21.55

Bundesrätin Marlies Steiner-Wieser (FPÖ, Salzburg): Herr Präsident! Werte Kolle­ginnen und Kollegen! Kollegin Hauschildt-Buschberger, ich muss Sie korrigieren: Im Ausschuss hat die geladene Expertin schon gesagt, dass Übereinstimmung mit dem Wirtschaftsministerium hergestellt werden muss, und auch das mit der EU stimmt, nur hat das nicht die Qualzucht betroffen, sondern den illegalen Welpenhandel – wegen der Freizügigkeit. Ich kann Ihnen also Ihr Gewissen erleichtern: Sie können unserem Antrag zur Qualzucht zustimmen. (Beifall bei FPÖ und SPÖ.)

Das illegale Geschäft mit den Hundewelpen boomt seit Jahren, und die Coronakrise hat es nicht gerade besser gemacht. Die Menschen haben viel Zeit zu Hause verbracht, sie haben sich nach Gesellschaft gesehnt, und was ist da netter, als ein Tier zu Hause zu haben, das, egal wie man drauf ist, einen freundlich begrüßt, eine Gaudi hat, wenn man da ist, und dass Mensch und Tier in Symbiose leben.

Großteils werden diese Welpen – was ja auch klassisch wieder in diese Corona­pan­demie passt – über Onlineportale angeboten. Die Menschen haben sich also oft Hunde bestellt, die dann auf Parkplätzen oder irgendwo über Strohmänner in Wohnungen ver­kauft wurden. Gezüchtet wurden die Hunde oder die Tiere im EU-Ausland oder noch ein bisschen weiter weg in Richtung Balkan von skrupellosen Händlern – Züchter will ich gar nicht sagen –, die diese Hunde, diese Tiere produzieren.

Gesundheit und Wohl der Tiere spielen dabei überhaupt keine Rolle. Die werden ge­halten, müssen in Kot und Urin, in verdreckten Zwingern liegen. Ich habe hier mein Tele­fon (ein Smartphone in die Höhe haltend): Mir haben Tierschutzorganisationen Fotos zugeschickt. Es ist traurig und schiach. Die Zustände sind weder hygienisch noch ge­sund geschweige denn artgerecht. Unter unwürdigen Bedingungen werden die Tiere gehalten und einfach viel zu jung zu uns nach Österreich transportiert. Das Einzige, das die Gauner an der Geschichte interessiert, ist, dass sie Profit, den maximalen Gewinn machen.

Das bittere Erwachen – weil man glaubt, man kauft einen günstigen Welpen – kommt dann relativ schnell, wenn die Tiere ihr neues Zuhause haben, denn viele Tiere sind schwer krank.

Aus dem vermeintlichen Schnäppchen kann dann innerhalb von ein paar Tagen ein todkranker Hund werden. Bei einem seriösen Züchter vor Ort passiert einem das einfach nicht. Die schauen sich schon die Elterntiere genau an. Sie sorgen für eine umfassende tierärztliche Betreuung. Es gibt Impfungen und Entwurmungen, und es wird eine art­gerechte, sehr warmherzige Aufzucht gemacht. Die Tiere werden nicht zu früh von der Mutter weggenommen.

Beim billigen Schnellvermehren beliebter Hunderassen wird einfach nicht auf die Ge­sundheit dieser Tiere geschaut. Sehr oft werden die Mutterhunde – wenn man sich die Bilder anschaut – in engen Käfigen gehalten und einfach nur zu Gebärmaschinen degra­diert.

Die Kollegin hat schon gesagt, dass die Tiere im Kofferraum transportiert werden – viel zu jung mit gefälschten Zuchtpapieren und Impfeintragungen. Die Hunde, die Tiere – es sind halt großteils Hunde – leiden aufgrund des viel zu frühen Entzugs von der Mutter fürchterlich und haben chronische Beschwerden und Krankheiten.

Es ist auch gefährlich – wir haben es schon gehört –, denn durch den illegalen Welpen­handel können Krankheiten eingeschleppt werden, von denen man in Österreich glaubt, dass sie vermeintlich ausgestorben sind, wie etwa die Tollwut. Derzeit – auch das wurde erwähnt – genügt eine Tollwutunbedenklichkeitsbescheinigung. Die können aber die Händler selbst ausstellen – dann aber ist noch kein Hund geimpft, das ist der Unter­schied.

Die Tollwut kann auch für Menschen tödlich sein. Ein Biss endet fast zu 100 Prozent tödlich. Darum, glaube ich, ist es im Sinne von Tier- und Menschenwohl ein guter Antrag, und ich würde wirklich ersuchen, dass sich auch Schwarz und Grün im Sinne des Tier­wohls einen Ruck geben und dem Antrag zustimmen, dass die Tiere im Rahmen wirt­schaftlicher Tätigkeiten, wenn sie nach Österreich verbracht werden, einen ausreichen­den Schutz vor Tollwut bekommen und beim Import ein Mindestalter von 15 Wochen aufweisen. Das ist der erste Antrag, in Bezug auf den wir Sie ersuchen, ihm Ihre Zustim­mung zu erteilen.

Beim zweiten Antrag, den wir behandeln, geht es um Qualzucht. Da gibt es Kaninchen mit überdimensional langen, großen Ohren, Katzen ohne Fell, Vögel ohne Gefieder und ganz, ganz kleine Hunde. Qualzucht bedeutet eine Qual für diese Tiere, sie verursacht Kurz­köpfigkeit, Verkürzung des Oberkiefers, Taubheit, verkrümmte Wirbelsäulen, Läh­mungen, Blindheit, höllische Schmerzen für die Tiere und viele weitere schreckliche Krankheiten, welche für eine Modeerscheinung einfach in Kauf genommen werden.

Für eine Modeerscheinung, für ein sogenanntes Schönheitsideal müssen Tiere – Mitge­schöpfe – leiden. Häufig leiden sie ein Leben lang an den gesundheitlichen Konsequen­zen. Da werden zum Beispiel ganz kleine Hunde gezüchtet. Die sind so klein, dass sie als ausgewachsenes Tier in einen Teebecher passen, sogenannte Teacupdogs. Diese Minizüchtungen bedeuten eine Qual für die Tiere, die unter gravierenden gesund­heit­lichen Problemen leiden. Die Bezeichnung Teacuphund ist eigentlich nur eine Marketing­bezeichnung, das heißt, es steckt wieder einmal der schnöde Mammon und nicht die Tierliebe dahinter. Es ist keine offizielle Hunderasse.

Dazu muss ich schon sagen: Wenn sich jemand einbildet, er möchte einen Hund haben, der kleiner als 15 Zentimeter ist, dann möge er sich doch bitte ein Stofftier kaufen und nicht Lebewesen quälen. (Beifall bei FPÖ und SPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

All das wäre laut § 5 Abs. 2 Z 1 Tierschutzgesetz verboten, kann aber nicht einmal ordentlich geahndet oder bestraft werden, weil das Gesetz nicht konkret genug ist. Daher wird jetzt der Antrag abgestimmt, dass die derzeit angeführten allgemeinen Qualzucht­merkmale konkretisiert werden, dass genau aufgezeichnet wird, welche Merkmale tat­sächlich unter Qualzucht fallen, damit dieses Gesetz, das es schon gibt, vollzogen wer­den kann. Vielleicht können wir die Grünen damit motivieren, dass es das Gesetz und das Verbot der Qualzucht schon gibt und es lediglich um eine Konkretisierung dahin gehend geht, was Qualzucht ist und was keine Qualzucht ist.

In diesem Sinne ersuche ich noch einmal um Zustimmung zu diesem Antrag, um Tierleid zu vermeiden. – Danke sehr. (Beifall bei FPÖ und SPÖ sowie des Bundesrates Arlamovsky.)

22.03

Vizepräsident Dr. Peter Raggl: Zu Wort gemeldet ist Bundesrat Martin Preineder. Ich erteile es ihm.