Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 4. Sitzung / Seite 73

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dürfen aber sicherlich nicht den Kopf in den Sand stecken, denn sonst kann es leicht passieren, daß wir ohne Kopf aufwachen – und das wäre schlecht, glaube ich.

Daher, meine Damen und Herren, muß man – wenn man diese gesamte Entwicklung und das Ansteigen der Arbeitslosigkeit betrachtet – versuchen, die richtigen Analysen zu machen und dann in der Arbeitsmarktpolitik die richtigen Maßnahmen setzen.

Klar ist: Arbeitsplätze werden nur durch funktionierende, gewinnbringende Betriebe geschaffen beziehungsweise gehalten. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie beim Liberalen Forum.)

Ich möchte nochmals klar und deutlich darauf hinweisen, daß es in der Hauptsache die Klein- und Mittelbetriebe waren, die in den letzten zehn Jahren, neben der öffentlichen Hand, Arbeitsplätze geschaffen haben, nämlich produktive Arbeitsplätze, rund 200 000 an der Zahl. Dafür muß man gerade diesem Wirtschaftsbereich besonders danken und weiterhin alles tun, um diese Betriebe erfolgreich sein zu lassen. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Als praktizierender Unternehmer möchte ich hier betonen: Arbeitsplätze können nur durch Aufträge gesichert werden. Weder durch Verordnungen noch durch Vereinbarungen wird man Arbeitsplätze sichern beziehungsweise schaffen, sondern nur durch erfolgreiche unternehmerische Tätigkeit.

Meine Damen und Herren! Um Aufträge zu bekommen, muß man sich dem Wettbewerb, und zwar dem internationalen Wettbewerb, erfolgreich stellen und stellen können. Das heißt, man muß konkurrenzfähig sein. Und dies ist eine Frage der Kosten, von denen heute schon so viel gesprochen wurde, und zwar der Material- und Maschinenkosten sowie der Lohnkosten, aber auch der Nebenkosten wie Energie, Umwelt, Aufwand für Bürokratie, Steuern und so weiter. Eigentlich müßte das ja jeder genau wissen und danach auch seine Handlungen richten.

Abgesehen von der Tatsache, daß die Konkurrenz aus dem Osten Europas und dem Fernen Osten, sprich Asien, immer größer wird, muß es uns bei der Betrachtung der Entwicklung schon zu denken geben, wie unterschiedlich sich das Wirtschaftswachstum im Vergleich zu den Beschäftigtenzahlen etwa zwischen Amerika und Europa entwickelt hat. Denn das wird die Zukunftsfrage für den gesamten Kontinent überhaupt sein.

Zwischen 1970 und 1992 ist die Wirtschaft in Europa real um 81 Prozent und in den Vereinigten Staaten um 70 Prozent gewachsen. Die Beschäftigung stieg in diesem Zeitraum in den Vereinigten Staaten um 49 Prozent, in Europa aber nur um 9 Prozent. In Österreich waren es 85 Prozent in diesem Zeitraum mit einer Beschäftigungssteigerung von 28 Prozent. Also wir waren sicher hier deutlich besser als das übrige Europa. Und das sollte uns auch durchaus positiv stimmen, daß wir eine größere Herausforderung gut meistern konnten.

Aber warum konnten die Unternehmungen in den USA so viel mehr an Arbeitsplätzen zur Verfügung stellen als in Europa beziehungsweise auch in Österreich? Der technische Fortschritt allein kann es jedenfalls nicht sein. (Abg. Dkfm. Bauer: Zehn Minuten warte ich schon! Sie sind der Präsident der Wirtschaftskammer! So eine Wald- und Wiesenrede halten!) Vielleicht hören Sie ein bißchen zu. (Abg. Dkfm. Bauer: Die ganze Zeit höre ich zu!) Dann ist es gut, Herr Kollege. Sie werden noch mehr hören! Haben Sie ein bißchen Geduld! Werden Sie nicht so ungeduldig. Habe ich jemanden von Ihrer Partei unterbrochen? Vielleicht sollten Sie sich ein bißchen an die Gepflogenheiten hier halten! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Es hat sich sicherlich die Arbeit verteuert, und das ist vielleicht der Grund, wo wir zu korrigieren versuchen müssen. – Ich möchte nicht mißverstanden werden, ich möchte hier keine amerikanischen Verhältnisse haben. Ich bin sehr froh, hier in Europa und vor allem in Österreich zu leben. Aber ich appelliere jedenfalls sowohl an die Regierung, an die Sozialpartner (Abg. Dkfm. Bauer: Gut!), an die Kollegen (Abg. Dkfm. Bauer: Gut!) und auch an Sie hier im Hohen Haus, mitzuwirken bei positiven Maßnahmen und nicht nur Zwischenrufe hier anzubringen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)


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