Meine sehr verehrten Damen und Herren! Neue Ideen sind gefragt. Wir haben einiges an neuen Ideen – natürlich im Rahmen der jeweiligen Parteien; ich spreche jetzt für die Volkspartei – entwickelt. So wurde unter anderem die Meinung vertreten, daß wir eine neue Phase einleiten müßten, nämlich eine Phase, wo sich beispielsweise Lehrlinge nach deren Berufsabschluß oder auch andere Arbeitnehmer bereit finden sollten, das Risiko der Gründung eines Unternehmens einzugehen.
Ich glaube, das "Freisparen" und "Gründungssparen" – es gibt zwei Termini für dieses Modell, das nach der Art des Bausparens entwickelt wurde, und zwar von der Volkspartei – müssen umgesetzt werden, und diese wollen wir auch umsetzen, weil wir als Arbeitnehmervertreter wissen, daß jedes neugegründete Unternehmen, jeder neugegründete Betrieb in den ersten drei Jahren fünf neue, zusätzliche Arbeitsplätze schafft. Wenn wir also 40 000 bis 50 000 solcher neuer Unternehmungen in den nächsten Jahren auf die Beine stellen könnten, so würde das die Schaffung von 200 000 bis 250 000 neuer Arbeitsplätze bedeuten. Darum gilt es, gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen, und darum gilt es, erfolgreich zusammenzuarbeiten, denn das wollen wir zugunsten der betroffenen Menschen auch erreichen. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es kann doch nicht ohne weiteres hingenommen werden, daß im vergangenen Jahr über 180 000 Personen temporär arbeitslos waren; diese hatten allerdings eine Zusage zur Wiedereinstellung und konnten deshalb nicht vermittelt werden. Warum sollte es denn nicht gelingen, in einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller davon betroffener Gruppierungen, also des Arbeitnehmers, der Betriebe, aber auch des Arbeitsmarktservices, viele dieser 180 000 Personen überhaupt nicht arbeitslos werden zu lassen, indem wir mit einem klug ausgehandelten Modell von Jahresarbeitszeitverträgen, wo eben jeder seinen Beitrag leistet, für diese 180 000 Personen eine ganzjährige Beschäftigung ermöglichen? Solche Ideen, solche kreativen Lösungen sind gefordert! Darüber gilt es Diskussionen zu führen. Wir sollten in den kommenden Wochen alles daransetzen, derartige Ideen auch zu verwirklichen. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein weiterer Punkt: Wenn wir europaweit vergleichen, wie die Entwicklung der Teilzeitarbeitsplätze ist, dann sehen wir, daß wir in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Unionsstaaten meilenweit zurückliegen. In ganz Österreich sind rund 10 Prozent aller Arbeitsplätze Teilzeitarbeitsplätze, das sind rund 300 000 Arbeitsplätze; an der Spitze der europäischen Unionsstaaten führen diesbezüglich die Niederlande; und zwar mit 36 Prozent. Wenn es uns in einer gemeinsamen Anstrengung von Betrieben und Arbeitnehmern gelänge, beispielsweise 5 Prozent Teilzeitarbeitsplätze zusätzlich zu schaffen, also deren Zahl von 10 auf 15 Prozent zu erhöhen, so würde das die Schaffung von 150 000 neuen Teilzeitarbeitsplätzen bedeuten. Das ist durchaus machbar.
Wir haben im öffentlichen Dienst – beispielsweise im Lehrerbereich – etwas ähnliches verwirklicht. Ich glaube, wenn sowohl im öffentlichen Dienst als auch in der Privatwirtschaft diese Idee aufgegriffen würde, hätten viele Menschen – beispielsweise Frauen, die Beruf und Familie für einen Zeitraum von etwa fünf bis zehn Jahren vereinbaren wollen, oder ältere Personen, die ganz einfach nicht mehr die gesamte Arbeitszeit, die vorgeschrieben ist, voll erfüllen, sondern nur in Teilzeit arbeiten wollen – die Chance, Arbeit zu finden. Wir brauchen neue Arbeitsformen, Arbeitsformen, die immer mehr Menschen die Chance bieten, Arbeit zu haben. Da sind wir gefordert, und in diese Richtung gilt es voranzuschreiten! (Beifall bei der ÖVP.)
Nächster Punkt: Unserer Ansicht nach ist das Schicksal vieler älterer Menschen, die nach jahrzehntelanger beruflicher Tätigkeit vorzeitig aus dem Arbeitsprozeß getrieben werden, furchtbar. Deswegen haben wir von der Volkspartei ein sogenanntes Bonus-Malus-System entwickelt, was bedeutet, daß jeder Betrieb, der einen arbeitslos gewordenen älteren Arbeitnehmer anstellt, einen Anreiz in Form eines Bonusses erhalten soll, und jeder Betrieb, der sich eines älteren Arbeitnehmers entledigt, natürlich eine fühlbare Sanktion, einen Malus dafür bekommen soll. Das sind Maßnahmen, die wir gemeinsam entwickeln und durchsetzen und auch tragen können, und wir sollten darangehen, diese auch zu verwirklichen. Damit könnten wir vielen älteren Arbeitnehmern das Los der Arbeitslosigkeit ersparen und sie auch vor der Erkenntnis bewahren, daß Erfahrung plötzlich nichts mehr zählt. Das sind doch Werte, die man dem einzelnen