BundesratStenographisches Protokoll885. Sitzung, 885. Sitzung des Bundesrates am 8. November 2018 / Seite 63

HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite

wodurch für die Banken Spielräume geschaffen werden, weitere Kredite für andere KMUs zu vergeben.

Bekanntlich leben wir in einer Niedrigzinsphase. Die Zinssätze im Euroraum liegen bei null, in der Refinanzierung beim Interbankensatz sind wir sogar bei minus 0,4 Prozent angekommen, aber die Kredite sind nicht in Umlauf gekommen. Der Geldmarkt ist nicht und nicht in Schwung gekommen. Ein Grund war, dass aufgrund der Finanzkrise die asset-backed securities, diese toxischen Papiere, zu 100 Prozent verboten wurden. Jetzt wurde hier praktisch aufgeräumt, das Ganze durchdacht, besser vermarktbar ge­macht, mit einem Qualitätssiegel behaftet und nach EU-Normen handelbar gemacht, um diesen Verbriefungsmarkt wieder in Schwung zu bringen, natürlich auf geringerem Niveau, auf stabilisiertem und transparentem Niveau. Das ist sicherlich eine gute Sa­che.

Das Zweite ist die Wiener Börse: Die Wiener Börse feiert in zwei Jahren ihr 250-jäh­riges Bestehen, eine uralte österreichische Institution, auf die wir in Österreich stolz sein können. Sie ist transparent, sie ist in jedem Sinn liquid, sie ist öffentlich und für je­dermann zugänglich, nicht so wie die ganzen Kryptowährungen à la Bitcoins, die he­rumschwirren, die gut bei Verbrecherorganisationen ankommen. Das ist ein Thema für euch, liebe SPÖ, die Kryptowährungen sind ein Thema! Diese passen zu dem Punkt, der von euch genannt worden ist, aber nicht eine ganz offizielle, transparente 250 Jah­re alte Börse.

Die Wiener Börse hat 100 000 Nutzer pro Monat und circa 2,5 Millionen Seitenaufrufe pro Monat. Das ist ein Markt! Da können sich Unternehmen präsentieren, und das ist für die österreichische Wirtschaft wichtig, das ist für eine Standortoffensive wichtig, das ist für Wirtschaftswachstum wichtig, was wiederum als Volkseinkommen jedermann zu­gutekommt.

Wir brauchen eine Landschaft, eine unternehmerische Landschaft, eine wirtschaftliche Landschaft, in der sich unsere Unternehmer präsentieren können, ihre Leistungen zei­gen können. Wie schon vom Herrn Finanzminister erwähnt, gibt es für den dritten Markt, für den direct market, viele Anfragen von Unternehmen, die hier teilnehmen wol­len. Einer ist zum Beispiel unser Skiidol Hermann Maier, der mit seinem Wirtschafts­modell, mit seinem investiven Geschäftsmodell auch Interesse hat, dieses Segment zu nutzen. Vor allem gibt es das ja schon, das ist ja nichts Neues! Das gibt es in Deutsch­land, das gibt es in Schweden, das gibt es in Amsterdam.

Wir haben in Österreich folgendes Problem: Die Gründungsoffensiven funktionieren schon, die digitalen Gründungen, die berühmten Start-ups, die greifen schon, aber die expansive Phase, die Wachstumsphase findet leider nicht hier in Österreich statt, weil es an der Finanzierung mangelt. Erst vor Kurzem hat ein Wiener Biotechunternehmen, ein ganz tolles Gründungsunternehmen mit schon vielen Mitarbeitern, beschließen müssen, nach Amsterdam an die Börse zu gehen, weil hier in Österreich die Liquidi­tätsströme eben nicht so fließen, wie sie fließen sollten.

Die Marktkapitalisierung wurde schon angesprochen, sie liegt bei 30 Prozent, weit, weit unter dem internationalen Durchschnitt. In den USA liegt sie in etwa bei 120 Prozent. Das ist die Funktion einer Börse. Diese ganzen Unternehmen wie Tesla, Microsoft, Google, Facebook, Twitter und Co wären ohne Börse nicht möglich, weil sie kein einzi­ges Prozent Gewinn gemacht haben, bevor sie überhaupt auf den Markt gekommen sind. Daher ist die Finanzierung einer Börse das Um und Auf für eine Wirtschaft. Dass es von der SPÖ dafür kein Verständnis gibt, ist nichts Neues.

Ich gratuliere unserem Finanzminister und seinem Staatssekretär für die tolle Arbeit, mit diesem Gesetz eine neue Basis für die österreichische Wirtschaft zu legen. – Vie­len Dank. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

11.44

11.44.34


 


HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite