BundesratStenographisches Protokoll873. Sitzung / Seite 20

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Unternehmensgründungen. Das sind Ausgründungen aus dem Wissenschaftsbereich, die genau solche Softwareprogramme entwickelt haben – es gibt auch in Österreich zwei Führende in diesem Bereich –, und wir werden in wenigen Jahren in der Lage sein, das persönliche Diagnosebild in ganz kurzer Zeit mit Hunderten Millionen anderer Bil­der zu vergleichen und eine wesentlich genauere Diagnose zu bekommen, als jeder Arzt sie allein erstellen könnte.

Jetzt komme ich zum entscheidenden Punkt: Es geht nicht darum, dass das der Com­puter statt dem Arzt macht, es geht nicht um den Wettbewerb, ob die Maschine oder der Mensch besser ist, sondern es geht darum, eine ideale Kombination aus diesen beiden Bereichen zu finden. Das heißt, es geht darum, wie das Gerät, die künstliche Intelligenz, der Computer, die Maschine den Menschen unterstützt.

Das ist, glaube ich, die Antwort auf viele Fragen, die immer mitschwingen, wenn es um Ängste geht in Richtung: Werden wir irgendwie ersetzt? – Nein, es geht darum, hoch­wertigere Lösungen für uns alle zu schaffen.

Das beginnt auf der Baustelle, wenn ich mir sogenannte Exoskelette, aus der japani­schen Forschung kommend, anschaue. Das sind einfach kleine Gerätschaften, die man sich an Teilen des Körpers hinzuklicken kann, zum Beispiel für den gesamten Hüft- und Stützapparat, um schwerere Geräte einfacher zu heben, ohne dass die eigene physi­sche Körperstruktur irgendwie beeinträchtigt wird. Auch das ist wieder ein Fortschritt, so wie man früher halt Geräte auf die Baustelle gebracht hat, die es vorher nicht gege­ben hat, wie den kleinen Bagger oder etwas anderes.

Ich glaube, wir können mit diesen Ängsten viel besser umgehen, wenn wir viele, viele praktische Anwendungsbeispiele bringen, und man wird dann sehen, dass die Jobs in ganzen Branchen nicht einfach wegsterben, sondern sich ein bisschen verlagern wer­den.

Und – damit möchte ich eigentlich auch schon enden, weil das meiner Meinung nach ein schönes Beispiel ist, um zu sehen, in welche Richtung die Reise geht –: Wir sehen an vielen, vielen Branchen, dass nach wie vor bei den Kundinnen und Kunden auch ei­ne große Sehnsucht nach einer persönlichen Betreuung da ist, nach dem persönlichen Kontakt. Ich bin zutiefst davon überzeugt. Erste Wissenschaftler, die jetzt seit 20 Jah­ren Longitudinalstudien über Leute machen, die sehr früh in diese digitale Welt einge­taucht sind, früh in den Neunzigerjahren angefangen haben, ganz stark in dem Bereich zu arbeiten, haben festgestellt, dass bei denen die große Sehnsucht vorhanden ist, dass, je schneller das geht und je digitaler ihr Arbeitsumfeld wird, sie einen Ausgleich im phy­sischen, im realen Bereich, im persönlichen Kontakt haben. Den kann der lokale sta­tionäre Handel bieten, den kann das lokale kleine Gewerbe anbieten, den kann unsere wunderbare Tourismus- und Freizeitwirtschaft anbieten.

Es wird die andere Seite brauchen, es wird in uns allen eine noch viel größere Sehn­sucht nach dem Realen, Angreifbaren, Haptischen kommen, wenn die digitale Welt in anderen Bereichen einfach noch schneller wird. Wer, wenn nicht Österreich, als sehr kleine, global orientierte, exportorientierte Volkswirtschaft, die auf der einen Seite tolle Produkte und Dienstleistungen hervorbringt, könnte nicht auch durch ihre sehr regional verankerte Struktur, kleinteilige Wirtschaftsstruktur und vor allem durch ihren wunder­bar positionierten Tourismus in diesem Bereich intelligent punkten?

Die Rahmenbedingungen – Sie haben es angesprochen, Herr Bundesrat – sind wich­tig, ohne jetzt im Detail darauf einzugehen. Damit wird sich eine zukünftige Bundesre­gierung intensiv beschäftigen müssen, aber mit den idealen Rahmenbedingungen ma­che ich mir da eigentlich keine Sorgen, wenn es ein chancenorientierter Zugang ist. Man sollte also weniger mit den Ängsten der Menschen spielen, sondern ihnen in sehr prak­tischen, lebensnahen Bereichen die Möglichkeiten aufzeigen.

 


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