BundesratStenographisches Protokoll876. Sitzung, 876. Sitzung des Bundesrates am 15. März 2018 / Seite 103

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sem Programm teilgenommen, jährlich sind das europaweit mittlerweile 680 000 Teil­nehmerInnen, davon 300 000 Hochschulstudierende, aus Österreich in etwa 7 300 Per­sonen.

Im Jahr 2014 hielt dann das Programm Erasmus ein „+“ dazu, umfasst seitdem zusätz­lich unterschiedliche Initiativen im Bereich Bildung, Jugend und Sport. Im Auslandsse­mester für Studierende und Lernende können auch Lehrlinge Berufspraktika im Aus­land machen und Jugendliche an freiwilligen Projekten teilnehmen. Außerdem umfasst das Programm die Bereiche Schulbildung, Berufsbildung und Erwachsenenbildung. Erasmus+ ist auch eines der wenigen Programme innerhalb der Europäischen Union, welches das vorgesehene Budget zu 100 Prozent ausschöpft. Ich glaube, das gehört auch einmal erwähnt.

Grundsätzlich finde ich das Programm wirklich sehr gut. Natürlich kann man nach einer gewissen Zeit – und das erwarte ich mir auch – evaluieren und schauen, was man adaptieren kann.

Was mich besonders stört, ist, dass das Programm noch nicht bei den Lehrlingen an­gekommen ist, damit wurden Sie im Wissenschaftsausschuss auch konfrontiert. Ich weiß, es gibt viele Bemühungen auch der Kammern – darüber haben wir auch schon diskutiert –, dennoch sprechen die Zahlen noch nicht für sich.

Ich weiß, Niederösterreich ist ein besonders positives Beispiel. (Bundesrätin Zwazl: Nicht nur im Osten ...!) Seit dem Jahr 2000 absolvieren in etwa 7 000 Lehrlinge Aus­landspraktika mit Erasmus+, das heißt, im Jahr etwas mehr als 380 Lehrlinge, im Ver­gleich dazu sind es bei den Studierenden seit dem Jahr 2000 jährlich über 7 000. Da haben wir noch Luft nach oben, um dieses Angebot auch für die Lehrlinge auszu­bauen.

Wir erwarten uns Adaptierungen, Herr Minister, gerade betreffend Flexibilisierung der Zeiten, mehr Informationen oder auch bessere Anrechnungen für die Lehrlinge. Das würden wir uns in diesem Bereich erwarten.

Auffallend ist auch, dass Österreich als Incoming Country für Erasmus+ nur im Mittel­feld ist, 253 Studierende kamen 2016 nach Österreich, in Spanien waren es 695, in Frankreich 483, in Deutschland 420, also wir haben noch Nachholbedarf, wenn es um die Erasmus+-Attraktivität von Österreich geht.

Das Programm nimmt auch deswegen einen so großen Platz im Bericht ein, weil in der zweiten Jahreshälfte – also während des österreichischen Ratsvorsitzes  mit einem Entwurf für ein Nachfolgeprogramm begonnen werden soll.

Wir erwarten uns, dass dabei auch auf die soziale Dimension Rücksicht genommen wird, auch auf die Lehrlinge. Österreicher, die Auslandsaufenthalte absolvieren, kom­men nur zu 15 Prozent aus einer niedrigeren sozialen Schicht, aber 22 Prozent kom­men aus einer hohen Schicht. Darauf sollte man auch entsprechend Rücksicht neh­men. Auffallend ist auch, dass gerade die Mobilität an den Pädagogischen Hochschu­len gering ist. Also da ergeben sich auch Handlungsfelder für Sie. Wir Grüne sehen Erasmus+ als ein europäisches Erfolgsprojekt, es steigert die Kompetenzen, verbes­sert berufliche Perspektiven und prägt nachhaltig die europäische Identität.

Leider wird in diesem Bericht aber nicht auf die Probleme und Herausforderungen ein­gegangen. Herr Minister, wir erwarten uns gerade im Bereich Euratom eine klarere Positionierung oder auch etwas mehr Tatendrang, wenn es um den Infrastrukturaus­bau geht. Auch in vielen anderen Bereichen wird im Bericht nicht konkret auf die Punk­te eingegangen, es sind immer wieder die gleichen Sätze, wie ich sie leider schon von der Vorgängerregierung gelesen oder mitbekommen habe.

 


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