Besonders erfreulich bei diesen Vergleichen – und das ist auch absolut so – ist, feststellen zu können, daß wir in Österreich im Vergleich zu anderen Staaten Europas, und zwar mit beachtlichem Abstand, die niedrigste Arbeitslosenrate bei Jugendlichen haben, und das ist ebenfalls ein ganz wesentliches Element. Das schlechteste wäre ein Ansteigen der Jugendarbeitslosigkeit. Das müssen wir auf jeden Fall vermeiden! (Beifall bei der SPÖ.)
Diese internationalen Zahlen, die ich soeben genannt habe, sollen zu einem Vergleich dienen, dürfen uns aber keinesfalls beruhigen, denn gerade in den letzten Wochen und Monaten sind die Arbeitslosenzahlen auch in Österreich angestiegen. Wir nehmen dieses Ansteigen der Arbeitslosenzahlen sehr, sehr ernst. Wir haben aber nicht bis jetzt mit Maßnahmen gewartet, denn es wäre längst zu spät, wenn wir jetzt erst registrieren würden, daß es steigende Arbeitslosenraten gibt. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir haben bereits im Vorjahr mit neuen und intensiveren Maßnahmen auf diesem Gebiete begonnen. Von Regierungsseite wurde – gemeinsam mit den Ländern, mit den Sozialpartnern – versucht, neue Kriterien zu schaffen, neue Maßnahmen zu setzen. Es ist notwendig, auch in Zukunft die Qualität des Standortes Österreich weiter zu verbessern. Angesichts der Herausforderungen, vor denen wir stehen, ist das keine leichte Aufgabe, das wissen wir.
Die hohen Produktivitätssteigerungen haben zu einer Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Beschäftigungssituation geführt – nicht nur in Österreich. Österreich liegt aber, was Produktivitätssteigerungen anlangt – eben aufgrund der Tüchtigkeit der Arbeitnehmer und Unternehmer –, im internationalen Vergleich gesehen im Spitzenfeld. Das ist sicher gut für die Wettbewerbsfähigkeit, fordert aber auch zu noch mehr Umstrukturierungen heraus.
Im Zeitraum von 1979 bis 1994 ist die Produktivität in der Industrie um fast 80 Prozent gestiegen. Vergleichszahlen dazu: In den Vereinigten Staaten betrug die Steigerung 59 Prozent, und der Paradestaat sozusagen für Produktivitätssteigerungen, nämlich Japan, hat in diesem Zeitraum eine Produktivitätssteigerung von 30 Prozent erzielt.
Diese Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Beschäftigung, die internationale Konjunkturdämpfung, die es jetzt wieder gibt, verschärfen die Situation, und das erfordert eben zusätzliche Maßnahmen. Dazu kommt, daß auch im öffentlichen Dienst in den letzten Jahren begonnen wurde – und das ist fortzusetzen –, und zwar durch neue Büroorganisationen, durch Maßnahmen der Entbürokratisierung, Arbeitsplätze einzusparen. Wir haben daher die Aufgabe, jene Arbeitsplätze, die in der Industrie, im Gewerbebereich und auch im öffentlichen Dienst infolge von Umstrukturierungsmaßnahmen wegfallen werden, durch zusätzliche Maßnahmen zu ersetzen, um eben ein Ansteigen der Arbeitslosenrate zu verhindern.
In diesem Zusammenhang ist gerade eine Branche zu nennen, die im letzten Jahr diesbezüglich besonders im Mittelpunkt gestanden ist: Im Jahre 1995 ist die Zahl der Arbeitslosen in der Baubranche gestiegen. – Ende Jänner 1996 sind in Österreich zirka 295 000 Menschen arbeitslos, das sind um 16 000 mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. Darunter sind – konjunktur-, struktur-, aber auch witterungsbedingt – 88 600 Bauarbeiter. Die Baubranche ist daher neben dem Tourismusbereich eine der Branchen, wo zusätzliche Maßnahmen notwendig sind. Insgesamt waren 1995 in der Baubranche 35 800 Arbeitslose vorgemerkt; gegenüber dem Vorjahr war das eine Steigerung um 8,4 Prozent. Branchenspezifisch ergab das daher eine Arbeitslosenrate von 12 Prozent, eine Rate, die zwar unter dem Wert von 1993, aber über dem Wert von 1994 gelegen ist.
Daher wurde bereits im Vorjahr vom Bundeskanzler, von den zuständigen Ministern und auch vom Sozialminister eine Reihe von neuen Maßnahmen erarbeitet; unter anderem: zusätzliche Investitionen im Infrastrukturbereich, Möglichkeiten, im Wohnbaubereich zusätzlich aktiv zu werden. Außer diesen beiden spektakulären Maßnahmen wird es auch notwendig sein, mit der Branche, mit allen gemeinsam neue Wege zu finden, beispielsweise nicht nur in Richtung Neubau, sondern auch in Richtung Verbesserung zu gehen.
Ich denke in diesem Zusammenhang an einen der Vorschläge, die gekommen sind – ihre Umsetzung ist sicher zu überlegen, sie sind zu vertiefen –, wie man in der Baubranche künftig