BundesratStenographisches Protokoll884. Sitzung, 884. Sitzung des Bundesrates am 11. Oktober 2018 / Seite 41

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sondern in der Steiermark, wenn Speck Handl die neueste Produktionsstätte im Speck­bereich in den Bergen in Tirol baut, dort 60 neue Arbeitsplätze schafft und nicht irgendwo anders. Das heißt, die Digitalisierung ermöglicht uns, dass wir viele verloren­geglaubte Arbeitsplätze wieder zurückholen.

Oftmals gibt es den Irrtum, dass geglaubt wird, je mehr Roboter wir haben, umso höher ist die Arbeitslosigkeit. – Gerade das Gegenteil ist der Fall: Zum Beispiel in Griechen­land gibt es 70 Industrieroboter pro 10 000 Beschäftigte, bei uns circa 155, in Deutsch­land 300, in Südkorea 600. Je mehr wir davon haben, je moderner wir sind, je innova­tiver, technologisch weiter wir sind, umso mehr Arbeitsplätze schaffen wir und umso geringer ist die Arbeitslosigkeit.

Da haben wir bei der Digitalisierung eine ganz besondere Aufgabe. Wir müssen bei dem Thema Fachkräfte darauf achten, dass auch die Ausbildungen so stattfinden, wie unsere Jugend es braucht. Darum gibt es in der Lehre einen Schwerpunkt auf Digita­lisierung der Lehrberufe. Wir haben 200 verschiedene Lehrberufe, davon ist zum Beispiel der Dachdecker das letzte Mal 1973 überarbeitet worden. Es gibt ganz neue Aufgaben, die unsere Jugend zu erfüllen hat, und wir müssen sie mit den Fähigkeiten dazu ausstatten. Da braucht es gemeinsam mit den Sozialpartnern eine Überarbeitung dieser Lehrberufe. Da dürfen wir gerne ein bisschen an Geschwindigkeit zulegen.

Und es braucht neue Lehrberufe: Ich gebe Ihnen als Beispiel E-Commerce-Kaufmann und E-Commerce-Kauffrau. Erst vor Kurzem – am 1. September – eingeführt, gibt es bereits 52 Lehrlinge, davon 40 Prozent Frauen, und wir sprechen eine weitere Zielgruppe an, nämlich einige, die Matura gemacht haben. Es braucht auch neue Formen der Lehre, wie eine duale Akademie, wie sie gerade in Oberösterreich sehr erfolgreich getestet wird, und die viele Bundesländer übernehmen möchten. Ich möchte Sie bitten, das auch in Ihr Bundesland mitzunehmen. Duale Akademie be­deutet zwei Jahre Lehre nach der Matura. Besonders die technischen Lehrberufe sind auch sehr geeignet dafür; sie sind auch dazu geeignet – je mehr Software sie ent­halten -, mehr Frauen anzuziehen und in diese hochwertigen Arbeitsprozesse hinein­zubringen.

Wir haben also große Aufgaben in der Wirtschaft und in der Bildung, da stimme ich mit Ihnen vollkommen überein. Wir haben eine dritte große Aufgabe, die in der Verwaltung liegt. Verwaltung und Regierung müssen in der Digitalisierung Vorbild sein, Impuls­geber. Wenn sie das tun, dann können die Unternehmen davon profitieren, die Start-ups, die unterschiedliche Lösungen entwickeln. Wir können uns da sehr rasch nach vorne bewegen.

Darum ist der dritte Schwerpunkt bei mir das digitale Amt: oesterreich.gv.at ist in Vorbereitung, wir sind im nächsten Jahr so weit. Meine Projekte gehen oft nicht so schnell, da geht es nicht nur um eine Veränderung des Gesetzes – was als Rahmen notwendig ist –, da sitzen Menschen dahinter, die programmieren, die Ideen zur kreativen Umsetzung haben. Wir werden sehr bald so weit sein, dass man die wich­tigsten Behördenwege, wenn man das mag, von zu Hause aus – im Sinne von E-Government zu Mobile Government –, von mobilen Endgeräten aus machen kann; man muss nicht, aber man kann, es ist eine Möglichkeit.

Da schließt sich der Kreis: Wenn wir solche Services anbieten, müssen wir auch dafür sorgen, dass alle auf diesem Weg mitkommen und es entsprechend leichter haben. Ich glaube, wir sind da auf einem guten Weg. Wir haben gemeinsam in den ersten Mona­ten einiges weitergebracht: Digitalisierungsagentur, Pakt für digitale Kompetenz, Überarbeitung von Lehrberufen, unterschiedlichste Themen. Die Digitalisierung ist ein Matrixthema, sie kommt überall vor. Wir tun es für diese und für die nächste Generation. Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung, wenn Sie mir dabei helfen, eine


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