mehr in einer Firma sind? Wo ist das berühmte Weihnachtsessen von all jenen, die zum Bei­spiel in Crowdworkingprojekten zusammenarbeiten müssen?

Wir alle sind ja letztlich schon zu Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen geworden. Jeder von uns ist Mitarbeiter irgendeiner Bank, denn er macht seine Bankgeschäfte selbst und bekommt aber nicht refundiert, dass er da seine eigene Arbeitskraft einbringt. Jeder von uns, der einen Urlaub angeht, bucht sich alles selbst, bucht auch das Hotel selbst und ist da auch Teil, Mitarbeiter einer Fluglinie, denn er nimmt die Buchungen vor. Das ist etwas, was sich radikal verändert.

Wenn wir dann zum Thema Robotgesellschaft kommen – und Kollege Preineder hat die Pflege und die gesundheitliche Versorgung angesprochen –, sieht man, es wird der­zeit massiv in einem Bereich gearbeitet, nämlich dass die 24-Stunden-Pflege von Ro­bots gemacht wird und dass in den Spitälern die Krankenversorgung stärker in Rich­tung Robots ausgelagert wird. Die sind bereits auf Schiene. Das heißt: Wollen wir das in diesem Bereich?

Schauen wir uns die völlige Veränderung der Realität unserer Apotheken an: Meine Lieblingsapotheke, die ich immer benützt habe, hat mehr als 50 Prozent der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen entlassen. Sie haben einfach ein Stockwerk mehr dazugemietet, dort oben fetzen die Robots herum, machen selbständig die Lagerhaltung, schicken die Medikamente hinunter, denn unten gibt es ja nur mehr Terminals, und nehmen auch die Bestellungen aufgrund des Lagerbestandes vor.

Das mag alles interessant sein, aber ich brauche letzten Endes auch Arbeitsplätze, und es kann nicht nur IT-Wunderwuzzis geben. Wenn wir eine Gesellschaft sind, in der es nur IT-Wunderwuzzis gibt, dann frage ich mich: Wie bringe ich zum Beispiel eine junge, alleinerziehende Mutter – möglicherweise mit Migrationshintergrund, wie man will – zu einem Arbeitsplatz? Wo sind die Arbeitsplätze? Da muss der Gesetzgeber auch Vorkehrungen treffen.

Wollen wir zum Beispiel Supermärkte, in denen alles nur mehr technisch erfolgt, er­möglicht durch die Digitalisierung? Oder wollen wir ein Gesetz haben, das sagt, pro Quadratmeter an Verkaufsfläche ist menschliche Arbeitskraft notwendig – und nicht ei­ne Person alleine, wie es eine Drogeriekette gemacht hat, die nämlich in all ihre Fi­lialen nur eine Person hineingesetzt hat? Das ist auch eine Sicherheitsfrage, das ist ei­ne soziale Frage, das ist eine Frage der Kommunikation.

 


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