BundesratStenographisches Protokoll884. Sitzung, 884. Sitzung des Bundesrates am 11. Oktober 2018 / Seite 34

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Bei den Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es ähn­lich: Auch da verfügen bereits an die 100 Prozent, also fast alle, über Internetanschluss und die entsprechende Vernetzung.

Es ist auch keine Neuigkeit, dass sich auch der Arbeitsmarkt aufgrund der Digitalisie­rung verändert und dies auch stetig und weiterhin tut. Manche Tätigkeiten im Beruf verändern sich stark, einzelne Berufe verschwinden gänzlich, wieder andere Berufs­felder entstehen aber auch neu. Hinzu kommt – und ich glaube, das wird uns in Zukunft noch weit mehr beschäftigen, als es uns heute bewusst ist – die ständige Erreichbarkeit auch in beruflicher Hinsicht. Studien haben ergeben, dass beinahe drei von vier Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern schon auf dem Weg zur Arbeit bei­spiels­weise ihre Mails abrufen, Anrufe tätigen und weitere berufliche Dinge erledigen. Das führt in immer mehr Fällen zu einem Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit, zu einer verringerten Möglichkeit des Ausgleichs und hat oftmals auch ein Ausbrennen zur Folge.

In Norwegen beispielsweise wird dem, wie ich finde, auf sehr moderne Art entgegen­gewirkt, und bereits das Pendeln zur Arbeitszeit hinzugerechnet. Auch in England gibt es inzwischen Bestrebungen genau in diese Richtung, nicht ohne natürlich gleichzeitig auch auf etwaige Auswirkungen auf das öffentliche Verkehrsnetz zu achten. Umso verwunderlicher und unverständlicher ist dann für mich also, dass man gerade in Österreich nun mit der Einführung eines 12-Stunden-Tages und einer 60-Stunden-Woche genau den gegenteiligen und aus meiner Sicht wenig zukunftsgerichteten Weg geht. Ich glaube, das ist ein weiterer Aspekt in dieser Angelegenheit, den wir mit großer Sorge wahrnehmen müssen, was wir auch tun. (Bundesrat Längle: Das ist eine Arbeitszeitflexibilisierung! Nicht 12-Stunden-Tag!)

Es ist jedenfalls klar, mit dem digitalen Wandel gehen eine ganze Reihe von Chancen und Möglichkeiten, gleichzeitig aber auch viele Herausforderungen und Risken einher. Das hat wiederum zur Folge, dass die Politik, aber auch die Unternehmen und die Bil­dungseinrichtungen und Bildungsverantwortlichen viele notwendige Verantwortungs­sze­narien – wenn man es so formulieren möchte – zu entwickeln haben, und es gilt, sich diesen mit einem entsprechenden Weitblick zu stellen.

Positiv ist – das sei hier angemerkt –, dass das Ministerium immerhin 20 Millionen Euro für Initiativen und Maßnahmen im Bereich der Digitalisierung und insbesondere im Bereich der Forschung zur Verfügung stellt – so weit, so positiv –, denn das wird auch ganz entscheidend sein, um Österreich auch in Zukunft im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu halten.

Ich möchte an dieser Stelle noch mit ein paar Beispielen untermauern, warum das auch uns so wichtig ist. Beispiel 3D-Druck: Inzwischen können ganze Häuser aus­gedruckt werden. Man braucht also heute keine Ziegel mehr, man braucht einen großen Drucker, um ein Haus aufbauen zu können. Auch in der Medizin ist der 3D-Druck längst keine Theorie mehr, beispielsweise können Teile für Hörgeräte, Pro­thesenteile, Gelenksbestandteile und vieles mehr nach Bedarf ganz individuell aus­gedruckt werden. Das eröffnet natürlich in unzähligen Bereichen ganz neue Produk­tionsformen und erleichtert auch vielfach Transporte.

Beispiel Internet der Dinge: Heute braucht es keinen klassischen PC mehr, um sich zu vernetzen. Die unterschiedlichsten Geräte, Fernsehgeräte, Uhren, Autos und vieles mehr, erlauben heute das Erstellen von diversen Zustandsinformationen und die Kom­munikation untereinander. Das Internet der Dinge ist somit beispielsweise auch die Basis für autonome, also selbstfahrende Fahrzeuge, und das wiederum ermöglicht ganz neue, völlig neue Mobilitätskonzepte.

 


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